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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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dem Mann. »Mehr werden du und deine Genossen von der Kassette nicht mehr sehen. Nie mehr.« Tero riss den Mann zu Boden, sodass dieser auf der Seite lag, und hielt ihm dabei weiterhin das Skalpell an die Kehle.
    »Such irgendetwas, mit dem wir ihn fesseln können«, sagte er zu Roni. Roni riss sterile Beutel auf und zog weißen Verbandsstoff von einer Rolle, den er fest um die Hand-und Fußgelenke des Mannes wickelte. Tero durchsuchte die Taschen des Mannes und fand einen iPod, Autoschlüssel, eine Dose Kautabak und ein Portemonnaie. »Das gibt's nicht«, sagte Tero beim Blick in das Portemonnaie. Schau hier.« Er zeigte Roni den Führerschein. »Ein Schwede«, sagte Roni.
    Tero richtete den Blick auf den am Boden liegenden Mann. »Talar du svenska?«
    Der Mann schaute ihn mit verächtlicher Miene an.
    »Der kann gefälscht sein«, sagte Tero und steckte Handy, Führerschein und Autoschlüssel ein, während Roni dem Mann mehrere Lagen Verband um Kopf und Mund wickelte.
    »Gehen wir«, drängte Tero.
    Sie schlossen die Tür hinter sich und gingen den Gang entlang. Tero bemerkte eine böse Schramme auf Ronis Wange.
    Sie gingen die Treppe hinauf. Tero ahnte, wie erschüttert Roni war; zu erheblichem Teil sicherlich auch, weil er seinen Vater so gewalttätig gesehen hatte.
    »Ich muss kurz durchatmen.« Tero lehnte sich an die Wand, seine Beine zitterten haltlos, und ihm war schwindlig, aber er versuchte, seine Schwäche vor Roni zu verbergen. Er hatte noch immer den Geschmack von Blut im Mund.
    »In der Eingangshalle stand ein Wasserautomat«, sagte Roni. »Ich hole einen Becher, dann kannst du dir auch das Gesicht waschen.«
    »Nein, lass mal. Es geht schon. Wir sind in einem Krankenhaus, da ist man es gewöhnt, Blut zu sehen.«
    »Vater«, flüsterte Roni. »Wo sind wir hineingeraten?«
    Tero versuchte, sich zusammenzureißen und Roni zu beruhigen. Er legte dem Jungen die Hand auf die Schulter und drückte ihn leicht. »Wir werden das schon überstehen.«
    »Ach ja?« In Ronis Gesicht spiegelte sich die Angst.
    Tero schaute seinem Sohn in die Augen und sagte ruhig: »Ich verspreche es dir.«
    Im selben Moment bereute er sein Versprechen. Es war dumm, 133
    etwas zu versprechen, was man nicht unbedingt halten konnte. Wenigstens das hätte er von seinem Vater lernen müssen.
    Sie traten durch die Stahltür in die Halle und verließen die Klinik durch den Haupteingang. Draußen sog Tero die frische Luft ein, zog den Autoschlüssel des Schweden aus der Tasche und gab ihn Roni. Der Schlüssel zeigte das VWLogo.
    »Ein relativ neuer VW, wahrscheinlich ein Passat«, sagte Roni mit Blick auf den Schlüssel.
    Beide sahen sich auf dem Parkplatz um.
    »Allmählich fange ich an, Toomas zu glauben«, murmelte Tero. »Es kann auch ein kleinerer VW sein. Schau du auf der rechten Seite zur Straße hin nach, ich gehe nach links«, sagte Roni mit Blick auf die Reihen der Autos und drückte die Fernbedienung der Zentralverriegelung.
    Tero war keine zehn Meter gegangen, als Roni den kurzen, scharfen Pfiff ausstieß, auf den er schon als Schuljunge so stolz gewesen war.
    Tero eilte zu einem roten VW Passat, bei dem Roni bereits die Fahrertür geöffnet hatte.
    Tero nahm schnell hinterm Steuer Platz. Er holte tief Luft, als würde ihm das Kraft verleihen und ihm helfen, sich zu konzentrieren. Das Schlagen und das Geschlagen werden hatte die alten Wunden aufbrechen lassen. Er hätte gern mit Roni über die Vergangenheit geredet, aber er konnte es nicht. Er schaute kurz nach hinten - die Rückbank war leer. Dann öffnete er das Handschuhfach und entnahm ihm die Mappe der Autovermietung. Aus den Hertz-Unterlagen ging der Name des Mieters hervor, es war derselbe, der im Führerschein stand: Bengt Broman, Skördevägen 56, Stockholm. Nachdem er den Kofferraum in Augenschein genommen hatte, setzte sich Roni auf den Beifahrersitz und zog die Tür zu. Er hielt ein schwarzes Lederetui in der Hand, aus dem er langsam und vorsichtig eine Schusswaffe herauszog. Eine Sig Sauer P226, stellte Tero fest. Ein Profi.
    »Der Mann war bereit, uns umzubringen«, sagte Roni leise und schob die Waffe ins Etui zurück. »Wegen einer Kassette. Warum hatte er die Waffe nicht mitgenommen?«
    »Er hat vielleicht nicht geglaubt, sie zu brauchen.«
    »Oder er dachte, auch in finnischen Kliniken könnte es Metalldetektoren geben.«
    Tero stand auf. »Lass die Knarre im Wagen.«
    Roni schob sie ins Handschuhfach und stieg aus. Tero schloss ab, warf den Schlüssel unter

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