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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Polizeichef. Und davor war er lange bei der Kripo in Rovaniemi.«
    »Inwiefern kompromisslos?«
    »Na ja … fährt bei der Vergabe von Waffenscheinen einen ziemlich strikten Kurs. Und die Schwelle zum Einziehen der Scheine ist niedrig. Jede Menge Führerscheine werden zum Trocknen aufgehängt und so weiter. In Gegenden wie diesen darf man keinen Schlendrian einkehren lassen.«
    »Ist er auch Laestadianer?«
    Kekkonen nickte.
    Johanna machte eine Pause, dann fragte sie: »Und du?«
    Im selben Moment bereute sie ihre Frage. War das zu aufdringlich?
    »Nein«, sagte Kekkonen. »Aber über diese Dinge sollte man hier nicht so genau Buch führen.«
    »Ich habe keine Erfahrung mit religiösen Dingen. Sag Bescheid, wenn etwas auftaucht, was ich nicht einschätzen kann.«
    In der Ansiedlung, die nun mitten im Wald zum Vorschein kam, schien die Zeit stehen geblieben zu sein, sie wirkte nach außen hin abgeschlossen, beruhigend und unberührt. Der Schnee, der in der Nacht gefallen war, war zum Teil geschmolzen, aber der bewölkte Himmel versprach Nachschub. Johannas Augen pickten einige Schilder von Geschäften heraus: ARJAS NATURPRODUKTE, BLUMEN UND GRABSCHMUCK LEMMETYINEN, FORSTVERBAND.
    Ein alter Mann in langem, schwarzem Mantel schob sich auf einem mit Rädern ausgestatteten Tretschlitten über den Zebrastreifen, vorne schaukelte eine Plastiktüte vom S-Markt . Rechts stand ein Gebäude mit der Aufschrift HANKKIJA, dabei hatte Johanna geglaubt, diese Baufirma sei schon vor Jahren Pleite gegangen.
    Kekkonen hielt an einer Kreuzung an, um einen mit Baumstämmen beladenen Lkw passieren zu lassen, und Johanna richtete den Blick auf das Schaufenster in einem Holzhaus. JAMPPAS JAGD UND WAFFEN warb auf einem selbstgemachten Schild mit seinem Sortiment: SAKO-WAFFEN, GARMIN-GPS-GERÄTE, LOCKTIERE: TAUBE, ENTE (SCHWIMMEND, LANDEND), GANS, UHU, KRÄHE, SIEVI- UND PARKANO-STIEFEL, KÖDER.
    Johanna kämpfte gegen das Gefühl von Unsicherheit an, das in ihr aufkommen wollte; was um Himmels willen hatte sie in diesem finsteren, beklemmend menschenleeren Winkel der Welt verloren? Sollte sie hier zur Anwendung bringen, was sie an sonnigen Tagen in Quantico, auf einem anderen Kontinent, auf einem anderen Planeten gelernt hatte? Sie hatte das Gefühl, als würden die Profiler-Theorien des FBI hier nicht greifen. Wie zum Hohn stieg Craigs Lächeln im Café von Quantico aus den Tiefen ihrer Erinnerung auf.
    Sie schüttelte das sommerliche Bild ab und versuchte sich zu konzentrieren. Sie fuhren an Irmelis Schönheitssalon vorbei und hielten vor dem Amtsgebäude an. Vor dem Polizeirevier standen ein heruntergekommener Toyota-Geländewagen und ein funkelnagelneuer Landrover mit Vorderwinde. Johanna fragte sich, wer sich hier so etwas leisten konnte.
    Neben der Tür trat ein Mann im alten Parka von einem Fuß auf den anderen, er hatte eine Fototasche umhängen und hielt eine Kamera in der Hand.
    »Aha, allmählich kommen sie«, brummte Johanna.
    Sie stieg aus und stellte fest, dass sie für den Schneematsch die falschen Schuhe gewählt hatte. Auch vom Stil her waren die spitzen roten Lederstiefeletten vielleicht nicht hundertprozentig passend.
    Johanna kam sich vor wie in einem fremden Land. Aber die Ratte war höchstwahrscheinlich hier zu Hause.
    Der dunkelgrüne, wegen des Staubs fast grau wirkende Range Rover alten Baujahrs fuhr mit hoher Geschwindigkeit durch das chaotische Verkehrsgewühl in Al-Karkh in Bagdad.
    Die Straße war voller Schlaglöcher und Asphaltschäden. Um Heckenschützen das Leben schwer zu machen, waren Bäume und Sträucher am Straßenrand abgehackt worden. Noch immer glich die Gegend einem großen Militärlager: Stacheldraht auf Betonsperren, Panzerfahrzeuge, grüne Portakabin-Bara cken. Vor einer der Baracken hielt gerade ein Hummer-Geländewagen. Ein schwarzer amerikanischer Soldat mit Helm auf dem Kopf und einer M 16 in der Hand sprang heraus.
    An einer etwas ruhigeren Stelle erhöhte der Range Rover weiter das Tempo. Vor den Geschäften standen irakische Sicherheitsleute mit umgehängten Waffen. An den Häusern sah man die Narben des Krieges, manche hatten Löcher, von anderen waren nur noch Ruinen übrig.
    Durch eine enge Zufahrt schlängelte sich der Range Rover in einen Innenhof. Beide Vordertüren gingen gleichzeitig auf, und zwei Männer in T-Shirt, Jeans und Windjacke sprangen heraus. Sonst hatten die beiden nichts gemeinsam. Churchill war wie sein berühmter Namensvetter dick, rotgesichtig und sommersprossig,

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