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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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Licht. Und wenn wir starten, darf uns keine andere Maschine folgen. Falls doch, leiden die Geiseln. Und nun kommt unsere letzte Forderung, hören Sie genau zu. Die Geiseln werden nicht frei gelassen, bevor ihr 120 Kilo Shikimisäure an einem Ort, den wir euch noch mitteilen werden, für uns bereitgestellt habt.«
    Shikimisäure? Johanna starrte bestürzt auf Vasa, der drei Reihen vor ihr mit dem Handy am Ohr im Bus saß. Sie hörte, was er sagte, begriff es aber nicht. Nicht im Geringsten.
    Heinonen neigte sich zu ihr. »Was hat er...«
    Johanna brachte ihn mit einem Ellbogenstoß zum Schweigen. »Der Name der Substanz sagt euch vielleicht nichts«, hörte sie Vasa fortfahren. »Shikimisäure ist ein wesentlicher Bestandteil bei der Herstellung des Medikaments Tamiflu, das wahrscheinlich auch bei euch mittlerweile bekannt ist, wegen der Vogelgrippe. 120 Kilo reichen für zig Millionen Tamiflu-Tabletten aus, weil der Anteil der Säure in dem Medikament so gering ist...«
    Er ist wahnsinnig, dachte Johanna. Vasa ist ein Wahnsinniger. »Shikimisäure wird dem in China wachsenden Sternanis extrahiert. Ihr könnt beim Pharmakonzern Roche darum bitten. Dem gehört nämlich der größte Teil aller Sternanisplantagen. Kann natürlich sein, dass Roche negativ reagiert und nicht daran denkt, den knappen Rohstoff herzugeben. Für diesen Fall gebe ich euch aus purer Freundlichkeit einen kleinen Tipp. Am 7. Dezember wird eine Ladung von 120 Kilogramm Shikimisäure per Luftfracht von China über Basel nach Stockholm zum Flughafen Arlanda geliefert. Gute Nacht.«
    Johanna warf einen Blick auf Heinonen, der so verdutzt mit offenem Mund vor sich hin starrte, dass es fast komisch wirkte.
    Warum, um Himmels willen, wollten die Serben Rohstoff für Tamiflu haben? Begriff Vasa nicht, dass das eine unmögliche Forderung war? Verstand er nicht, dass sie gar nicht erfüllt werden konnte ? An Tamiflu herrschte Mangel. Zwar hatte sich die Vogelgrippe noch nicht so verändert, dass sie von Mensch zu Mensch übertragbar war, doch konnte das jederzeit passieren.
    Johanna überlief ein Schauder. Vorläufig dürfte es am besten sein, wenn Vasa nicht wusste, dass er Unmögliches verlangte. Jedenfalls blieb den Geiseln dadurch ein wenig Hoffnung.
    Die Polizei drängte die Fotografen und Journalisten noch weiter von der Residenz weg. Ein Teil der Medienvertreter war bereits zum Flughafen aufgebrochen, als es zu den Explosionen kam, aber es war trotzdem noch eine gewaltige Schar aufgeregter Menschen zurückgeblieben. Zwei Reporter gaben im hellen Licht von Akkulampen direkte Berichte ins Fernsehstudio.
    »... die Explosionen brachten noch mehrere hundert Meter von der Residenz des Präsidenten entfernt den Erdboden zum Erzittern. In der Residenz selbst gingen Fenster zu Bruch, dahinter waren helle Flammen zu erkennen, aber aus Angst vorweite
    ren Sprengkörpern konnte die Feuerwehr offenbar nicht unverzüglich in das Gebäude hinein ...«
    Timo schaute aus dem Fenster, während die Maschine aus Brüssel in Helsinki-Vantaa von der Landebahn rollte. Die Blaulichter Dutzender von Polizeiautos, Krankenwagen und Feuerwehrautos blinkten auf dem ohnehin schon hell erleuchteten Flughafen. Hier waren massive Sicherheitsvorkehrungen im Gange, das war nicht zu übersehen. »Was ist hier los?«, wollte Timos Sitznachbarin wissen.
    Timo schaltete sein Handy ein und überließ die Frau ihrer Neugier. Sobald die Maschine zum Stehen kam, nahm er seine Tasche, stand auf und drängte sich schubsend zwischen den anderen Passagieren zur Tür durch, die gerade von einer Stewardess geöffnet wurde. Dabei bediente er mit dem Daumen die Tasten seines Telefons.
    Helstes Stimme meldete sich unter einem Rauschen. »Timo, bist du in Finnland?«
    »Bin gerade gelandet. Wie ist die Lage?«
    »Die Geiselnehmer haben nach ihrer Abfahrt von der Residenz noch zwei Bomben gezündet. Der Brand ist unter Kontrolle, das ist kein Problem mehr. Sie kommen jeden Moment zum Flughafen. Wir haben drei Mann in der Maschine versteckt, mit der sie verschwinden wollen.«
    Die Stewardess bekam die Tür auf, aber draußen war ein Flughafenangestellter noch damit beschäftigt, die Befestigung der Gangway zu überprüfen. Timo wartete ungeduldig und versuchte gleichzeitig die Situation zu analysieren.
    »Aber jetzt kommt der Hammer ... Jankovic junior hat gerade seine letzte Forderung gestellt. 120 Kilo Shikimisäure, die man als Rohstoff für Tamiflu braucht, sollen an einen Ort gebracht werden, den

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