Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz
eingeflogen habe.
»Kaplan hätte es also leicht bis Freitag nach Pudasjärvi schaffen können«, sagte Karri.
»Wo waren Sie und Ihre Frau am Freitag? Ich meine tagsüber. Könnte es sein, dass jemand zu der Zeit in Ihrem Haus und Ihren Computern gestöbert hat?«
»Wir waren fast den ganzen Tag zu Hause. Am Vormittag war ich einkaufen. Und Saara fuhr gegen Abend zu dem Treffen mit ihren Freundinnen.«
»Meiner Auffassung nach sollten wir die Israelis jetzt erst mal außer Acht lassen und unsere Energie auf die Befreiung Ihrer Frau richten«, sagte Nortamo.
Karri musterte ihn streng. »Gut. Machen Sie das auch dem Außenministerium klar, bestimmt brauchen wir irgendwann ganz konkret dessen Hilfe.«
»Ich verstehe Ihre Skepsis gegenüber dem Ministerium. Sie ist nicht unbegründet, das AA hat seine Stärken nicht gerade im Krisenmanagement. Aber spätestens seit der Tsunami-Katastrophe wissen sie, dass sie Hilfe in Anspruch nehmen müssen, wenn sie etwas nicht selbst regeln können.«
Karri sah zu den Leuten hinüber, die hinter dem Schalter der Autovermietung herumwuselten.
»Sie haben nicht sonderlich viel Vertrauen«, sagte Nortamo zu Karri.
»Warum sollte ich Ihnen mehr trauen als anderen Bürokraten, die nichts anderes können, als um Geduld zu bitten?«
Nortamo seufzte. »Ich werde Ihnen am besten mal ein bisschen was erklären. Mein Arbeitgeber in Brüssel ist TERA, eine Polizeieinheit der EU, die gezielt Aufträge der Mitgliedsstaaten erfüllt, die mit Terrorismus und organisiertem Verbrechen zu tun haben. Wir waren an der Aufklärung von fünf Entführungen von EU-Bürgern im Irak beteiligt. In vier Fällen wurden die Geiseln freigelassen. Wir können über TERA speziell die Erfahrungen und Kontakte des italienischen und französischen Nachrichtendienstes nutzen. Und wie Sie vielleicht wissen, hat zum Beispiel im Fall Pari und Torretta die italienische Regierung nichts an die Entführer gezahlt, aber die Iraker haben trotzdem ihr Lösegeld bekommen. Es ist also alles möglich, auch dann, wenn wir beteiligt sind.«
Karri stellte überrascht fest, dass ihn Nortamos Ausführungen deutlich beruhigten. Vielleicht sollte er ihm vertrauen.
»Warum hat das Außenministerium nicht von Anfang an gesagt, dass TERA zur Verfügung steht?«, wollte Karri wissen. »Lernen die das denn nie? Wir haben Zeit verloren …«
»Saara ist die erste finnische Staatsbürgerin, die im Irak entführt worden ist«, sagte Nortamo ruhig. »Das Ministerium hat die Prozedur nicht gekannt. Wir haben uns aus eigener Initiative eingeschaltet. Außerdem geht es bei diesen Dingen nicht um Stunden oder Tage, sondern normalerweise um Wochen, manchmal sogar um Monate. Es ist noch nichts verloren.«
»Mr. Vuorio«, sagte plötzlich eine Stimme hinter Karri.
Dieser drehte sich überrascht um.
»Schön, Sie zu sehen«, sagte Ezer Kaplan mit gesenkter Stimme.
Karri warf einen Blick auf Nortamo, der den Blick ausdruckslos erwiderte.
»Timo Nortamo, TERA, Brüssel«, sagte er kühl zu dem Israeli. »Was wollt ihr beim Mossad von uns?«
Karri konnte Nortamos unspektakulären, aber effektiven Stil nur bewundern.
Der Israeli würdigte Nortamo keines Blickes, sondern hielt die Augen weiterhin fest auf Karri gerichtet. Dem war sichtlich unangenehm zumute. Er blickte erneut auf Nortamo, der nun einen Schritt auf Kaplan zuging.
»Ich übernehme jetzt die Verantwortung«, sagte Timo Nortamo unmissverständlich.
Kaplan löste den Blick noch immer nicht von Karri. »Mr. Vuorio, ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das Leben Ihrer Frau in die Hände anderer Leute legen. Seien Sie sich im Voraus darüber im Klaren, was für Entscheidungen Sie treffen wollen, wenn es ernst wird. Wenn Entscheidungen gefordert sind, bleibt nämlich nicht viel Zeit.«
»Er hat seine Entscheidung getroffen«, sagte Nortamo. »Lassen Sie uns in Ruhe.«
»Wo halten die Iraker Saara fest?«, fragte der Israeli Karri, ohne sich um Nortamo zu kümmern.
»Kommen Sie, wir gehen«, sagte Nortamo auf Finnisch.
»Wollen Sie, dass Ihre Frau am Leben bleibt?«, fragte Kaplan noch fordernder.
Karri sah Nortamo Hilfe suchend an. Dieser ergriff leicht Karris Arm, um ihn wegzuziehen.
Karri blieb stehen. »Ich weiß nicht, ob es in diesem Stadium klug ist, Hilfe abzulehnen, wenn …«
»Seien Sie nicht so blöd«, unterbrach ihn Nortamo barsch und packte ihn fester am Arm. »Wir gehen jetzt. Wie Sie schon gehört haben, ist mir vom Außenministerium, der SiPo und der
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