Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz
lachte auf. »Mir? Warum das denn? Ich werde doch wohl nicht verdächtigt?«
»Reine Routine. Außerdem funktioniert das ja auch umgekehrt. Aufgrund der Fingerabdrücke können Sie aus dem Kreis der in Frage kommenden Täter ausgeschlossen werden«, sagte Johanna lächelnd und mit einem Zwinkern.
Kohonens Anspannung ließ sichtlich nach. »Na, von mir aus.«
Johanna nahm aus ihrem Koffer das große Stempelkissen und die Formulare, auf denen die Abdrücke gemacht wurden. Finger für Finger führte sie Kohonen die Hand. Die Hände des Mannes waren schweißig und kühl.
»Sie haben gestern gesagt, sie hätten die Opfer nicht gekannt«, sagte Johanna ruhig. Sie spürte, wie Kohonens Hand sich ganz leicht anspannte.
»Was heißt gekannt.« Der Mann sprach mit gesenkter, heiserer Stimme und hustete. »Ja, ich hab sie vom Sehen gekannt. Das ist ein kleines Dorf, diese Stadt. Aber ich verkehre, wie man so sagt, nicht in denselben Kreisen.«
Johanna versuchte die Situation einzuschätzen. Wie viel Druck konnte sie ausüben?
»Sie sind zurzeit arbeitslos?«, fragte sie, als sie zum Schluss den Abdruck der Handfläche nahm.
»Auch zurzeit.«
»Was haben Sie davor gemacht?« »Ich war Metzger.«
»Warum haben Sie Ihren Arbeitsplatz verloren?«
Ein Anflug von Verbitterung huschte über sein Gesicht. »Meine Visage hat dem Ladenbesitzer nicht mehr gefallen. Dabei waren die Kunden zufrieden. Kein einziges Wort der Beschwerde in zwölf Jahren.«
Johanna erwartete, dass Kohonen weiterredete, aber er starrte nur noch vor sich hin. Er hatte eine Langsamkeit an sich, die Johanna vermuten ließ, dass er unter dem Einfluss sedierender Medikamente stand.
Sie packte die Formulare und das Stempelkissen in den Koffer. »Sie waren nebenbei Hausmeister im Ferienzentrum der Laestadianer.«
Kohonens Blick richtete sich auf sie. »Na und? Sind Sie auch schon den Klatschweibern im Dorf in die Hände geraten?«
»Klatsch interessiert mich nicht. Erzählen Sie mir die Tatsachen!«
Kohonen zeigte nun eine neue Wachsamkeit. »Sie haben aus mir einen sexverrückten Spanner gemacht. Einen verfluchten Fanatiker. Haben behauptet, ich hätte ein Loch ins Dach gemacht. Das war eine Lüge.«
Johanna verabscheute den Mann, ließ aber nicht zu, dass ihre Gefühle ihr Denken beeinträchtigten. Kohonens Gesichtsausdruck war nicht überzeugend, aber Johanna konnte allein daran nicht entscheiden, ob der Mann log oder nicht.
»An der Auseinandersetzung damals waren auch Erja Yli-Honkila und Anne-Kristiina Salmi beteiligt. Und Lea Alavuoti.«
»Versuchen diese Frömmler aus mir einen Mörder zu machen? Wissen Sie was, jemand hat Ihnen da Scheiße zu fressen gegeben! Wegen der alten Geschichte soll ich die drei umgebracht haben?«, lachte Kohonen krampfhaft und bitter. »Ich hätte allerdings manchmal Lust dazu gehabt, mein Leben ist seitdem nämlich ziemlich den Bach runtergegangen.«
Johanna gefiel überhaupt nicht, was sie da hörte. Solche Bemerkungen klangen nicht gut.
»Mit wem haben Sie gesprochen?«, zischte Kohonen auf einmal. »Mit Marjatta Yli-Honkila?«
»Für mich ist wichtig zu wissen, was wahr ist und was nicht. Es ist zu Ihrem eigenen Vorteil, wenn Sie mir alles von Anfang an ehrlich erzählen. Was haben Sie zwischen Samstagmorgen und Sonntagnachmittag gemacht?«
Kohonen wurde ernst. »Das gibt’s doch nicht, verdammt nochmal«, sagte er leise. »Verdächtigt ihr mich tatsächlich? Ja, seid ihr denn verrückt?«
»Wir sammeln Erkenntnisse. Also. Wo waren Sie?«
»Wo ich war?« Kohonen lachte noch bitterer als zuvor. »Hier natürlich. Zu Hause. Wo denn sonst?«
»Waren Sie vor dreizehn Jahren auf dem Saunadach, wie es behauptet wird?«
»Muss das jetzt auch wiedergekäut werden?« Kohonen zog eine Schachtel Zigaretten hervor. »Zweimal war ich dort. Aber nicht, als sie Krach geschlagen haben. Da war im Hauptgebäude eine Sicherung durchgebrannt, und die musste ich auswechseln. Der Kasten ist an der Rückwand des Saunagebäudes. Jedenfalls war es damals so.«
Johanna versuchte sich ein Bild von Kohonen zu machen, aber das war nicht leicht. Einerseits sah sie vor sich einen ausgestoßenen, armen Kerl, der unfair behandelt worden war, andererseits einen offensichtlich mental instabilen und verbitterten Mann, der trank.
»Wie konnte es sein, dass Sie Sonntagnacht zum Fundort von Anne-Kristiina Salmis Leiche kamen?«
»Das habe ich gestern schon gesagt. Ich habe mir die Beine vertreten und habe die Polizeiautos und den
Weitere Kostenlose Bücher