Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln
Gepäckanhängern und anderen Versorgungsfahrzeugen in Stellung gegangen. Die Hornets standen in unmittelbarer Startbereitschaft, auch wenn klar war, dass man von ihnen keine Hilfe erwarten konnte.
»Sie haben verlangt, die Maschine soll mindestens dreihundert Meter vom Terminal entfernt stehen, leer und ohne Beleuchtung«, sagte Timo und rief dabei die TERA in Brüssel an.
»Wir schauen, wo ihre Schmerzgrenze bei Abweichungen liegt, und handeln dementsprechend.«
Sohlman versuchte eindeutig am hartnäckigsten, den Serben wenigstens irgendwie ins Handwerk zu pfuschen; die obere Führung hatte es längst aufgegeben, weil sie Angst um die Staatsspitze hatte, was an sich auch nicht unklug war.
Timo bekam den Dienst habenden Kollegen bei der TERA an den Apparat und schilderte ihm mit wenigen Sätzen die Lage.
»Sucht die wichtigsten Informationen über Shikimisäure und die Herstellung von Tamiflu heraus und macht einen neutralen Experten ausfindig«, sagte er schnell. Das Polizeiauto hielt neben dem Flugzeug. »Ich melde mich in ein paar Minuten noch mal. Und fangt an, die Führung des Pharmakonzerns Roche weichzuklopfen, ich will mit ihnen reden. Am liebsten mit dem Vorstandsvorsitzenden.«
Timo beendete das Gespräch und stieg aus.
»Sollen wir den Start unter dem Vorwand technischer Störungen hinauszögern?«, fragte Sohlman.
»Ich weiß nicht, lass uns das später entscheiden.«
Sohlman sagte nichts, sondern nahm sein Funkgerät zur Hand. Timo sah sich um. Einer von Sohlmans Leuten machte sich im Mechanikeroverall am Fahrwerk zu schaffen, ein zweiter tat so, als würde er das Querruder überprüfen.
»Die Busse sind an der Einfahrt zum Flughafen«, sagte Sohlman und nahm das Funkgerät vom Ohr. »Helste teilt mit, dass Jankovic tobt, weil die Maschine nicht dort steht, wo sie soll.«
»Sag ihm, er soll die Anrufe von Jankovic an mich umleiten«, erwiderte Timo und ging auf die Gangway zu. »Ich bleibe hier, und ihr verschwindet, und zwar schnell. Sieh zu, dass die Mechaniker von der Maschine wegkommen, die Serben lassen sich von ihnen keine Sekunde täuschen. Wir dürfen sie nicht unnötig reizen.«
Timo stieg die Treppe zum Flugzeug hinauf. Oben wirkte der Wind noch kälter. Am Eingang drehte er sich um und sah das Polizeiauto zum Terminal zurückfahren. Die Busse waren noch nicht zu sehen. Timo betrat die Kabine, wo zwei Stewards in dunkelblauen Uniformen mit den sehr ernst wirkenden Piloten sprachen. Sohlman hatte zwei an sich glaubwürdig aussehende Männer als Stewards verkleidet, aber es war fast selbstverständlich, dass Jankovic die beiden sofort hinauswerfen würde.
Timo stellte sich vor und sagte: »Ich rede noch mit den Geiselnehmern. Unser Ziel ist es zu verhindern, dass dieses Flugzeug startet.«
Kapitän Sorvisto und Kopilot Rissanen nickten. Timo hatte Hochachtung vor ihrem Mut, freiwillig diesen Flug zu übernehmen, über dessen Ziel und endgültiges Schicksal nichts bekannt war.
»Vorläufig folgt ihr meinem Kommando und meinen Zeichen«, fing Timo an, aber das Klingeln des Telefons unterbrach ihn. Zuerst hörte er es einige Male knacken.
»Was treibt ihr dafür ein Spiel?«, fragte eine nervöse Stimme in fließendem Englisch - die bekannte Stimme aus Stockholm. »Ich habe klare Anweisungen gegeben ...«
»Vasa, hier ist Timo Nortamo. Wir haben in Stockholm miteinander gesprochen. Erinnern Sie sich?«
Kurze Stille. »Sieh zu, dass die Maschine weiter weg kommt, so wie ich es gesagt habe. In der Maschine und um sie herum darf niemand sein, außer zwei Piloten und Jasmin Ranta. Niemand sonst.«
Dann wurde die Verbindung unterbrochen.
»Wir versetzen die Maschine«, sagte Timo zu den Piloten und sah die Stewards des SK Bär an. »Schicke Uniformen, aber ihr müsst aussteigen.«
»Sohlman hat gesagt...«
»Wir handeln der Situation entsprechend, und die Situation ist jetzt diese.«
Die Männer verließen die Maschine, und das Flughafenpersonal entfernte die Gangway. Kopilot Rissanen schloss die Tür, und das Flugzeug setzte sich langsam in Bewegung.
Timo ließ sich auf einem der Plätze nieder. Die Kabine war geräumig, sie hatte zwei Gänge, in der Mitte befanden sich jeweils vier Sitze nebeneinander, an den Seiten jeweils zwei. In der Business-Class gab es nur Zweierreihen. Die Geiseln würden die große Maschine nicht einmal zur Hälfte füllen.
Timo rief seinen Kollegen bei der TERA in Brüssel an. »Hast du etwas über Shikimisäure herausbekommen?«
»Die gewinnt man
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