Ren Dhark - Sternendschungel Galaxis 08
Ihre Repräsentanten zu Ihrer Heimatwelt bringen. Können wir uns auf dieser Basis einigen?«
Iu zögerte, bedachte Für und Wider von Rens Vorschlag. Schließlich bat sie sich Bedenkzeit aus. »Ich befinde mich jetzt in einer ähnlichen Verlegenheit wie Sie, Kommandant Dhark. Ich würde Ihrem Vorschlag ja zustimmen, kann es aber nicht. Entscheidungen dieser Art bedürfen der Billigung durch unsere Regierung. Ich werde also Ihr großzügiges Angebot weiterleiten. Bitte seien Sie und Ihre Begleiterin doch für einen Tag unsere Gäste; morgen wird die Antwort aus der Hauptstadt vorliegen.«
*
Eine junge, auch für menschliche Begriffe nicht unattraktive Bull namens Ae, die sich als ihre persönliche Betreuerin vorstellte, brachte Amy und Ren Dhark in ein neben dem Gouverneursgebäude gelegenes Gästehaus. Eigentlich war auch Aes Namen viel länger, doch die konsonantenfreie Aneinanderreihung von Vokalen war für terranische Zungen so schwer auszusprechen, daß Dhark die junge Bull darum bat, sie kurz Ae nennen zu dürfen – was sie gerne erlaubte.
Sie wies ihnen die Zimmer an, die im obersten Stockwerk lagen, gleich unterhalb des Dachgartens. Die Fenster waren goldbedampft, damit die Sonnenstrahlen nicht zuviel Hitze verursachen konnten. Die Zimmer waren kühl und hatten eine gemeinsame Verbindungstür, so daß sich Amy und Dhark treffen konnten, wenn sie es wollten; sie konnten aber auch ein Zimmer gemeinsam benutzen.
»Nett«, sagte Dhark und sah sich neugierig um.
Die Einrichtung, genormte Gediegenheit, war bulltypisch, aber für Terraner durchaus akzeptabel.
Amy warf ihm einen Blick zu. Soweit sind unsere Kulturen gar nicht mal verschieden, hieß das.
Er nickte zustimmend und blickte in den Hygieneraum. »Nett«, wiederholte er.
»Sobald ich Sie verlassen habe, können Sie sich hier frisch machen«, sagte Ae und erklärte die Handhabung der einzelnen Armaturen.
Amy sah interessiert zu; unbemerkt von der jungen Bull hatte sie inzwischen wieder auf Normal umgeschaltet, dennoch schien ihr die hohe Schwerkraft nichts anhaben zu können.
Dhark seufzte unhörbar; neidvoll mußte er sich eingestehen, daß er schon zu kämpfen hatte, um bei der hohen g-Belastung nicht wie ein alter Tattergreis durch die Gegend zu schlurfen.
»Sagen Sie, Ae«, wandte er sich an die Bull, »verfügt das Gästehaus über keine Schwerkraftkontrolle? Das wäre sehr angenehm für Besucher von anderen Welten, die derart hohe Belastungen nicht gewohnt sind.«
Ae bewegte mit einer verneinenden Geste den Kopf. »Nach unserer Verbannung mußten wir unsere neue Heimat praktisch aus dem Nichts aufbauen«, kam ihre bedauernde Erklärung über den Translator. »Es mangelte für mehr als ein Jahrhundert an allem, was das Leben, so wie wir es von unserer Heimatwelt kannten, angenehmer machen konnte. Außerdem waren komplizierte technische Anlagen wie A-Grav aufgrund des Rohstoffmangels extrem aufwendig und teuer in der Herstellung und mußten deshalb wichtigen Projekten vorbehalten bleiben. Projekten wie dem Bau des Fluchtschiffes.«
»Ich verstehe«, sagte Dhark, als Ae eine Pause machte.
Sie fuhr fort: »Wir haben in den vergangenen 300 Jahren nicht ein einziges Mal Besuch von anderen Welten bekommen. Unsere erst kürzlich wieder neu entwickelten Tiefenraum-Ortungsgeräte zeigen keinerlei Flugverkehr im All. Es gibt viele Welten in der Ausdehnung – doch offenbar wird jeder Versuch von Raumfahrt von den unheimlichen Ringraumern ebenso rigoros unterbunden wie der unsere …«
Das deckte sich mit den Ortungen an Bord der POINT OF: In diesem Kugelschalenuniversum schien Raumfahrt verboten und unter Strafe gestellt zu sein.
»Was ich damit sagen will, ist, daß sich für uns das Problem der Schwerkraftkontrolle noch kein einziges Mal gestellt hat.«
»Bis heute«, machte sie Dhark aufmerksam.
»Bis heute. Doch falls Sie besorgt sein sollten über die Belastung, seien Sie froh, daß Sie nicht auf unserer Heimatwelt gelandet sind.«
»Wo liegt Ihre Welt?« unterbrach Amy sie.
Ae schien einen Moment irritiert, dann antwortete sie: »Unser Heimatsystem liegt in einem Sternenhaufen auf der anderen Seite der Galaxis. Auf unserem Planeten herrscht eine noch höhere Anziehungskraft als hier im Zwangsexil.«
Dhark verzog das Gesicht, während Amy versteckt lächelte.
Wie Ae weiter erklärte, lebte das Volk der Ooueiiüaä unter einer g-Belastung von 1,56 g. Das jetzige Exil im Kugelschalenuniversum ließ nach Meinung der Frauen die
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