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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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sie fest an sich, dann machte er die Beifahrertür auf. Sobald sein Vater ausgestiegen war, bewegten sie sich langsam in einer dichten Traube auf den Audi zu. Johanna behielt unablässig den Monitor im Auge.
    »Scheiße«, zischte Helste. »Keine Chance.«
    Die drei Personen aus dem Nissan begaben sich dicht aneinandergedrängt zum Audi. Die Entfernung betrug nur wenige Meter. Heli Räsänen war zwischen den beiden Männern kaum zu erkennen. 23
    Auf einmal passierte etwas. Eine der drei Personen machte eine schnelle Bewegung. Heli Räsänen.
    Die Frau riss sich los und rannte auf den Wald zu, verfolgt von dem Mann mit der Sturmhaube. Sogleich ging am Nissan eine Tür auf, und ein zweiter maskierter Mann rannte den beiden hinterher. Oberst Jankovic warf sich neben dem Auto auf den Boden.
    »Die Drei und die Vier, könnt ihr sicher agieren?«, fragte Sohlman ganz ruhig ins Mikrofon.
    Die Frau hatte ungefähr zwei Meter Vorsprung. Vasa kam ihr mit jedem Schritt näher. Er streckte die Hand aus und rechnete damit, die Geisel gleich am Arm zu erwischen.
    »Verdammte Idiotin«, brüllte er die Frau an.
    Im selben Moment fiel ein Schuss und einen Sekundenbruchteil später ein zweiter. Schon beim ersten Schuss blieb Vasa intuitiv stehen. Reflexartig feuerte er mit seiner Waffe zuerst auf die Beine der Geisel und dann auf den Waldrand, in die Richtung, aus der geschossen worden war. Ohne auch nur einen einzigen klaren Gedanken fassen zu können, feuerte er eine kurze Salve in den Wald, dann richtete er den Blick wieder auf die Geisel, die im Straßengraben zusammengebrochen war.
    Da hörte er auf Englisch eine Aufforderung aus einem Megafon: »Lassen Sie die Waffe fallen und bleiben Sie stehen!«
    Vasas Lippen verzogen sich zu einem gezwungenen Lächeln. Lassen Sie die Waffe fallen... Wollte schon wieder ein Finne einem serbischen Kämpfer befehlen, die Waffen niederzulegen? Vasa drehte sich zu Radovan um, und im selben Augenblick geriet die Welt vor seinen Augen ins Schwanken.
    Radovan lag auf der Straße. Aus seiner Brust rann Blut. Die offenen Augen starrten zum Abendhimmel, ohne etwas zu sehen.
    »Lassen Sie die Waffe fallen!«
    Voller Zorn feuerte Vasan erneut in den Wald, aus dem die beiden Schüsse gekommen waren. Erst jetzt begriff er, dass einer da4°
    von für ihn und einer für Radovan bestimmt gewesen war. Er selbst war nur aufgrund eines minimalen Fehlers im Timing des Schützen verschont geblieben.
    Weiterhin Schüsse abgebend, bewegte er sich rückwärts auf den Audi zu und suchte dabei mit seinen Blicken die unmittelbare Umgebung nach seinem Vater ab. Aber vergebens. Er war fast gelähmt vor Hass und Erschütterung.
    »Vater«, rief er, während er schoss. »Vater!«
    Für einen Augenblick begrub ein Gedanke alle anderen unter sich: Der Vater war nirgendwo zu sehen - hatten die Finnen ihn etwa auch erschossen?
    »Stellen Sie das Feuer ein, oder wir schießen zurück!«, befahl die Stimme aus dem Megafon ungeduldig.
    Um sich zu schützen, feuerte Vasa weiter und lief dabei die letzten Schritte zum Audi, dessen Fahrertür offen stand. Er stieg ein und sah eine Gestalt auf dem Rücksitz liegen.
    »Vater«, sagte Vasa außer Atem, während er den Schlüssel im Zündschloss drehte. »Sag etwas! Bist du in Ordnung?«
    Er legte den ersten Gang ein und fuhr los, aber der Wagen setzte sich nur träge und unkontrolliert in Bewegung, obwohl Vasa voll aufs Gaspedal trat. Mindestens ein Reifen war zerschossen worden. Vasa sah die Frau noch immer in der Straßenböschung liegen.
    »Halt an!«, rief der Vater über den Motorlärm hinweg auf Serbisch. Draußen fielen erneut Schüsse, und ein weiterer Reifen platzte. Das Auto geriet heftig ins Schlingern.
    Ohne auf seinen Vater zu achten, gab Vasa weiter Gas. »Bleiben Sie stehen, oder wir schießen!«, schallte es aus dem Megafon. »Wir können Radovan nicht hier liegen lassen«, rief der Vater von hinten. »Die Schweine haben ihn erwischt, die finnischen Wahnsinnigen haben Radovan erwischt...«
    Seine Stimme brach. Bis dahin hatte Vasa die Stimme seines Vaters nicht einmal zittern gehört. Sie war immer wie aus Stahl gewesen.
    »Radovan kann nichts und niemand mehr helfen«, sagte Vasa mit bebender Stimme und blickte in den Rückspiegel. In der Ferne sah man die Lichter eines Fahrzeugs. Vasa trat erneut das Gaspedal durch und versuchte mit aller Kraft, das schlingernde Auto auf der Straße zu halten. »Bleib unten!«, rief er seinem Vater zu, obwohl aus irgendeinem Grund

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