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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Kommentar deinerseits sehr zu schätzen wissen.
    Gruß, Saara.
    Nachdem er Saaras Mail gelesen hatte, wunderte sich Karri immer mehr über Birgittas unwirsche Antwort. Freilich las er aus Saaras freundlichen Worten nicht nur Eile, sondern auch ein ziemliches Selbstbewusstsein heraus, das nur mühsam kaschiert war. Konnte der Mailwechsel mit Saaras Fund zu tun haben, für den sich nun die Israelis interessierten? Qumran wiederum hatte nämlich mit Israel zu tun …
    Karris Müdigkeit verflüchtigte sich. Hier im Nahen Osten hatte er das Gefühl, den Antworten auf seine Fragen immer näher zu kommen.
    Timo Nortamo stand in seinem Büro in der Rue Adolphe Buy und telefonierte mit Churchill, den er endlich an die Strippe bekommen hatte.
    »Mr. Vuorio hat Ihnen ja schon von mir erzählt«, sagte er. »Wie ist die Lage?«
    »In einer Stunde weiß ich mehr. Ich treffe mich mit einem Iraker, über den wir vielleicht Kontakt mit den Entführern aufnehmen können.«
    »Gut. Versuchen Sie den Kontakt herzustellen, aber beginnen Sie noch nicht zu verhandeln.«
    Dem folgenden Schweigen entnahm Timo, dass seine Antwort nicht auf Gefallen stieß.
    »Einer unserer Mitarbeiter ist entführt worden«, sagte Churchill betont ruhig. »Wir betreiben aktiv seine Freilassung.«
    »Das verstehe ich. Aber wir wollen bei dem Prozess dabei sein. Rufen Sie mich sofort an, wenn Sie wissen, ob Ihr Kontakt über Vollmachten verfügt.«
    Unruhig beendete Timo das Gespräch. Die Handlungsbefugnisse mussten unter allen Beteiligten geklärt werden, damit es nicht chaotisch wurde. Für ihn klang es so, als wollte Risk-Management allzu sehr die Initiative ergreifen. Das war an sich verständlich, aber nicht unbedingt vernünftig. Es durfte nicht zu einem Kompetenzgerangel kommen. Sie mussten unbedingt verhindern, das Kind mit dem Bade auszuschütten.
    Nervös blickte Rafiq Karam auf der dunklen Landstraße in den Rückspiegel, aber es folgte ihm niemand. Die Temperatur war unter Null gefallen und die Feuchtigkeit auf der Straße gefroren. Er fuhr vorsichtig, vermied schnelle Überholmanöver. Im Lauf der Jahre hatte er sich allmählich an das Fahren auf glatten Straßen gewöhnt.
    An die Dunkelheit hatte er sich allerdings noch immer nicht gewöhnen können. Im Oktober, November bemächtigte sie sich der Gegend, wenn nach klaren Herbsttagen und -nächten die Blätter von den Bäumen gefallen waren. Morgens wurde es immer später hell, und schon am Nachmittag saugte die schwarze, feuchte Erde alles Licht auf. Die Gäste, die zum Mittagessen kamen, waren dann blass und wortkarg, aber am Abend konnten laute, aggressive Männer das Lokal bevölkern. Dann zog sich Rafiq in die Küche zurück, obwohl die Bestellungen eher auf flüssige Produkte gerichtet waren. Tuija wiederum kam mit solchen Gästen gut zurecht, sie klopfte die gleichen Sprüche und ließ auch mal einen Fluch hören, wenn es sein musste, weil die Männer zu sehr in Fahrt kamen.
    Rafiq bog in die unbefestigte Straße ein, die zum Haakana-See führte. Am Ende der Straße stand das Haus, in dem Tuija früher gewohnt hatte und zu dem die Kaminstube gehörte. Beide Gebäude waren dunkel.
    Rafiq betätigte zweimal die Lichthupe, bevor er den Motor ausmachte und ausstieg. Er knipste die Taschenlampe an und richtete den Lichtkegel auf sein Gesicht, während er auf das Haus zuging. In der anderen Hand trug er eine schwarze Stofftasche. Er ging am Haus vorbei zu dem uralten Holzschuppen.
    Dessen Tür war von innen verriegelt. Rafiq blieb davor stehen und sagte leise einen arabischen Satz.
    Innen hörte man ein Geräusch, dann ging die Tür gerade so weit auf, dass Rafiq hineinschlüpfen konnte.
    Hamid stand ernst in dem Schuppen, dessen kleines Fenster mit einem schwarzen Stück Stoff verhüllt war. Auf einer Bank stand ein Radio, in dem gerade die Nachrichten von ›BBC World Service‹ liefen.
    Ohne ein Wort zu sagen, nahm Rafiq Brot und andere Lebensmittel aus der Tasche. Auf dem schmutzigen Fußboden lag ein Schlafsack.
    »Warst du auch vorsichtig?«, fragte Hamid al-Huss, hob eine Ecke des Vorhangstoffs an und spähte nach draußen. Er sah Rafiq ähnlich, war aber größer und wirkte strenger und härter.
    »Niemand ist mir gefolgt. Warum auch?«
    Hamid verstaute die Lebensmittel in einem schwarzen Plastiksack, den er, wenn nötig, mitnehmen konnte. Ursprünglich hatte Hamid in der Dachkammer des alten Hauses übernachtet, aber nach dem Besuch der Polizei in der Kaminstube war er in den Schuppen

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