Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
unterwegs gewesen, zuletzt in Syrien. War sie ohne ihr Wissen oder auch wissentlich an etwas Brisantem beteiligt, für das sich sowohl Israel als auch die Araber interessierten?
    Aus dieser Perspektive gerieten die Ereignisse von Freitagabend in ein völlig neues Licht. Karri mochte Recht damit haben, dass die Morde an Erja, Anne-Kristiina und Lea mit Saara zu tun hatten – aber der Grund musste nicht automatisch bei Saaras Rolle als Wissenschaftlerin liegen. Wo aber dann?
    Johanna zog sich die Jacke über und ging in die Eingangshalle hinaus. Solange die Beweise darauf hindeuteten, dass Kohonen die Ratte war, war dieser für Johanna die Ratte. Aber es musste in alle Richtungen sorgfältig weiterermittelt werden. Und das bedeutete unter anderem auch in Richtung Rafiq.
    Draußen war Wind aufgekommen, dadurch war es weiter abgekühlt. Johanna fragte sich, wie es in dieser Gegend eigentlich mitten im Winter war: eisiger Wind und dreißig Grad unter Null? Schlotternd sog sie die reine Luft ein und ging zu ihrem Wagen.
    Auf der Fernstraße in Richtung Kuusamo fuhr kein einziges Fahrzeug. Die Touristensaison war schon lange vorbei, auf die kurze Herbstsaison folgte eine lange Periode des Stillstands, die die Reiseunternehmer zu verkürzen versuchten, indem sie die Hänge der Fjälls mit Schnee-Kanonen beschneiten.
    Die Autoheizung kam bei den kurzen Strecken nicht in Gang. Ein kalter Luftzug drang aus dem Gebläse, und Johanna schaltete es gleich wieder aus. Im Vergleich zu dieser Gegend war die finnische Südküste die reinste Riviera, dachte sie. Ihr fiel die zehn Jahre zurückliegende Reise nach Nizza ein, und um ein Haar hätte sie deswegen die Abzweigung zu Stenlund übersehen.
    Sie trat auf die Bremse und bog auf das Grundstück ein. Stenlund trug einen Arbeitsoverall und betankte gerade die Motorschlitten. Am Rand des Grundstücks stand ein neuer Reisebus.
    »Es geht nur um eine Kleinigkeit«, sagte Johanna.
    »Das will ich hoffen. Wegen Ihnen habe ich im Bau gesessen und …«
    »Hat Kohonen Ihnen gesagt, dass ihm letzte Woche das Gewehr, das Sie ihm geliehen hatten, abhanden gekommen ist?«
    Tomi füllte Benzin in den Tank eines roten Motorschlittens. Johanna sah, dass er sich die Antwort überlegte. Oder konzentrierte er sich nur, damit kein Treibstoff daneben ging?
    »Ja, hat er. Und weiter?«
    »Es geht schneller, wenn ich die Fragen stelle und Sie antworten. Was hat er gesagt?«
    Tomi nahm den Kanister vom Einfüllstutzen. »Er hat gesagt, die Remington sei ihm gestohlen worden.«
    »Ist so etwas nicht ziemlich ungewöhnlich?«
    »Doch, schon.«
    »Warum hat er der Polizei nichts davon gesagt?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Haben Sie ihn aufgefordert, es zu melden?«
    »Weiß ich nicht mehr. Ich glaub nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Können Sie sich noch an alles erinnern, was vor einer Woche aus Ihrem Mund gekommen ist?« Stenlund stellte den Kanister ab und richtete sich auf. »Haben Sie übrigens schon mal daran gedacht, dass Launo die Halsketten auch irgendwo gefunden haben könnte?«
    »Selbstverständlich. Wir ziehen alles in Betracht.«
    »Ich müsste mal mit Launo reden«, sagte Stenlund. »Wenigstens am Telefon.«
    »Warum? Das geht auf gar keinen Fall.«
    Stenlund strich sich über das Kinn, das am Morgen unrasiert geblieben war. »Launo sollte sich bei der Schlittensafari am Lagerfeuer um den Räuberbraten und den gegrillten Lachs für die Amis kümmern. Jetzt müssen die Karams das übernehmen. Aber Launo kennt da ein paar Tricks beim Würzen. Die muss er Tuija verraten, auch wenn sie noch so verfeindet sind.«
    Johanna schnaubte empört. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein«, sagte sie emotionaler als sie es beabsichtigt hatte. »Wir ermitteln hier in einem dreifachen Mord, und Sie fragen nach kulinarischen Finessen?«
    Stenlund schien das tatsächlich unangenehm zu sein. »Na, dann eben nicht. Ich fahr zu Tuija.«
    Johanna wollte gehen, blieb aber noch einmal stehen. »Verfeindet, haben Sie gesagt. Das ist schon einmal zur Sprache gekommen. Warum haben Kohonen und Tuija so ein schlechtes Verhältnis?«
    »Sie haben kein schlechtes Verhältnis, sie haben gar keins. Weder ein gutes noch ein schlechtes. Sie sind Luft füreinander.«
    »Okay. Versuchen Sie eine andere Würzmischung zu finden«, sagte Johanna. Sie wollte ihre unwirsche Reaktion von eben wieder gutmachen, denn in gewisser Weise hatte sie Verständnis für Stenlund. Wenn man in diesen Breitengraden rentabel wirtschaften wollte,

Weitere Kostenlose Bücher