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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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hatte. Gleichzeitig setzte sie sich mit Polizeichef Sumilo in Verbindung, um weitere Leute zu bekommen.
    »Es ist unmöglich, den Schützen zu erwischen, selbst mit zig Männern«, sagte Sumilo abweisend. »Er ist wahrscheinlich schon irgendwo in Sicherheit. In den Wald dürfte er kaum geflohen sein.«
    Johanna wusste, dass der Polizeichef Recht hatte, auch wenn sie das nicht gerne zugab.
24
    Karri stieg auf dem Stellplatz unterhalb des Schneehuhnnests aus dem Wagen und schlug die Tür zu. Er war schockiert. Seine Hand hielt noch immer das Telefon umklammert, durch das ihm Launo Kohonen gerade von Lea erzählt hatte.
    Hinter den fallenden Flocken im Licht der Außenbeleuchtung lag der Wald in einer Finsternis, die auch der dünne Schneeschleier nicht erhellen konnte. Die vollkommene Stille wirkte noch beklemmender als am Tag.
    Karri kam mit seinen Gedanken nicht von Launos Anruf los. Launo war außer Atem und schockiert gewesen. Gegenüber dem Mörder empfand Karri lähmenden Hass. Ihm kam in den Sinn, was Saara über die Kernbotschaft des Laestadianertums gesagt hatte, über die Vergebung: Wenn jemand sündigt, wird ihm so lange vergeben, wie er sündigt. Wurde auch einem Mörder vergeben?
    Der Gedanke nahm konkrete Formen an, als Karri begriff, dass der Mörder jederzeit zur Friedensgemeinde gehen und sich vom Prediger von seinen Sünden freisprechen lassen konnte. Im Namen und im Blute Jesu.
    Dafür war noch nicht einmal ein Prediger nötig. Jedes Kind Gottes konnte das übernehmen. Saara hatte erzählt, wie sie und ihre Freundinnen sich gegenseitig von ihren Sünden freigesprochen hatten. Aber es musste doch einen Unterschied machen, ob man Tanzmusik gehört oder einen Menschen getötet hatte?
    Es fiel Karri schwer, sich Saara bei den Laestadianern vorzustellen, obwohl sie früher aktiv an den Gemeindeversammlungen teilgenommen hatte. Nach wie vor bildeten die Werte der Laestadianer die Basis für Saaras Wertvorstellungen, aber ihr Glaube hing nicht mehr von äußeren Faktoren ab. Wie alles andere hatte auch das Laestadianertum zwei Seiten: Einerseits war es die vertraute, sichere Gemeinschaft als stützendes Netzwerk, andererseits bedeutete es strenge soziale Kontrolle, schwarze Listen und öffentliche Beichten.
    Die Stellung der Frau bei den konservativen Laestadianern war eine Kröte, die Saara nicht schlucken konnte. Frauen durften nicht Pfarrer werden, sie gehörten in die Küche. Der Mann bestimmte über den Körper der Frau, selbst wenn sie nach einer jahrelangen, pausenlosen Folge von Geburten und Kinderpflege völlig am Ende war. Die Großfamilie war oberstes Gebot, auch wenn man gar nicht die Kraft und Fähigkeit dazu besaß.
    Karri öffnete den schwergängigen Riegel der Schuppentür und nahm die Handlampe vom Nagel. Vor Launos Anruf hatte ihn ausschließlich der Israeli beschäftigt, jetzt kehrte er mit den Gedanken zu dem Mann zurück. War es ein Fehler gewesen, dessen Hilfsangebot abzulehnen? Schwächte er damit seine Chancen, Saara aus den Händen der Iraker zu befreien?
    Karri ging den Pfad zum Haus hinauf. Johanna Vahtera hatte seinen Bericht über den Besuch des Israelis ernst genommen. Aus gutem Grund. Kein Ausländer schlug einfach so den Weg zum abgelegenen Schneehuhnnest ein. Nachdem er die Polizeiwache verlassen hatte, war Karri zum Essen in den Lappischen Herbst gegangen. Die Oase hatte er gemieden, um Tuija nicht sehen zu müssen – und um nur ja nicht mit der Wilderei in Verbindung gebracht zu werden.
    Normalerweise reichte ihm die Außenbeleuchtung, aber jetzt ließ er zusätzlich das Licht der Handlampe über die Baumstämme streichen. Der frische Schnee war auf dem mit Fichtennadeln übersäten Pfad wässrig geworden.
    Der Mord an Lea schien so unfassbar, dass Karri hoffte, es sei nur ein Gerücht. Aber Launos Stimme hatte nicht danach geklungen. Jede Leugnung wäre nur Selbstbetrug.
    Karri ging zur Haustür und schloss rasch auf. Er machte Licht im Flur und schloss die Tür hinter sich wieder zu. Dann ging er in Saaras Arbeitszimmer. Alles war wie zuvor.
    Oder nicht?
    Er trat an den Tisch und blickte auf die Papierstapel. War etwas daran verändert worden? Der Computerbildschirm starrte ihn stumm an. Wonach hatte der Israeli gesucht?
    Aus dem chaotischen Durcheinander von Ordnern, Mappen und Zetteln war unmöglich zu schließen, ob etwas fehlte. An den Buchrücken konnte man das gesamte Ideen-Spektrum ablesen, dem Saaras Auffassung von der Bibel entsprang. Es reichte von der

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