Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz
Monaten wieder verschwindet. Aber Rafiq ist nicht verschwunden, und Tuija ist darauf unendlich stolz.«
»Sie scheinen erstaunlich viel Geld zu haben, wenn man bedenkt, wie wenig Leute in der Oase essen«, merkte Hedu an.
Johanna nickte. »Geh diesem Aspekt mal ein bisschen genauer nach! Gibt es was Neues im Fall Lea Alavuoti?«
»Ihre Verbindungsdaten sind gerade gekommen«, sagte Hedu und reichte Johanna mehrere Blätter, auf denen die Anrufzeiten und die Dauer der Telefonate aufgelistet waren. »Auf den ersten Blick nichts Besonderes. Die Anrufe gingen an Erja, Anne-Kistiina und Saara Vuorio. An Saara mehr als an die anderen.«
»Ich habe mit zwei Zeugen gesprochen, die Kohonen auf dem Schießstand gesehen haben«, sagte Kekkonen dazwischen. »Sie sagen, Launo Kohonen sei ein sehr guter Schütze. Ein stiller Typ, sei in letzter Zeit hauptsächlich mit Stenlund zusammen gewesen. Davor habe er sich mit kaum jemandem abgegeben. Einsamer Wolf.«
Lopponen räusperte sich leicht und sagte: »Nach inoffiziellen Angaben von der Rentenkasse ist Kohonen gar nicht langzeitarbeitslos, sondern bezieht Berufsunfähigkeitsrente – aus Gründen, die mit seiner psychischen Gesundheit zu tun haben. Aber trotzdem …«
»… nichts überstürzen«, vervollständigte Johanna seufzend den Satz. »Stattdessen werden wir versuchen, diesen Launo Kohonen noch ein bisschen genauer kennen zu lernen.«
Johanna konnte sich für Kohonen nicht besonders begeistern, aber das behielt sie lieber für sich.
39
FINLAND. NATURALLY.
Auf der Titelseite der Hochglanzbroschüre atmete die Stille der nordischen Wildnis. George Wells, der Chef der Londoner Filiale von Texas Berkshire Corporation lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah sich die Bilder von Motorschlittensafaris, Rentieren und Lagerfeuern im verschneiten Wald an. Seine Sekretärin hatte die Reise für zwanzig Personen gebucht, nachdem der Sicherheitschef in der Zentrale in New York grünes Licht gegeben hatte.
Die Reisebestimmungen waren strikt, vor allem für die obersten Führungskräfte, aber Finnland gehörte zur niedrigsten Risikokategorie. Wells wollte genau dorthin. In Finnland gab es keine Angst vor Terrorismus, Tsunamis, Erdbeben, Infektionskrankheiten und Kriminalität gegen Touristen.
Eine völlig andere Frage war es, ob es dort überhaupt etwas Interessantes gab. Aber zumindest ein Bekannter von Wells hatte letztes Jahr vor Weihnachten dort einen Tag lang mit seiner Familie die Zeit ganz ordentlich herumgebracht.
Dadurch war Wells auf die Idee zu dem Trip in diese exotische Umgebung gekommen. Dort würden alle wenigstens für einen Moment den Stress, den sie in ihrem Job hatten, vergessen. Er blickte aus dem Fenster im 25. Stock auf die Londoner Docklands. Es nieselte, und Wells wäre selbst in seinem Nadelstreifenanzug gern in die finnische Schneelandschaft eingetaucht, die in dem Prospekt präsentiert wurde. Die Reisenden auf den Fotos trugen allerdings wärmende Overalls und sonstiges Zubehör, das von dem Safari-Unternehmen vor Ort zur Verfügung gestellt wurde. Ein Foto zeigte den Repräsentanten von Nordic Safari neben einem Schlittenhundegespann. Bei Bedarf organisierten sie sogar Rentierschlittensafaris, aber Wells schätzte, dass der größte Teil der Führungsgruppe lieber auf Motorschlitten stieg.
Ein Punkt bereitete Wells noch Kopfzerbrechen. Er brauchte unbedingt eine zuverlässige Telefonverbindung. Ob es im finnischen Wald ein funktionierendes Mobilfunknetz gab?
Wells drückte die Ruftaste und sagte zu seiner Sekretärin: »Linda, könnten Sie noch einmal überprüfen, ob die Telefone in der Gegend von Finnland funktionieren, in die wir fahren?«
Tomi sah auf dem Display, dass der Anruf aus dem Ausland kam. Er nannte darum deutlich und freundlich seinen Namen, während er den Land Cruiser am Backsteingebäude der Versicherung vorbei auf den Parkplatz vor dem Restaurant Oase lenkte.
Der Anruf kam von der amerikanischen Firma, die am Donnerstag eintreffen sollte. Sie wollten wissen, ob ihre Handys auch in den finnischen Wäldern funktionieren würden.
»Absolut, wir haben hier einen äußerst zuverlässigen Anbieter«, sagte Tomi in steifem Englisch. Er hatte längst gelernt, in jedem Satz positive Aussagen unterzubringen. Das sorgte beim Kunden für Vertrauen. »Ich spreche jetzt auch mit dem Handy, und die Verbindung ist hier jedenfalls gut.«
»Hier auch. Prima!«, antwortete die Frau. »Haben Sie schon viel Schnee?«
Tomi blickte durch die
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