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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Über dem Ufer lag dichter Nebel und erschwerte die Sicht.
    Kimmo öffnete das Fenster einen Spaltbreit, um frische Luft zu bekommen. Vor Anspannung fiel ihm sogar das Atmen schwer. Seine Hand tastete nach der Waffe unter dem Sitz. Das kühle Metall der Pistole war zu einer Art Talisman für ihn geworden. Die Waffe stand für Schutz, für Erfolg - und für Rache.
    Was Kimmo störte, war die Tatsache, dass sich Tero nicht am Telefon meldete. Er hätte ihn gerne noch einmal daran erinnert, die Polizei aus der Sache herauszuhalten. Kimmo genügte es, Sicherheit über die Identität von Julias Mörder zu erhalten.
    Aber konnte er sich auf Tero überhaupt verlassen? Vielleicht waren dessen Worte über den schwedischen Täter nur ein Ablenkungsmanöver, um Roni zu schützen. Nein, das war undenkbar. In diesem Fall vertraute Kimmo seinem Schwager Toomas, der ebenso unnachgiebig wie Kimmo versuchen würde, Julias wahren Mörder in die Hände zu bekommen.
    Kimmo schärfte den Blick. Weit hinten in der Schlange war hinter Nebelschleiern ein weißes Fahrzeug zu erkennen. Ein Vito. Er kam in der Schlange nur langsam näher, aber dann konnte Kimmo mit dem Fernglas das Nummernschild lesen. Es war das gesuchte.
    Nun ließ Kimmos Anspannung ein wenig nach. Er blickte kurz nach rechts und sah einen Kastenwagen der Polizei langsam heranfahren. Kimmo legte das Fernglas in den Schoß und rutschte auf dem Sitz nach unten.
50
    Tero hörte, wie der Schlüssel ins Schloss der Zellentür geschoben wurde. Er stand auf, Roni ebenso. Das Schiff bewegte sich längst nicht mehr, und Tero blieb nichts anderes übrig, als sich darauf zu verlassen, dass Kimmo tat, was ausgemacht war.
    Die Tür ging auf, und der Wachmann, dem sie Stunden zuvor die Schlüssel abgenommen hatten, trat vor sie hin. Sein Auge war stärker angeschwollen und noch blauer als zuvor.
    »Raus jetzt«, befahl er barsch.
    »Es tut mir leid«, sagte Tero aufrichtig zu dem Mann, aber dieser erwiderte nichts. Als sie aus der Zelle ins Büro traten, sah Tero auf dem Gang zwei Polizisten stehen. Gleichzeitig bemerkte er den zweiten Wachmann im Büro, den jungen, muskulösen. Er hielt einen Plastikbeutel in der Hand, denselben, in den bei der Festnahme ihre Sachen gesteckt worden waren.
    Der Wachmann schob eine Hand in den Beutel und zog ein Portemonnaie hervor. Er warf einen Blick auf den Führerschein darin und gab Tero das Portemonnaie. Die zweite Geldbörse reichte er Roni. Dann schob er die Hand erneut in den Beutel und zog ein Handy heraus.
    »Wem gehört das?«, fragte er.
    Tero nahm sein Mobiltelefon in Empfang. Der Wachmann faltete den Beutel zusammen und legte ihn auf den Tisch.
    »Ich frage noch einmal vor den Polizisten hier als Zeugen: Wo ist unser übriges Eigentum?« In Teros Stimme schwang eine Mischung aus Wut und Panik.
    »Ich sagte bereits, dass wir der Sache nachgehen.« Der Wachmann wich Teros Blick verlegen aus.
    »Es eilt!« Tero wandte sich an die beiden Polizisten. »Den Herrschaften hier sind Dinge aus unserem Besitz abhanden gekommen, die für uns von unersetzbarem Wert sind ...«
    »Auf dem Präsidium werden wir auch darüber reden.«
    »Ich bin selbst in der Sicherheitsbranche tätig. Wie kann es sein, dass die persönlichen Gegenstände von Zelleninsassen einfach so verschwinden?«, ging Tero einen der Wachleute an und konnte nicht verhindern, dass er laut wurde. Er war unmittelbar vor dem Explodieren.
    »Vater, bleib ruhig!«, sagte Roni.
    »Der Junge ist vernünftig«, pflichtete einer der beiden Polizisten bei und ergriff Teros Arm.
    »Ich bin nüchtern«, erwiderte Tero und riss seinen Arm los.
    »Hier ist der Bericht«, sagte der ältere Wachmann und reichte einem der Polizisten ein Blatt Papier. »Haben im Nachtclub randaliert, Tische umgeworfen, mindestens einen Passagier misshandelt. Und dann das hier.« Er deutete auf sein Auge. »Sind aus der Zelle geflohen. Ich hab das Bewusstsein verloren. Ich zeige die beiden an.«
    »Und ich zeige euch an«, sagte Tero. »Das Verschwinden von persönlichen Gegenständen ist...«
    »Nicht den Mund so weit aufreißen«, fuhr ihn einer der Polizisten an. Die beiden Streifenbeamten nahmen Tero und Roni in die Mitte und führten sie den Gang entlang. Die Wachleute folgten in wenigen Metern Abstand. Mittlerweile hatten die meisten Passagiere das Schiff bereits verlassen, aber es waren trotzdem noch genug Neugierige auf der Gangway, die dem Duo, das von zwei Polizisten abgeführt wurde, hinterherschauten. Tero sah,

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