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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Sie hatten ihren Konflikt beigelegt, aber sie wussten beide, dass der Friede nur bis zur nächsten Krise halten würde.
    Die Wüste vor der Grenze zum Irak war die am spärlichsten besiedelte Region Jordaniens. Die Erde dieser bei aller Kargheit schönen Landschaft schimmerte durch den Mineralgehalt rötlich, und das Mondlicht hob die roten Töne noch stärker hervor. Durch die Klimaanlage blieb es im Wagen kühl, trotzdem schwitzte Timo. Es herrschte nur wenig Verkehr, aber einige Autos waren doch unterwegs. Zum Glück. Je mehr Menschen, desto besser.
    »Hier irgendwo liegen sie«, sagte Karri so überraschend, dass Timo erschrak. »In der Trockenheit, in der Hitze.«
    »Was liegt da?«
    »Die Beweise, nach denen Saara sucht. Sie will etwas Konkretes finden. Etwas, das ein für allemal und unbestreitbar die Ereignisse des Neuen Testaments als historische Wahrheit beweist.«
    »Ich dachte, die sei schon bewiesen worden.«
    »Über Jesus gibt es praktisch keine historischen Dokumente. Nur die Evangelien. Und die wurden nicht zu seinen Lebzeiten geschrieben, sondern mindestens einige Jahrzehnte nach seinem Tod. Sie enthalten kein einziges wörtliches Zitat von Jesus. Alles ist durch wer weiß wie viele Münder gegangen. Über die Widersprüche in den Evangelien sind regalweise Bücher geschrieben worden.«
    »Du hast in Holland gesagt, der Fund von Qumran hätte nichts mit dem Christentum, sondern mit dem Judentum zu tun. Und die Schriftrollen würden nichts Umwälzendes enthalten.«
    Karri seufzte schwer und rieb sich mit den Handflächen das Gesicht. »Sie sind historisch echt, sie hätten alles Mögliche enthalten können . Sogar zeitgenössische Schilderungen von Jesus. Für die Juden war schon der Fund an sich historisch bedeutsam. Die Schriftrollen sind ihnen geradezu heilig. Und gefunden wurden sie zu der Zeit, als die Gründung des Staates Israel bevorstand. Sie bestätigten die Verbindung der Juden zum Westufer des Toten Meeres, denn dort wurden die Rollen gefunden.«
    Es wurde still im Wagen.
    »Wir kommen gleich nach Muqat«, sagte Timo schließlich. »Laut Reiseführer gibt es dort ein paar anständige Übernachtungsmöglichkeiten. Wie wär’s, wenn du bis morgen früh bleiben würdest? Ich fahre inzwischen zu den Jungs von RiskManagement und mache mir ein Bild von der Lage. Dann rufe ich dich an und sage dir genau, wie es aussieht. Wenn nötig, kann ich dich holen, von Muqat sind es nicht mehr als 60 Kilometer bis zur Grenze.«
    Karri schwieg und starrte durch die Windschutzscheibe.
    Nervös wartete Timo auf eine Reaktion.
    »Das dachte ich mir«, sagte Karri endlich gepresst. »Zuerst drängst du dich hier rein, und dann versuchst du, mich loszuwerden. Aber rate mal, wer von uns am Wegrand stehen bleibt, wenn nur einer weiterkommt?«
    Diese Frage verlangte nicht nach einer Antwort. Timo bereute zutiefst, sich darauf eingelassen zu haben, einen Amateur mitzunehmen. Bei einer Aufgabe, wo ein Menschenleben von einer einzigen Fingerbewegung am Abzug abhängen konnte, gab es kein größeres Sicherheitsrisiko als einen nervösen Laien.
    Vor der Fahrt hatten sie vereinbart, dass Timo die Entscheidungen traf, aber jetzt war diese Abmachung nur noch Makulatur. Timo begriff, dass er zwischen zwei Fronten verhandeln musste – zwischen den Entführern und Karri Vuorio. Und er war nicht sicher, welche der beiden Parteien den explosiveren Sprengstoff barg.
    Karris Herz hämmerte, obwohl er sich alle Mühe gab, ruhig zu bleiben. Wollte Timo Nortamo ihn ins Abseits drängen?
    Das würde ihm auf keinen Fall gelingen. Wenn Timo allein weitermachen wollte, würde er den ersten Schritt über Karris Leiche machen müssen. Buchstäblich.
    »Vielleicht sollten wir beide in Muqat übernachten«, sagte Timo. »Es kommt nicht auf ein paar Stunden an. Baron ist vor Ort und hat die Situation im Auge. In der Nacht agiert es sich immer schlechter als am Tag. Die Risiken sind ohnehin groß genug.«
    »Dann ist es also besser, wenn du in Muqat bleibst«, stellte Karri so nüchtern wie möglich fest und starrte weiterhin stur vor sich hin. »Ich fahre zu Baron nach Al-Ghirbati weiter. Niemand weiß, ob es auf Stunden oder Tage ankommt. Und wenn das niemand weiß, muss man die schlimmste Variante zur Handlungsgrundlage machen.«
    Plötzlich trat Timo abrupt auf die Bremse. Beide Männer wurden in ihren Gurten nach vorn geschleudert. Auf der Straße lag ein graues Bündel im Mondlicht. Aus der Nähe erkannten sie, dass es ein gerade erst

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