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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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der Spitze einer seit Jahrhunderten expansiven Großmacht, in der es immer brodelt, sitzt ein Populist, der die nationalistischen Instinkte des Volkes zu wecken versteht und dem unendlich viele Ölmilliarden für die Rüstung zur Verfügung stehen. Wenn Sie so effektiv die Augen vor den künftigen Gefahren verschließen, sind Sie nicht der richtige Mann, um die Verantwortung für die Zukunft einer ganzen Nation zu tragen.«
    Vasa drehte sich zu den anderen Passagieren um und rief: »Oder?« Niemand wagte es, einen Mucks von sich zu geben.
    Johanna hatte nur einen Teil von Vasas Rede verstanden, aber das genügte. Jetzt ging der junge Jankovic ins Cockpit, wo einer der Serben ständig Wache hielt.
    Vasas aggressives Verhalten hatte wieder für mehr Anspannung in der Maschine gesorgt, die Atmosphäre war jetzt wesentlich schlechter als zuvor. Der geschlossene Raum, die Gefangenschaft in einem Metallbehälter zehn Kilometer über der Erde ließ alles noch bedrohlicher erscheinen. Die Menschen blickten sich unruhig an, unter das monotone Dröhnen der Motoren mischten sich Getuschel und gedämpftes Reden. »Ich gehe auf die Toilette«, sagte Johanna im Flüsterton zu Heinonen und stand auf. Langsam ging sie den Gang entlang und stellte dabei fest, dass einer der Geiselnehmer in einem Buch las, einem abgenutzten Taschenbuch. Die kyrillischen Buchstaben waren nicht zu entziffern, aber dem Umschlag nach konnte es sich nur um ein klassisches Werk handeln. Johanna war es nicht gewohnt, auf hohen Absätzen zu gehen, und eine kleine Erschütterung der Maschine zwang sie, an einem Sitz Halt zu suchen. Dort saß Jasmin Ranta, deren taxierender Blick Johanna musterte.
54
    Per Vibration teilte Timos Handy den Eingang einer SMS mit. Er saß in einer Falcon 2000EX, die vom Geschäftsflugbereich in Helsinki-Vantaa gestartet war. Mit elf Plätzen war die Maschine unnötig groß, aber sie war sofort zu haben gewesen.
    Die Räder der Falcon berührten die Landebahn des Flughafens Stockholm-Arlanda. Timo öffnete die englischsprachige Textmitteilung, die Polizeidirektor Nykänen an ihn weitergeleitet hatte.
    »Die Fracht ist in einer Holzkiste verpackt. Ihre Codenummer lautet CGK86y. Ihr ladet die Fracht in der Nullzone in ein Auto und fahrt auf der kleinen Straße nach Hällbacka bis Bölsmark. Schickt mir eine Nachricht, wenn ihr dort seid, dann erhaltet ihr weitere Anweisungen. Ich erwarte die Nachricht innerhalb einer Stunde.«
    Die Geiselnehmer hatten die SMS an den Anschluss geschickt, den zuvor Helste und Johanna benutzt hatten. Jetzt befand sich das entsprechende Mobiltelefon bei Nykänen.
    Timo las die Mitteilung noch einmal durch und speicherte sie. Aus ihr ließ sich schließen, dass sich ein Komplize der Geiselnehmer offenbar in Stockholm befand. Jedenfalls übermittelte ihnen jemand von dort Informationen.
    Timo musste zugeben, dass Vasa geschickt vorging. Die Anweisungen kamen in mehreren Raten, und für jede Aufgabe gab es ein Ultimatum. Die Maschine kam vor dem Geschäftsflugterminal zum Stehen. Timo nahm seine abgewetzte, vollgestopfte Ledertasche, bedankte sich bei der Besatzung und stieg aus. Aus Helsinki hatte er eine Glock-Dienstwaffe der Polizei mitgenommen.
    34*
    Die Nacht in Stockholm war etwas wärmer als in Helsinki, um die null Grad. Timo eilte auf das moderne Geschäftsflugterminal zu. Im Gehen schickte er eine SMS an Soile nach Brüssel: Der Mist weitet sich aus, bin auf Achse, aber kein Problem. Macht's gut.
    Er fühlte sich unsicher, war zugleich aber auch entschlossen. Was ihn erwartete, wusste er nicht, aber er fühlte sich bereit, alles Mögliche für die Befreiung der Geiseln zu unternehmen. Nykänen hatte ihm keinerlei Vollmachten erteilen können, ihm aber auch nicht verboten zu fliegen. Als er das Terminal erreichte, sah Timo durch die Glastür eine Gestalt auf sich zukommen. Axel Navarro öffnete die Tür und gab ihm mit besorgtem Gesichtsausdruck die Hand. Timo hatte ihn von Helsinki aus angerufen und gebeten, ihn am Flughafen Arlanda abzuholen. Allein.
    »Worum geht es?«, fragte Navarro neugierig und reserviert zugleich. »Das habe ich doch schon am Telefon gesagt. Die Entführer wollen eine Wertfracht, die sich hier in Arlanda befindet.«
    »Was ist das für eine Fracht?«
    »Das weiß ich nicht«, log Timo. »Vielleicht Geld.«
    »Vermutlich eine Menge, den Geiseln nach zu schließen.«
    »Das ist nur eine Forderung. Und nicht unbedingt die zentrale.« »Was hast du vor?«
    »Ich will mir die

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