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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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ein Werkzeug für schmutzige Operationen ist. Aber es kommt auf den Blickwinkel an, was eine schmutzige und was eine saubere Aktion ist.«
    »Das wird sich bald herausstellen. Ich steige jetzt in ein Taxi, ich muss aufhören. Wann ist Ihre Maschine morgen in Amman?«
    »Um 17.35 Uhr. Ich rufe Sie an, sobald ich etwas Neues erfahre.«
    Timo legte das Telefon aus der Hand und wandte sich wieder den Papieren zu, die er vor Vuorios Anruf studiert hatte. Sie enthielten Informationen von Timos Kollegen, der beim Nahost-Desk arbeitete.
    Die Situation stellte sich als sehr außergewöhnlich dar. Der Mossad war als einer der härtesten staatlichen Geheimdienste der Welt bekannt. Die 1951 gegründete Behörde für Nachrichtendienst und Sonderaufgaben war von der Anzahl ihrer Mitarbeiter her klein, bediente sich aber mit Erfolg überall in der Welt freiwilliger Helfer und ihrer Firmen sowie israelischer Organisationen von der Fluggesellschaft El Al bis zu Industriebetrieben. Der Mossad verfügte über Fantasie und Kompetenz und hielt sich wie die meisten Geheimdienste an keinerlei internationale Spielregeln.
    Die Beispiele für die Effizienz des Mossad waren zahlreich.
    Und jetzt hatte der Mossad also Leute nach Finnland geschickt. Nach Pudasjärvi.
    Warum, zum Teufel?
    Timo wandte sich dem Computer zu und suchte nach weiteren Informationen zu RiskManagement und diesem Churchill, den Vuorio erwähnt hatte. Timo wusste, dass er einen Auftrag erhalten hatte, der in einer Tragödie enden würde, wenn er nicht mit äußerster Vorsicht und Präzision vorging.

37
    Johanna sah sich an dem Ort um, wo die drei Opfer das letzte Mal zusammen gewesen waren.
    Ein leiser, kalter Wind bewegte das trockene Schilf und die Weiden am Ufer. Der See hieß Haakanajärvi, er war von einer dünnen Eisschicht überzogen und tiefschwarz. Am Himmel hatten sich bleigraue Wolken zusammengezogen. Die so genannte Kaminstube war ein braun gestrichenes Holzgebäude mit Sauna und stand unmittelbar am Seeufer.
    »Die Leute in dieser Gegend haben keine Verwendung für so etwas, weil sie alle ihre eigene Sauna haben«, sagte Tuija Karam mit bitterem Unterton. »Ein paarmal haben sich in letzter Zeit Sportler hier getroffen. Aber die großen Firmenveranstaltungen und so weiter finden alle am Fjäll statt. Um hier Leute herzubekommen, müsste man schon in Laestadianerkreisen verkehren.«
    Johanna und Tuija gingen nebeneinander den Fußweg hinunter, Rafiq folgte ihnen schweigend. In seinem schwarzen halblangen Mantel hätte er besser nach Helsinki gepasst.
    »Aber die Frauen, die sich am Freitag hier trafen, waren doch mehr oder weniger Laestadianer, oder?«, fragte Johanna.
    »Kann man so sagen. Aber das war eine Ausnahme. Vielleicht kamen sie aus Mitleid. Um etwas gut zu machen.«
    »Wie bitte?«
    »Ach, nichts.« Tuija lachte kurz auf, wieder ziemlich bitter. »Alle vier waren in der Schule mir gegenüber richtige Hyänen. Als Erwachsene hätten sie sich eigentlich dafür schämen müssen.«
    Johanna konnte sich vorstellen, was Tuija meinte. Wenn Erjas Unterrichtsmethoden in der Schule als reife, erwachsene Frau so waren, wie es berichtet wurde, was für ein Ungeheuer musste sie dann erst als Halbwüchsige auf dem Schulhof gewesen sein.
    Johanna folgte Tuija die Holztreppe zur Veranda hinauf, wo man durch ein großes Fenster ins Innere des Saunahäuschens sehen konnte.
    Tuija schloss die Tür auf. »Sehen Sie sich in aller Ruhe um. Ich bringe inzwischen etwas am Steg in Ordnung.«
    Johanna trat in die halbdunkle Diele. Dort führte eine Tür zum Umkleideraum, Waschraum und zur Sauna, eine andere in das geräumige Kaminzimmer.
    In der Sauna waren die Fenster weit oben eingebaut, sodass man nur mit Hilfe einer Leiter hereingucken konnte. Johanna ging wieder auf die Veranda hinaus und sah Tuija eine morsche Ecke des Stegs anheben und einen Stein darunterschieben. Für die breitschultrige, muskulöse Frau war das kein Problem. Der deutlich feingliedrigere Rafiq stand wenige Meter daneben und rauchte eine Zigarette, den Kopf leicht zurückgelegt, und betrachtete den Himmel.
    Johanna betrat das Kaminzimmer: eine große, aus Natursteinen gemauerte Feuerstelle, ein massiver Tisch mit Bänken, alles aus Rundbalken gezimmert, an den Wänden Rentierfelle und -geweihe sowie weiterer Lappland-Kitsch, auf dem Dielenboden saubere Flickenteppiche. In der Ecke stand noch eine Gruppe Plüschsessel vor einem Regal mit fein säuberlich eingeordneten Büchern, Zeitschriften und

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