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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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von der Kaminstube hinauf, nachdem die Rücklichter von Johanna Vahteras Wagen verschwunden waren.
    »Woher wusste sie, dass ich Freitagnacht noch einmal weg war?«, fragte Rafiq und zog seinen Mantelkragen weiter nach oben.
    »Woher auch immer.« Tuija machte ein verärgertes und zugleich besorgtes Gesicht. »Vielleicht war einer von den Nachbarn schon wach.«
    »Warum schnüffelt die Vahtera mir nach?«
    »Was glaubst du wohl, wer in der Gerüchteküche schon längst als Mörder bezeichnet wird?«
    »Und wenn die Polizei auf die Idee kommt, ernsthaft überall herumzuschnüffeln?«, fragte Rafiq nervös. »Ich rufe Hamid an und warne ihn.«
    »Das tust du nicht. Wer weiß, ob die nicht dein Telefon abhören. Es gibt nichts zu warnen. Alles ist gut, Rafiq. Die Mordermittlungen haben damit nichts zu tun.«
    Rafiq seufzte. »Du bist dir immer bei allem so sicher.«
    Tuija legte den Arm um Rafiq und drückte ihn. »Diesmal bin ich mir sicher. Wir machen nichts rückgängig.«
38
    Das Büro von RiskManagement in Amman befand sich in einem Backsteingebäude mit Flachdach am westlichen Rand der Stadt, in Jebel al-Jofeh, unweit der Abu-Darwish-Moschee. Die Stadt war auf Hügeln errichtet. Karri hatte versucht, während der Fahrt auf dem Stadtplan die Route des Taxis nachzuvollziehen, aber das hatte sich als hoffnungslos erwiesen. Ein Teil der Straßenschilder war zwar außer arabisch auch englisch, aber dafür fehlten andere Schilder ganz.
    Neben Karri erzeugte eine mobile Klimaanlage dubiose Geräusche. Auf dem Tisch lagen englische Zeitungen. Ein jordanischer Mitarbeiter hatte erklärt, Harry Waters sei in der Stadt und komme bald zurück. Der breitschultrige Jordanier in den sandfarbenen Hosen und dem weißen Hemd wirkte mit seinem dunklen Blick eindrucksvoll bis Furcht erregend, war aber sehr freundlich. In Karris Augen sahen alle Araber gefährlich aus. Es störte ihn, dass er nicht fähig war, die Codes der arabischen Kultur zu lesen. Wegen seiner eigenen Unfähigkeit machten so viele Dinge in der arabischen Welt auf ihn einen bedrohlichen Eindruck. Die karge, militärisch anmutende Einrichtung der Büroräume minderte dieses Gefühl nicht gerade.
    Karri nahm einen Schluck von dem kühlen Getränk, das ihm der Mann gebracht hatte, und sah sich die Liste der während des Flugs eingegangenen Anrufe an. Die meisten waren von Journalisten gekommen, und Karri hatte weder Zeit noch Lust, zurückzurufen.
    Eine Bitte um Rückruf stammte vom Oberinspektor der Provinzialverwaltung. Karri wählte sofort die Nummer.
    »Es geht um die Geldsammlung, die Sie laut Presseinformationen eingeleitet haben«, sagte eine trockene Stimme. »Sie sind sich doch der Tatsache bewusst, dass Sie dafür zuerst eine Sammelerlaubnis beantragen müssen?«
    Karri beherrschte sich. »Ich hatte keine Zeit, an so etwas zu denken.«
    »Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Sammelmaßnahme illegal ist. Ich bitte Sie …«
    »Entschuldigung, ich bin im Ausland und habe wenig Zeit. Ich melde mich später noch einmal bei Ihnen.«
    Karri brach das Gespräch ab. Er war weder wütend noch erschrocken, das Anliegen des Mannes war ihm einfach vollkommen egal.
    Mit der gleichen Gelassenheit begegnete Saara den konservativen Kreisen, die immer mal wieder einen Angriff auf die Bibelforscher starteten. Allerdings war Saara selbst auch bisweilen kritisch gegenüber liberalen Theologen. Sie hatte Karri von dem amerikanischen Bischof Spong erzählt, der an einem exegetischen Wissenschaftsforum an der Universität Helsinki teilgenommen hatte. Spong zufolge beruhten die alten Überzeugungen des christlichen Glaubens auf dem Weltbild der damaligen Zeit. Auch die meisten Christen akzeptierten heute, dass die Evolutionstheorie die Idee eines ursprünglichen Paradieses ausschloss. Bischof Spong aber ging noch weiter, indem er folgerte, aus diesem Grund habe es auch keinen Sündenfall gegeben, weshalb der Sühnetod Jesu gar nicht nötig sei.
    Das war für Saara zu viel gewesen. Sie mochte nicht einmal die Ansicht einiger finnischer Bischöfe, wonach die Kirche das Recht haben sollte, über ihre Botschaft unabhängig von der Bibel zu bestimmen.
    Aber Saara war mit Bischof Spong sogar einer Meinung, dass die Botschaft der Nächstenliebe und der sozialen Verantwortung nach dem Beispiel Jesu im Zentrum des christlichen Glaubens stehen sollte. Und diese Kernbotschaft war nicht an ihre Entstehungszeit gebunden. Sie blieb, wie sie war, auch wenn einige Wissenschaftler die

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