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Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
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beiden anderen endlich durch die Tür kamen, sprang sie auf. Ihren Gesichtern nach zu urteilen, hatten sie keinen guten Tag hinter sich. Eric schien erschöpft und Michael wegen irgendwas verärgert zu sein. Als einer der anderen Patienten ihn anrempelte, sah er aus, als würde er gleich auf ihn losgehen.
    »Was ist passiert?«, fragte Annabel, während sich die beiden auf ihre Stühle fallen ließen.
    »Das Übliche, Rotlöckchen. Nichts weiter. An manchen Tagen regnet es Blumen, an manchen Arschlöcher. Heute war ein Arschlochtag.«
    Annabel sah Eric fragend an, aber er wollte anscheinend nicht mehr dazu sagen. Genauso wenig wie Michael.
    »Also gut, na schön, ich muss euch nämlich was erzählen. Ich…« Annabel schaute von einem zum anderen und ein Kribbeln lief ihr über die Kopfhaut. Den ganzen Tag hatte sie es mit sich herumgetragen, jetzt wusste sie nicht, wie sie anfangen sollte. »Erinnert ihr euch an das, wovon diese verrückte Frau, April Fay, heute Morgen gesprochen hat? An das Haus mit den gelben Fenstern?«
    Die Jungs nickten stumm.
    »Ich habe in Dr. Parkers Sprechzimmer etwas entdeckt«, platzte es aus ihr heraus. »Ich… ich habe das Haus mit den gelben Fenstern gefunden.«
    »Du hast ein Haus entdeckt?«, fragte Eric und sah verblüfft aus.
    »Mit gelben Fenstern?« George klang sehr skeptisch.
    »Nein, natürlich kein richtiges Haus. Nur ein Foto davon. Es hängt zusammen mit ein paar anderen Bildern an der Wand.« Annabel war ein wenig enttäuscht von der verhaltenen Reaktion. »Soll das heißen, sie sind euch nicht aufgefallen? Aber sie hingen direkt neben der Tür.«
    »Zu meiner Verteidigung, Süße. Da hätte ein nackter Bademeister hängen können und ich hätte ihn nicht bemerkt. Ich wollte einfach nur raus.«
    »Eric, ich mein’s ernst. Wisst ihr denn nicht, was das heißt? Das bedeutet doch, dass die verrückte Frau nicht gelogen hat.«
    Michael schüttelte den Kopf. »Das heißt im Moment nur, dass sie das Foto wahrscheinlich gekannt hat«, sagte er bedächtig. »Sie war bestimmt schon öfter in Dr. Parkers Zimmer. Sie hat es genau wie du an der Wand hängen sehen und daraus eine ihrer merkwürdigen Geschichten gesponnen.«
    »Klingt logisch.« George sagte wie immer kein Wort zu viel.
    Annabel nagte an ihrer Unterlippe. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Aber was, wenn Michael sich irrte? Es war auch nur eine Theorie und sie war nicht besser als ihre. Aber sollten sie deshalb auf eine solche Chance verzichten? »Wollt ihr gar nicht mehr wissen, was mit uns passiert ist?«
    »Natürlich wollen wir das. Ich bezweifle doch nur, dass die verrückte Frau uns dabei helfen kann.«
    »Aber heute Morgen hast du doch selbst…«
    »Ich weiß, dass ich heute Morgen komisch auf das Gerede der Frau reagiert habe«, unterbrach Michael sie. »Aber verstehst du nicht, dass ich im Moment eher erleichtert bin, dass es eine einleuchtende Erklärung gibt?«
    Annabel hätte sich die Haare raufen können. Leise fluchend sprang sie auf und lief auf den Flur. Warum taten alle so, als ob ihre Entdeckung etwas ganz Normales wäre? Was hatten sie denn auf einmal?
    Sie versuchte, sich den Annäherungsversuchen einer verwirrten Frau erwehren, die eine offensichtliche Schwäche für rote Haare hatte. Was glotzt du denn so?, hätte sie am liebsten geschrien und: Ja, seht nur her, ich bin jetzt eine von euch! Doch sie behielt die Kontrolle. Und schlagartig erkannte sie, dass es weder diese Frau noch Michael war, auf die sie wütend war, sondern auf sich selbst. Sie war so überzeugt gewesen, eine heiße Spur entdeckt zu haben, dass sie gar nicht daran gedacht hatte, es von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten. Natürlich war das Foto für Michael ein handfestes Argument dafür, dass er nicht tot war. Und ja, das freute sie für ihn. Aber was, wenn noch etwas anderes dahintersteckte und April Fay mehr darüber wusste, als es den Anschein hatte?
    Annabel holte tief Luft. Sie konnte das hier nicht alleine durchstehen. Sie brauchte die Jungs und musste akzeptieren, dass sie vielleicht anderer Meinung waren als sie. Und tatsächlich, nachdem sie sich das klargemacht hatte, ging es ihr schon erheblich besser und sie kehrte zu den anderen an den Tisch zurück.
    »Tut mir leid. Ich war nur… ach, ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.«
    Auch die Jungs wirkten zerknirscht, fast so, als hätten sie ein schlechtes Gewissen.
    »Wir haben nachgedacht«, sagte Michael. »Mal angenommen, an der Sache mit dem

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