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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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überfahrenes Schaf war. Timo fuhr um den Kadaver herum. Im Rückspiegel sah Karri, wie von einem Beduinenlager in der Nähe ein Mann im langen Kaftan angerannt kam und seinen Stock schwenkte.
    »Gut, reden wir offen, wenn du unbedingt willst«, sagte Timo. »Für mich sieht es so aus, als wärst du nicht fähig, deine Nerven unter Kontrolle zu halten. Und darunter wird außer dir und mir vor allem deine Frau leiden.«
    »Ich denke einzig und allein daran, Saara in Sicherheit zu bringen. Ich vertraue deiner Kompetenz, aber ich will selbst sehen, was passiert. Dein Heldentum will ich gar nicht ankratzen.«
    Timo lachte gezwungen und spöttisch. »Nur ein totaler Laie kann so etwas Idiotisches von sich geben.«
    Wieder kehrte Stille zwischen den beiden Männern ein. Karri bereute seine Worte nicht. Timo strahlte ein starkes Selbstbewusstsein aus, das zeitweise fast überheblich wirkte. Karri hoffte inständig, dass auch etwas dahintersteckte.
    Er sah, dass Timo auf die Lichter eines Fahrzeugs aufmerksam wurde, das sich mit hoher Geschwindigkeit von hinten näherte. Es war ein Geländewagen, der sie mit geringem Abstand und so schnell wie ein Zug überholte. Durch den Luftdruck geriet der Peugeot ins Schwanken.
    »Ich verstehe, dass du dich auf die Israelis stützen willst, wenn es eng wird«, sagte Timo etwas versöhnlicher. »Aber ich möchte unter keinen Umständen eine Situation haben, in der Gewalt notwendig wird.«
    »Dann sind wir vollkommen auf einer Linie.«
    Karri wusste, dass er dringend Schlaf brauchte, aber er wollte nicht die Augen zumachen, solange Timo fuhr. Das Gelände beiderseits der Straße wurde hügeliger, die Straße schlängelte sich zeitweise zwischen fünf Meter hohen, scharf gezackten Felsformationen hindurch. Sie erinnerten an braunrote Stoßzähne, die aus dem Sand wuchsen.
    Das Satellitentelefon, das auf dem Armaturenbrett lag, klingelte. Karri meldete sich gespannt. Die Anruferin war Johanna Vahtera. Sie erkundigte sich nach der Lage und kam, wie es ihre Art war, schnell zur Sache.
    »Können Sie mir sagen, warum Rafiq Karam auffallend oft Ihre Frau angerufen hat?«
    Karri war verdutzt. »Wieso?«
    »Rafiqs Verbindungsdaten weisen mindestens zehn Anrufe auf der Nummer Ihrer Frau auf. Wissen Sie, worum es dabei gegangen sein könnte?«
    »Keine Ahnung.« Karri spürte, wie seine Wangen heiß wurden.
    »Wissen Sie, ob sich die beiden getroffen haben?«
    »Natürlich haben sie sich getroffen.«
    »Ich meine unter vier Augen.«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen …« Karri hustete. »Vielleicht im Supermarkt oder irgendwo. Sind Sie sich bei der Nummer sicher? Warum sollte Rafiq Saara angerufen haben?«
    »Das will ich ja gerade von Ihnen hören.«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Ich hätte da eine Theorie. Sie stimmt im Prinzip mit Ihrer These überein, dass Erja, Anne-Kristiina und Lea ermordet wurden, weil sie am Freitag durch Saara etwas erfuhren, das sie nicht wissen sollten. Könnte es sein, dass es dabei nicht um Saaras Forschungen ging, sondern um etwas, das mit dem arabisch-israelischen Konflikt zu tun hat? Rafiqs Bruder Ibrahim hat Kontakte zu Mitgliedern von islamistischen Gruppierungen. Wir ermitteln nun ernsthaft, inwieweit Rafiq mit den Morden zu tun haben könnte.«
    Karri spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. »Saara hat sich nie an irgendwelchen politischen Aktionen beteiligt. Allein der Gedanke ist vollkommen lächerlich. Ihre Leidenschaft richtet sich ausschließlich auf die Bibelforschung.«
    »Sie wissen genau, dass man im Nahen Osten die Religion nicht von der Politik trennen kann. Vielleicht ist Saara bei ihrer Syrienreise in etwas hineingeraten, das mit dem Verhältnis zwischen Israel und den Arabern zu tun hat? Melden Sie sich bei mir, wenn ihnen zu Rafiq etwas einfällt!«
    Karri murmelte etwas, dann ließ er bestürzt das Telefon in den Schoß sinken. Ihm kamen Erinnerungsfragmente von Saara in den Sinn, einzelne Verhaltensweisen, auch Sätze, die ihm bis eben noch unzusammenhängend und bedeutungslos erschienen waren. Bemerkungen wie »Rafiqs Heimat« und »Rafiqs Volk«, die Erwähnung, Rafiq im Geschäft getroffen zu haben, auch die Aussage, es sei bewundernswert, wie er sich den nordischen Verhältnissen angepasst habe.
    Womöglich ging es gar nicht um Politik, sondern um etwas viel Persönlicheres? Zuerst Luuk und dann Rafiq … Karri wehrte sich gegen die Vorstellung von einer Beziehung zwischen Saara und Rafiq. Er musste es tun. Jetzt war es

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