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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Gestalt annahm.
    Irgendwo war sie, die Ratte, und Johannas Aufgabe bestand darin, ihr eine Falle zu stellen.
    Spät am Vorabend war Johanna wegen der Morde angerufen worden. Sie war gerade aus dem Kino gekommen, wohin sie Niklas gelockt hatte. Nikke war ein harmloser Kerl, IT-Spezialist der Polizeihochschule, frisch getrennt von seiner Lebensgefährtin. Es würde nichts zwischen ihnen passieren, Nikke war für Johannas Geschmack viel zu antriebslos, aber er war witzig, und Spaß gab es in ihrem Leben nicht allzu viel. Sie konnte allerdings nur hoffen, dass sich Nikke keine größeren Hoffnungen machte.
    Gleich nach dem ersten Anruf war Johanna klar gewesen, dass es sich bei den Todesfällen in Pudasjärvi nicht um die üblichen Gewaltverbrechen handelte, die mit der Schnapsflasche in der einen und dem Messer in der anderen Hand verübt wurden. Vielmehr lagen hier Fälle vor, bei denen Johannas Erfahrung als Profilerin hilfreich sein konnte, dem Täter auf die Spur zu kommen. Das staatliche Kriminalamt KRP – die Zentralkripo – hatte den Fall übernommen und Johanna als Leiterin der Ermittlungen eingesetzt. Das hatte tiefe Genugtuung in ihr ausgelöst, denn die Wahl bestätigte aufs Neue ihren Status als führende Expertin in Sachen Kriminalpsychologie in ganz Finnland – neben ihrem Kollegen Himberg.
    Es kribbelte ihr in den Fingern. Sie hatte das Gefühl, nur dann vollkommen lebendig zu sein, wenn sie bei der Arbeit mit großen Herausforderungen konfrontiert wurde. Ein wenig machte ihr das auch Sorgen, denn eigentlich müsste man sich auch in der Freizeit ganz und gar vital fühlen. In letzter Zeit war ihr das allerdings schwer gefallen.
    Normalerweise fand die Arbeit einer Ermittlungsleiterin am Schreibtisch statt, aber in einem Fall wie diesem wollte Johanna unbedingt vor Ort dabei sein – schon allein, weil man mit weiteren Opfern rechnen musste.
    Außerdem wollte Johanna auch dem Helsinkier Herbst entfliehen.
    »Es ist acht Uhr. Nachrichten in Radio Nordost. Im Studio Jallu Mähönen …«
    Am Straßenrand huschte ein Schild vorbei, das die Überschreitung einer Gemeindegrenze anzeigte, aber rechts und links der Straße breitete sich weiterhin niedriger, von Sümpfen durchsetzter Wald aus. In der Ferne erhoben sich bewaldete Hügel.
    »Willkommen in Pudasjärvi«, sagte Kekkonen. »In einer der größten Städte der Welt.«
    Johanna grinste, als sie begriff, was Kekkonen meinte.
    »5 900 Quadratkilometer«, fügte er hinzu. »London hat nur 1600.«
    »Und wie viele Einwohner?«
    »Knapp 10 000. 1,7 Menschen pro Quadratkilometer. Wie man sieht. In London sind es 4500.«
    »Wann ist Pudasjärvi denn zur Stadt erhoben worden?«
    »Anfang 2004.«
    Warum bloß, dachte Johanna, behielt die Frage aber für sich. »Sieht nach einer ziemlich … naturnahen Stadt aus.«
    »In Pudasjärvi ermittelt die Zentrale Kriminalpolizei im Mord an zwei jüngeren Frauen. Beide Opfer sind gestern aufgefunden worden. Aus ermittlungstaktischen Gründen macht die Polizei keine weiteren Angaben …«
    Kekkonen bremste abrupt. Es dauerte einen Moment, bis Johanna den Grund dafür bemerkte: Ein halbes Dutzend Rentiere mit zotteligem Fell und prächtigen Geweihen tauchte mitten auf der Straße im Scheinwerferlicht auf.
    »Sind wir so weit im Norden?«, fragte Johanna, als Kekkonen langsam an den Tieren vorbeifuhr.
    »Für Touristen ist das hier schon Lappland. Weil es Fjälls gibt, die südlichsten Fjälls in Finnland. Diesen Winter kommen auch wieder flugzeugweise Engländer.«
    Johanna spielte mit ihrem Notizbuch, während sie immer weiter in die Wildnis hineinfuhren. »Dieser Launo Kohonen, der die Leiche von der Yli-Honkila gefunden hat und später auch am Fundort der Leiche von Salmi aufgetaucht ist … Den möchte ich selbst vernehmen.«
    »Die Männer, die die erste Tote gefunden haben, haben wir gestern Abend schon mal befragt. Sie kommen heute Morgen zur Zeugenvernehmung. Die Polizei in Pudasjärvi sagt, dieser Kohonen sei ein widersprüchlicher Typ, Gerüchten zufolge hat er Probleme mit der geistigen Gesundheit. Von Beruf Fleischermeister, aber langzeitarbeitslos.«
    »Die Schlussfolgerungen ziehe ich lieber selbst. Wie haben die örtlichen Kollegen die ersten Maßnahmen durchgeführt?«
    »Ziemlich vorbildlich. Der Polizeichef vom Amtsbezirk Pudasjärvi-Taivalkoski hat Erfahrung mit Kriminalfällen. Mikko Sumilo heißt er. Ziemlich kompromisslos. Ist vor zwei Jahren aus Kuusamo gekommen, war dort stellvertretender

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