Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz
gestrichenen Metalltür stehen, klopfte laut an und sah durch die Luke.
Kohonen setzte sich auf dem Bett auf.
»Und?«, fragte Johanna.
»Was ›und‹?«
»Sie wissen genau, was ich meine. Das Reden wird Sie erleichtern. Sie sehen müde aus.«
»Ich brauche Schlaftabletten. Seit dreizehn Jahren schlafe ich schlecht. Seit ich arbeitslos geworden bin.«
»Sie meinen, seit Sie berufsunfähig sind.«
»Von mir aus. Das ist dasselbe.«
Johanna schloss auf, trat in die Zelle und musterte Kohonen von der Tür aus. Wenn er so auf dem Bettrand saß, sah er kleiner aus als sonst. Aber er saß aufrecht da, mit geradem Rücken, und er sah Johanna forschend an.
»Haben Sie das Gefühl, auch andere Medikamente zu brauchen?«, fragte Johanna.
»Ich will keine Medikamente. Ich will einen klaren Kopf behalten, bis ich freigelassen werde.«
In Haft wirkte Kohonen tatsächlich klarer, als er es bei sich zu Hause gewesen war.
»Ich hab nachgedacht«, sagte er.
»Gut.«
»Tomis Gewehr ist mir wahrscheinlich am Freitagabend geklaut worden, als ich bei ihm war. Die Winterschuhe ebenso.«
Johanna gab sich Mühe, gelangweilt zu wirken. »Lohnt es sich wirklich, auf so etwas Zeit zu verschwenden?«
Kohonen reagierte nicht auf ihren Kommentar. »Wahrscheinlich sind sie Sonntagnacht zurückgebracht worden. Als ich an der Stelle war, wo die Salmi ermordet wurde, und mich gewundert hab. Ebenso die Halsketten.«
Es kehrte Stille ein.
»Gibt es was Neues?«, wollte Kohonen schließlich wissen.
Johanna setzte sich und sagte kalt: »Ich stelle hier die Fragen.«
Kohonen versuchte nicht, ihrem Blick auszuweichen.
»Tuija Karam hasst Sie. Warum?«
Kohonen schien von der Frage überrascht. »Woher soll ich das wissen?«
»Für mich ist dieser Fall bald beendet. Ich werde dann meine Sachen packen. Dem Richter werden die Beweise genügen, die wir bereits haben. Morgen kommt der Staatsanwalt aus Kuusamo. Sie haben jetzt die letzte Chance, vernünftig auf meine Fragen zu antworten.« Johanna machte eine kurze Pause, dann ging sie zum Angriff über: »Was haben Sie Tuija vor vielen Jahren angetan?«
In Kohonens Gesicht blitzte Zorn auf. »Ich habe Tuija nichts getan, das habe ich doch gesagt! Aber ihrem Hund habe ich sozusagen was getan, falls das hier irgendwie von Bedeutung ist.«
»Was haben Sie ihrem Hund getan?«
Er seufzte. »Damals sah es bei mir rabenschwarz aus. Ich war gefeuert worden, und mein Schädel war auch nicht im besten Zustand. Hat sich immer erst nach einer Flasche Schnaps beruhigt. Das Mädchen hat den Kadaver aus dem Wald geholt und mit Eevert im Garten begraben. Ein elendes Gespann war das.«
»Und danach?«
»Nichts. Seitdem bin ich Luft für sie. Ich versteh nicht, warum sie das so ernst genommen hat. War doch bloß eine Spitztöle.«
Johanna stellte sich das 14-jährige, einsame Mädchen vor, wie es seinen Hund beerdigte. Sie erinnerte sich lebhaft an ihren eigenen Hund Saku, und schon flammte der Hass gegen Kohonen in ihr auf.
»Dass Sie den Hund erschossen haben, hat ihr Verhältnis endgültig zerstört?«, fragte sie mit so ausgeglichener Stimme, wie es ihr nur möglich war.
»Danach hat sie kein Wort mehr mit mir gesprochen. Hat mich nicht mal gesehen. Hat sogar verhindert, dass ich zu Eeverts Beerdigung komme.«
»Und wie sind Sie mit ihr umgegangen?«
»Ganz normal. Ein paar Mal hab ich sogar versucht, mit ihr zu reden. Bis …«
Er verstummte.
»Bis was?«
Kohonen schwieg eine Weile. »Ich habe keine Beweise. Aber ich bin mir sicher.«
»Worüber?«
Er seufzte und starrte in die Ferne. Dann räusperte er sich und erzählte: »Es gibt keine Beweise dafür. Aber jedenfalls brannte das Speichergebäude, das ich gebaut hatte, ab. Was heißt gebaut, ich hatte es nur zusammengesetzt, die Balken hab ich aus dem Dorf Törmänsuu geholt. Ein alter, schöner Speicher aus dem 18. Jahrhundert. Wertvoll. Und dann, an Mittsommer, als ich mit meinem Vetter beim Fischen war, ist er von selbst abgebrannt. Und später kam eine Postkarte.«
»Was für eine Postkarte?«
»Mit der Handschrift einer Frau. Es stand drauf: ›Ohne Ilona kein Speicher.‹ Sonst nichts. Keine Unterschrift.«
»Haben Sie die Karte noch?«
»Natürlich nicht. Die hab ich sofort verbrannt.«
Kohonen hatte gesagt, was er sagen wollte. Johanna schloss die Metalltür hinter sich, ging in ihr Büro hinauf und rief Stenlund an.
»Ich hätte ein paar Fragen zu Rafiq«, sagte sie zu dem Mann, der es hörbar eilig hatte.
»Ich mach
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