Remote Island - Folge 1: Der Schwertfischer (German Edition)
jetzt nur nicht aufgeben!“ Simmons hob aufmunternd sein Glas.
Alicia seufzte. „Ich halte sie auf dem Laufenden. Verbindung beenden!“
Die Projektion verschwand und Alicia holte tief Luft. Na wunderbar. Irgendetwas musste ihr einfallen.
Unruhig ging sie kurz darauf nach oben und legte sich in ihr Bett. Doch an Schlaf war in dieser Nacht kaum zu denken. Alicia warf sich von einer Seite auf die andere. Sie grübelte und grübelte. Erst als der blaue Gasplanet wieder am Horizont auftauchte, fiel sie in tiefen Schlaf.
*
„ Sie dürfen jetzt nicht aufgeben“, hörte Alicia Simmons in ihren Traum hinein sagen.
Das war es! Mit einem Ruck setzte sich Alicia auf.
„ Man kann vernichtet werden, aber man darf nicht aufgeben!“ Das war das Motto des Fischers aus Hemingways Erzählung. Alicia erinnerte sich plötzlich wieder, woher sie dieses Buch kannte. Es war eines von James Claytons Lieblingsgeschichten. Sie hatte es damals, als sie sich kennenlernten, auf seine Empfehlung hin gelesen. Er hatte sich sehr mit diesem Fischer identifiziert und fand es sogar wie eine irre Bestimmung, dass er wie er hieß: Santiago - James auf spanisch.
Schnell zog sich Alicia ihre Sachen an und fuhr in die Agency. Sie war heute die Letzte, die zum Dienst erschien. Sie versuchte, möglichst unbemerkt zu ihrem Schreibtisch zu gelangen, um sich entsprechende Kommentare ihrer Kollegen zu ersparen. Schnell startete sie ihren Computer und gab auf dem Monitor, der in ihre Tischplatte integriert war, ein paar Zeichen ein.
Es gab rund 60 Santiagos auf Remote Island. Alicia scannte die Liste mit ihrem Finger nach den Vornamen. Dann fand sie, was sie suchte.
'Samuel Santiago', das musste er sein! Er befand sich seit rund 12 Monaten auf Remote Island und der Adresse zufolge lebte er irgendwo in den Wäldern im Norden in Distrikt 9, der direkt an Distrikt 11 grenzte.
Wie sollte sie nun vorgehen? Allein bei Clayton aufzutauchen, wäre wohl ein Himmelfahrtskommando. Sie brauchte ihre Kollegen. Vielleicht würde sich Brenson ja darauf einlassen, ohne dass sie ihm allzu viel verraten müsste. Sie ging zu ihm ins Büro.
„ Boss, ich habe da wahrscheinlich was“, begann sie.
Neugierig sah Philipp Brenson von seinem Schreibtisch auf.
„ Was gibt es denn, Stone?“
Alicia schloss die Tür hinter sich. „Ich weiß ziemlich sicher, wer der Mörder ist und wo er sich aufhält“.
Brenson stand auf. „Woher denn das so plötzlich?“
„ Fragen Sie nicht, Sir. Sein Name ist James Samuel Clayton und er lebt unter dem Namen Samuel Santiago in Distrikt 9. Wenn ich dorthin fahre um ihn festzunehmen, brauche ich Unterstützung“.
Alicia konnte Brensons erstaunten Gesichtsausdruck schwer einschätzen.
„ Was soll die Geheimniskrämerei, Stone?“, fragte er, nachdem er kurz überlegt hatte.
„ Ich weiß, das muss verrückt klingen, aber ich darf Ihnen wirklich nichts Näheres sagen. Aber Sie können mir vertrauen, Brenson“.
„ Und wie stellen Sie sich das vor? Wir verhaften einen Mann und beschuldigen Ihn des Mordes und der Entführung ohne den geringsten Beweis?“
„ Ich bin sicher, dass wir alle Beweise die wir brauchen, bei ihm finden werden. Mehr kann ich dazu nicht sagen“.
Brenson sah Alicia einen Moment lang prüfend an.
„ Na gut, ich werde mitkommen. Nur ich allein. Wir werden diesen Mr. Clayton befragen und wenn Sie mir dann die Beweise liefern können, sehen wir weiter, einverstanden?“
Alicia hatte sich etwas mehr Unterstützung erhofft, aber es war immerhin besser, als ganz allein zu fahren.
„ Einverstanden“, gab sie schließlich zur Antwort. „Aber nehmen Sie lieber Ihre Weste mit, Sie werden sehen, mit diesem Mann ist nicht zu spaßen!“
*
Jake hatte Alicia versprochen, mit der Veröffentlichung der Entführung noch zu warten. Es würde ohnehin eine grandiose Story werden. Er hatte ein geheimes Regierungsversteck, einen Mann, der wer weiß wie lange in Cryostasis lag und scheinbar überlebt hatte, einen Entführer, der gleichzeitig Mörder eines Regierungsbeamten war. Wer weiß was noch alles dazu kommen würde.
Sein Chefredakteur Donald Merryweather war nach einem kurzen Gespräch damit einverstanden. Er fand es ohnehin schon „einfach großartig“, dass Jake ihm schon so kurze Zeit nach dem Auffinden der Leiche diese tolle Story mit der eifersüchtigen Verlobten geliefert hatte.
„ Jemand wie Sie hat in unserem Stall noch gefehlt!“, hatte er hinausgepoltert und Jake dabei auf die Schulter
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