Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz
führte ihn ins Wohnzimmer und versuchte seine Selbstsicherheit wiederzugewinnen. »Haben Sie auch mit Cornelia van Dijk Kontakt aufgenommen?«
»Wir haben die Forschungsarbeiten von Luuk van Dijk und Ihrer Frau verfolgt. Ich vertrete eine israelische Stiftung, die es für wichtig hält, die beiden in Sicherheit zu bringen. Cornelia van Dijk scheint nicht zu begreifen, was für ihren Mann das Wichtigste ist, aber ich vertraue darauf, dass Sie im Zusammenhang mit Ihrer Frau nicht denselben Fehler machen.«
Unter Karris zunehmende Verblüffung mischte sich immer stärkere Neugier. Er würde den Mann nicht so strikt abweisen, wie Cornelia es getan hatte. Das konnte er sich einfach nicht leisten.
»Was wollen Sie denn zu ihrer Befreiung tun? Ich glaube nicht, dass ein israelischer Unterhändler bei den Irakern besonderes Vertrauen wecken kann.«
»Die Entführer wollen Geld. Das beschaffen wir Ihnen, damit Sie die Forderungen erfüllen können.«
Karri schluckte. »Und was wollen Sie als Gegenleistung?«
»Nichts. Nur die Freiheit Ihrer Frau.«
Die Situation war Karri nicht geheuer.
»Sie wollen die Freiheit meiner Frau. Was noch?«
»Nichts. Wir wollen, dass Ihre Frau freikommt, damit sie mit ihren Forschungen weitermachen kann.«
Karri sah dem Mann fest in die Augen. Eine Mischung aus Skepsis und schlimmen Vorahnungen machte sich in ihm breit. »Haben Sie früher Kontakt mit Saara und van Dijk gehabt? Wissen die beiden von dem Interesse der Stiftung an ihren Forschungen?«
Der Mann zögerte eine Sekunde. »Sie wollten keine Drittmittel-Finanzierung.«
Karri erinnerte sich an Saaras Klagen darüber, wie schwer es sei, Gelder für ihr Projekt aufzutreiben. Wenn der Israeli die Wahrheit sagte – warum hatte Saara dann nicht das Finanzierungsangebot der Stiftung angenommen?
Andererseits: War es richtig, über das Budget der Rettungsoperation nachzudenken, wenn man am Fenster eines brennenden Hochhauses stand?
»Ich werde das Sammeln des Lösegeldes nach meinem ursprünglichen Plan weiterbetreiben. Wenn Sie mir helfen wollen, können Sie das durch eine anonyme Spende tun. Zu Saaras und Luuks Forschungsarbeiten kann ich nichts sagen. Nur die beiden können entscheiden, wie sie damit weiter verfahren. Wollen Sie die Nummer des Spendenkontos?«
»Wir können Ihrer Frau konkreter helfen, wenn Sie mir erzählen, was sie vor ihrer Abreise in den Nahen Osten gesagt oder getan hat.«
Das gefiel Karri überhaupt nicht. Gerade hatte der Mann noch behauptet, er wolle ohne Gegenleistung helfen. Jetzt versuchte er, Informationen zu bekommen. Würde Saara wollen, dass Karri etwas an den Mann weitergab? Wohl kaum. Vor allem da sie schon einmal die angebotene finanzielle Unterstützung abgelehnt hatte.
Karri wollte seine Zweifel nicht offenbaren, sondern auf Zeit spielen. Wenigstens so lange, bis der Spendenaufruf an der Öffentlichkeit war.
Der Israeli erhob sich mit ernster Miene und reichte Karri einen Zettel mit seinem Namen und einer Telefonnummer.
»Wie sind Sie überhaupt hierher gekommen?«, fragte Karri.
»Mit dem Auto und zu Fuß.«
Karri war erleichtert, als der Mann sein Haus verließ. Was war hier eigentlich los? War es möglich, dass wegen eines solchen Falles ein Mann aus Israel bis hierher in die finnischen Wälder geschickt wurde?
Vom Stellplatz drang jetzt ein Motorengeräusch herauf. Karri rannte den Weg hinab, um zu sehen, mit was für einem Auto der Mann unterwegs war. Er sah gerade noch, dass es ein hellbrauner Volvo-Kombi war, Modell Cross Country, aber das Nummernschild konnte er nicht erkennen.
Karri ging ins Haus zurück. Er hatte immer stärker das Gefühl, dass Kaplan schon früher einmal als ungebetener Gast im Haus gewesen war.
Je mehr er über die Situation nachdachte, umso größer wurde die Bestürzung über die Wende, die der Fall genommen hatte. Hatte sich der Fund, den Saara mit ihrem Team gemacht hatte, als so bedeutsam erwiesen? Oder steckte etwas völlig anderes dahinter? Die Morde konnten jedenfalls nichts mit Saara zu tun haben. Oder etwa doch?
Der stille Wald rund um das Haus wirkte plötzlich bedrohlich. Das war ihm früher nie so gegangen. Karri nahm sein Telefon. Er wollte Cornelia in Holland anrufen, aber das musste jetzt warten. Zuerst suchte er im Speicher die Nummer von Johanna Vahtera und rief sie an.
Er erzählte ihr vom Besuch des Mannes aus Israel und buchstabierte dessen Namen und den der Stiftung. The Holy Land Christian Foundation.
»Ich werde eine Anfrage
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