Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz
Videokassetten.
Eine Tür führte in eine moderne Küche, in der es eine offensichtlich neue Spülmaschine, eine Großküchenmikrowelle und eine Kühl-Gefrierkombination gab.
Johanna blickte durch das große Fenster über die Veranda hinweg auf den See. Die Frauen hatten am Freitag hier in dem erleuchteten Kaminzimmer wie im Schaufenster gesessen, vielleicht vor den Augen der draußen im Dunkeln lauernden Ratte.
Johannas Augen fingen Rafiqs Blick vom Ufer her auf. Der Mann wandte sich ruhig seiner Frau zu, die vom Steg auf ihn zukam.
Rafiq verheimlichte etwas. Aber was? Und warum?
Johanna ging nach draußen und ging die Treppe hinunter zu Tuija.
»Ihr Mann hat gegen acht Uhr Pizza hierher gebracht. Und um elf hat er dann abgesperrt. Stimmt das?«
»Ja.«
»Danach sind Sie direkt nach Hause gefahren?«
Tuija nickte ungeduldig.
»War Rafiq in der Nacht noch einmal weg?«
Tuijas Blick wurde schärfer. »Wieso? Natürlich nicht.«
»Haben Sie fest geschlafen? Ist es denkbar, dass Ihr Mann nachts das Haus verlässt und nach einiger Zeit wiederkommt, ohne dass Sie es merken würden?«
»Alles ist möglich. Aber wo hätte er sein sollen? Außer … Moment mal. Wir reden ja über die Nacht von Freitag auf Samstag. Eines habe ich ganz vergessen. Ich dachte nämlich, ich hätte irrtümlich die Friteuse im Lokal angelassen, und Rafiq ist hingefahren, um nachzusehen.«
»Um welche Zeit?«
»Es muss so zwischen drei und vier gewesen sein.«
Johanna versuchte zu spüren, ob die Frau log oder die Wahrheit sagte. Warum hatte sie sich nicht gleich an den Vorfall erinnert? Hatte sie eine Notlüge erfunden, nachdem sie bemerkt hatte, dass Johanna über Rafiqs nächtlichen Ausflug Bescheid wusste?
»Warten Sie hier«, sagte Johanna. »Ich wechsle schnell ein paar Worte mit Ihrem Mann.«
Sie ging zu Rafiq und sah ihm fest in die Augen. »Sie haben gesagt, Sie seien am Freitagabend gegen elf hier gewesen, um aufzuräumen, nachdem die Gäste gegangen waren.«
»Ja, so ist es.« Rafiqs Finnisch war nahezu fehlerfrei, nur ein kleiner Akzent gab seinen Worten eine leicht lustige Note. Es klang, als würde ein finnischer Schauspieler einen Ausländer parodieren.
»Und Sie können sich nach wie vor nicht daran erinnern, hier andere Leute oder Spuren anderer Leute gesehen zu haben?«
»Nein.«
»Anschließend haben Sie Ihre Frau im Restaurant abgeholt und sind nach Hause gefahren?«
»Genau so war es.«
»Haben Sie in der Nacht das Haus noch einmal verlassen?«
Johanna behielt Rafiqs Gesicht mit den dunklen Augen fest im Blick. »Ja. Meine Frau hat mich geweckt, weil sie glaubte, sie hätte vergessen, die Friteuse auszuschalten. Ich hätte lieber weitergeschlafen, aber wegen der Brandgefahr bin ich hin, um nachzusehen.«
»War sie ausgeschaltet?«
»Ja. Die Fahrt war umsonst gewesen.« Auf Rafiqs Gesicht machte sich ein scheues Lächeln breit, das allerdings nicht die Augen erreichte. Dass er angespannt war, hatte an sich nichts zu bedeuten, die wenigsten Menschen waren fähig, gelassen und natürlich zu bleiben, wenn sie von der Kriminalpolizei befragt wurden.
»Wo waren Sie am Sonntagabend zwischen acht und zehn?«
»Zur Zeit des dritten Mordes war ich bei der Arbeit. Im Restaurant. Mehrere Leute haben mich dort gesehen.«
Rafiqs Bereitwilligkeit amüsierte Johanna. Sie überlegte, ob sie ihn zum Verhör laden sollte. Aber mit welcher Begründung?
»Eine Frage noch. Besitzen Sie eine Waffe?«
Rafiq schüttelte den Kopf. »Ich mag keine Waffen. Sie richten zu viel Schlechtes an.« »Aber Ihre Frau besitzt ein Elchgewehr.«
»Tuija ist eine Ureinwohnerin.« Rafiq lächelte. »Sie muss ab und zu in den Wald und wilde Tiere jagen.«
Johanna nickte Rafiq zu und winkte der weiter weg stehenden Tuija. Dann ging sie den Fußweg hinauf, der zu dem allein stehenden alten Haus führte, zu dem die Sauna am Seeufer einst gehört hatte. Es wurde einigermaßen in Schuss gehalten, denn die Gäste der Kaminstube parkten davor ihre Autos und gingen von dort aus zum See hinunter.
Es roch nach Schnee. Johanna machte die Tür ihres Ford Focus auf. Ihr Blick fiel auf den Audi des Ehepaars Karam. Das Geschäft schien sich zu rentieren, auch wenn sich Tuija beklagt hatte. Der Wagen war mindestens 30 000 Euro wert.
Nach dem kalten Wind vom See war es im Auto warm und heimelig. Johanna ließ den Motor an und fuhr auf dem mit Gras bewachsenen Weg zurück zur Puolangantie, die in die Stadt führte.
Tuija und Rafiq gingen den Fußweg
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