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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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Lösegeld, das sie für die Geiseln fordern, auf irgendeine anonyme Weise herankommen. Und dafür brauchen sie die Shikimisäure.«
    »Ich möchte hinzufügen: die unersetzbare, unsagbar wertvolle Shikimisäure. Das dürfte Ihnen unsere Sicht der Dinge erschöpfend verdeutlichen. Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen in keiner Weise behilflich sein.«
    Timo schloss die Augen, versuchte sich zu beherrschen und sagte dann so überzeugend, wie er nur konnte: »Ich bin nicht sicher, ob Sie den Ernst der Lage begreifen ...«
    »Sie wissen sicherlich, dass Shikimisäure bei der Herstellung von Tamiflu verwendet wird«, unterbrach Xavier ihn schroff. »Ich bin nicht sicher, ob Sie den Ernst der Lage begreifen, angesichts der Möglichkeit, dass sich die Vogelgrippe zu einer Form verändert, die vom Menschen übertragen wird, worauf alles hindeutet. In dem Fall nämlich kann das Fehlen einer 120-Kilo-Partie Shikimisäure den Verlust mehrerer Millionen Menschenleben bedeuten.«
    »Ich verstehe Ihre Position vollkommen. Es ist absolut klar, dass wir die Substanz nicht verschwinden lassen dürfen. Sie darf nur eingesetzt werden, um die Geiseln sicher...«
    »Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt?« Xavier war allem Anschein nach ein Berg, den man nicht so leicht bezwingen konnte. »Unter keinen Umständen werden wir einer Übergabe des Rohstoffs zustimmen. Auf Wiederhören.«
    Zum ersten Mal in dieser Nacht spürte Timo Anzeichen von Verzweiflung. Die ließen sich nur durch konkretes Handeln ersticken. Er ging zu dem Tisch, an dem der Polizeidirektor gerade telefonierte, und wartete schweigend das Ende des Gesprächs ab.
    »Ich möchte mit dir ein paar Worte unter vier Augen wechseln.« Nykänen stand auf, und sie setzten sich an einen Nebentisch. »Die Pharmafirma ist unter keinen Umständen bereit, uns die Partie mit dem Tamiflu-Rohstoff auszuhändigen«, sagte Timo. »Aber wir müssen etwas unternehmen, um voranzukommen. Die Entführer dürfen nicht unzufrieden werden.«
    »Was stellst du dir vor?«
    »Wir haben keine Wahl. Die Geiselnehmer behaupten, eine Lieferung mit Shikimisäure sei auf dem Weg von China nach Stockholm und werde am Flughafen im Depot der Transportfirma gelagert. Also fliege ich nach Stockholm. Ohne Aufhebens. Ohne dass der Krisenstab darüber beschließt.«
    »Was meinst du damit? Wenn sie den Stoff nicht hergeben wollen, was hat es dann für einen Sinn ...«
    »Das habe ich doch gerade gesagt. Wir müssen dafür sorgen, dass die Geiselnehmer nicht unzufrieden werden. Ich nehme einen Geschäftsflug nach Stockholm und kläre die Lage dort. Wir haben es mit einer Ausnahmesituation zu tun, und die verlangt außergewöhnliche Maßnahmen.«
    Der extrem müde wirkende Polizeidirektor sah Timo in die Augen. »Ich weiß nicht, wovon du redest«, begnügte er sich festzustellen. »Und ich will es auch gar nicht wissen.«
53
    Kapitän Sorvisto fürchtete sich vor jedem Knacken im Kopfhörer. Er hatte sich bei der Flugleitung in St. Petersburg gemeldet, so wie es die Entführer ihm aufgetragen hatten, als handelte es sich hier um einen gewöhnlichen genehmigten Flug. Petersburg hatte Sorvisto mitgeteilt, die Maschine besitze keine Erlaubnis, in den Petersburger Luftraum zu kommen. Danach hatte einer der Serben auf Russisch mit der Flugleitung gesprochen.
    Irgendetwas würde bald schiefgehen. Ohne jede Erklärung wurde der Flug in Richtung Südosten fortgesetzt.
    »Fliegen wir nach Moskau?«, fragte Kopilot Rissanen.
    »Sind die Serben und die Russen nicht alte Kumpane? Brudervölker?«, schlug Sorvisto vor.
    »Bei der Miliz dürfte die Brüderschaft nicht sonderlich ins Gewicht fallen, wenn wir jetzt landen würden. Rate mal, auf welches Flugziel ich wette!«
    »Asien. Nach einem kleinen Schlenker zur Täuschung.«
    Im selben Moment fuhr Sorvisto zusammen. »Hinten rechts«, sagte er. »Ich schalte den Autopilot frei.«
    Rissanen griff nach dem Steuerknüppel. Ein plötzliches Donnern übertönte das gleichmäßige Motorengeräusch, als zwei Kampfjets auf beiden Seiten in unmittelbarer Nähe vorbeiflogen.
    Hinter Sorvisto und Rissanen tauchte schwer fluchend der Serbe im Cockpit auf, der zuvor schon mit der Flugleitung Russisch gesprochen hatte. »Gebt mir eine Verbindung nach St. Petersburg!«
    Rissanen stellte fest, dass sich der eine Düsenjäger an die linke und der andere an die rechte Tragfläche gehängt hatte. Aber dann zog der rechte Jet plötzlich nach oben und nahm weiter Abstand. Der auf der

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