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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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Winterkrieg reden. Ehemaliger Finnland-Bewunderer. Betonung auf ehemalig. Aber der Gefangene ist jetzt nicht unbedingt das Problem, sondern diejenigen, die ihn rausgeholt haben, sind es.«
    Laine hatte nichts ausgesprochen Negatives über Oberst Jankovic zu berichten, trotz mehrmonatiger Erfahrung mit dem Mann. Johanna war dadurch nicht erleichtert, sondern eher besorgt. Es wäre einfacher gewesen, wenn auf der Gegenseite das eindeutig Böse und Bestialische gestanden hätte.
    Innerlich machte sie sich darauf gefasst, dass es sich bei den Männern, die versuchten, Jankovic zu befreien, ebenfalls um Soldaten handelte. Das machte sie nervös, aber auch noch wachsamer als zuvor. Es war ein Unterschied, ob man es mit spontan handelnden Kriminellen oder mit zielstrebigen Profis zu tun hatte.
    »Wo ist der Sender versteckt worden?«, fragte sie Helste.
    »Im Motorraum. Sie werden ihn auf keinen Fall finden.«
    Etwas weiter weg waren Stimmen zu hören. Johanna drehte sich um und sah, dass der Transporter mit den Männern der Bär-Eingreiftruppe angekommen war.
    »Aha, die Jungs sind da«, sagte Helste. Johanna ärgerte sich über die deutlich vernehmbare Erleichterung. Als ließe sich die Situation mit bloßem Machteinsatz auflösen.
    Ein großer, kräftiger Mann kam auf sie zu: Oberkommissar Tom Sohlman. Johanna kannte den Leiter des Sonderkommandos. Er war Spezialist für Belagerungen und für die operative Beendung von Geiselnahmen. Mit seinem Bürstenhaarschnitt und seinen stechenden Augen hätte er selbst einer von denen sein können, die hundertfünfzig Meter weiter in dem Nissan die Geisel in ihrer Gewalt hatten. »Näränen will gerade den Entführern den Wagen übergeben«, erklärte Helste. »Es ist ein Audi. Mit Sender, aber ohne Abhörgerät.« »Warum das denn, verdammt noch mal?«, schnauzte Sohlman. Helste blickte auf Johanna und strich sich über den Schnurrbart. »Zu großes Risiko«, sagte Johanna. »Sie könnten die Wanze entdecken. Der Typ, mit dem ich gesprochen habe, scheint sich auszukennen. Jedenfalls klingt er so.«
    »Hast du ihn getestet?«, fragte Sohlman.
    Zu ihrem Verdruss musste Johanna zugeben, dass sie keine Gelegenheit erhalten hatte, herauszufinden, wie die Gegenseite auf eine Ablehnung ihrer Forderungen reagiert hätte.
    »Der Kerl ist nicht zum Reden aufgelegt«, sagte sie kurz.
    »Woraus schließt du dann, dass ...«
    »Für so etwas haben wir jetzt keine Zeit. Näränen fährt gerade los«, warf Helste ein.
    Sohlman war über die Unterbrechung sichtlich verärgert, konzentrierte sich aber sofort auf das Wesentliche.
    »Der Wagenwechsel ist der beste Moment, einzugreifen«, sagte er. »Beim Umsteigen sind alle gut sichtbar. Danach wird es wesentlich schwieriger. Außerdem haben wir bald kein Licht mehr.«
    »In dieser Phase wollen wir auf keinen Fall die Sicherheit der Geisel gefährden.« Während er das sagte, klang Helste allerdings nicht völlig überzeugend.
    »Wer trifft hier die Entscheidungen?«, fragte Sohlman. »Wir müssen dazwischengehen, wenn wir es für das Klügste halten. Sobald wir in einer Zwangslage handeln müssen, sind wir im Nachteil.«
    Helste wollte etwas sagen, aber Sohlman war noch nicht fertig: »Gerade beim Wagenwechsel ist das Risiko am geringsten. Danach kann eine Intervention sogar unmöglich sein. Auf dem Weg hierher habe ich mit der Führung gesprochen. Es muss alles getan werden, um eine Flucht des Obersts zu verhindern. Hier steht das Ansehen Finnlands auf dem Spiel.« »Und das Leben der Geisel«, konnte Johanna sich nicht verkneifen zu sagen. Aus dem Augenwinkel sah sie die Männer des SK Bär ihre Vorbereitungen treffen, was an sich reine Routine war.
    Sohlman schien ihren Kommentar nicht gehört zu haben, er polterte einfach weiter: »Ich brauche drei bis vier Minuten, um meine Leute in Stellung zu bringen. Beim Wagenwechsel schauen wir dann, ob sich eine passende Gelegenheit zur Befreiung der Geisel bietet. Falls nicht, lassen wir sie fahren.«
    Helste schnappte sich das Telefon. »Ich frage die Führung nach ihrer Meinung.«
    »Ich sage nein«, erklärte Johanna kompromisslos. Die Geisel war nicht spontan entführt worden, die ganze Operation war sorgfältig geplant. Es gab allen Grund zu der Annahme, dass ein Zugriff mit großen Risiken verbunden wäre.
    Helste begab sich mit dem Handy ein Stück vom Passat weg und telefonierte.
    Der Chef des Bär-Teams kam zu Sohlman und zeigte ihm eine Skizze der Umgebung. Die Männer zogen sich zurück, um

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