RENAS VERSPRECHEN (German Edition)
Mullenders geschmiert.“
„Was kann ich tun?“, frage ich.
Dina schüttelt den Kopf. „Nichts, Rena. Es ist erledigt.“ Die Mädchen um uns herum lächeln, ihre Gesichter strahlen stolz und selbstbewu ss t in der Dunkelheit. So nah sind wir uns. Diese jungen Frauen, mit denen ich seit fast einem Jahr zusammenlebe und arbeite, haben Dankas Leben gerettet.
„Was ist mit deiner Stimme los, Rena?“ Danka sieht mich be sorgt an.
„Ich wei ss es nicht.“
„Ich glaube, wir sollten etwas dafür tun.“
„Es wird wieder vergehen, du wirst schon sehen.“
„Das hast du vor zwei Monaten auch schon gesagt, und sie ist nur noch rauher geworden. Jetzt wird es wieder kalt. Ich glaube, es ist etwas Ernstes.“
„Ich kann aber nichts dagegen tun, Danka.“ Doch sie hat Recht, es ist nicht weggegangen. Ich klinge jetzt fast wie ein Mann; noch ein paar Wochen, und ich kann vielleicht über haupt nicht mehr sprechen. Glücklicherweise gibt es wenig Anla ss , laut zu sprechen, und keiner untersucht unsere Kehlen oder Stimmen, aber dieser Verlust meiner Stimme könnte Grund genug sein, selektiert zu werden, falls einer von der SS es bemerkt.
„Ich habe gehört, was du gesagt hast“, sagt eine Krankenschwester leise zu uns. „Wir werden dir etwas aus dem Kran kenhaus mitbringen. Am Samstag, nach dem Appell.“
„Danke.“ Danka lächelt.
Es ist Samstagabend. Wir kauen langsam unser Brot und warten auf die Schwester. „Danke dir, da ss du dich so um mich kümmerst“, sage ich zu Danka.
„Ich kann nicht zulassen, da ss sie dich selektieren“, erklärt sie mir. „Wir haben ein Gelübde.“ Ich lächle. Wir haben ein Gelübde, aber es kam mir nie in den Sinn, da ss sie sich meinem Überleben genauso verpflichtet hat wie ich dem ihren. „Ich mu ss die Tür beobachten.“ Sie steht auf und schleicht sich hin unter um zu warten. Verblüfft sehe ich ihr nach. Das ist meine kleine Schwester. Wann wurde sie erwachsen?
Es ist schon mitten in der Nacht, als vier Schwestern an meinem Bett erscheinen. Es herrscht absolutes Schweigegebot, denn wenn eine von uns erwischt wird, werden wir alle er schossen.
Die verantwortliche Schwester zieht eine Nadel aus ihrer Tasche. „Ich werde dir jetzt Strychnin injizieren“, flüstert sie. Gib mir deinen Arm. [26]
„Es wird gut werden, Rena.“ Danka streicht mir über die Braue. „Du bist tapfer. Du schaffst das.“ Meiner Schwester zu liebe versuche ich zuversichtlich auszusehen, empfinde aber nur Angst. Ihre Augen sind voller Zuversicht und Mut, und ich stütze mich auf ihre Stä rke und kämpfe gegen die aufkom mende Panik an.
Die Nadel schimmert. Die feste Hand ist kühl auf meiner Haut, als sie mich für den Einstich vorbereitet. Die Nadel durchdringt mein Fleisch, und unmittelbar darauf wütet ein brennendes Feuer durch meinen Körper. Meine Muskeln verkrampfen sich, als ich hochzucken und losschreien möchte, aber ihre Hände drücken mich runter und pressen mir fest den Mund zusammen. Es tut scheu ss lich weh. Ich versuche mich zu ermahnen, still zu sein, aber über die Seufzer, die sich meinem Körper entringen, habe ich keine Kontrolle. Es ist, als tanzten Nadeln durch meine Venen und löcherten meine Lungen. Ich keuche und würge, kann aber nicht erbrechen.
„Holt kalte Kompressen! Wasser!“, höre ich die Schwester an ihre Helferinnen weitergeben. Ich spüre etwas Feuchtes auf meiner Haut.
Minuten ... Stunden ... Ich wei ss nicht, wie lange ich vor To desangst um mich schlage und mich winde, unfähig, meine Glieder zu kontrollieren. Die Kompressen scheinen zu helfen. Ich schreie, wenn sie sie w echseln. Dankas Gesicht ist ver weint.
Ich befinde mich in einem Dämmerzustand. Der Körper schläft unruhig und weckt mich mit seinen sporadischen Zuckungen, während das Gift seine Wirkung tut. Mein Geist ist weit weg.
Das Morgenlicht im Block schmerzt mir in den Augen. „Wie geht es dir?“ Dankas Stimme weckt mich.
„Furchtbar.“ Ich kann fast nicht sprechen. Sie hält den Fin ger an den Mund und bedeutet mir, ruhig liegenzubleiben.
„Es ist etwas schiefgegangen, ich wei ss nicht was, aber es war knapp. Die Schwester meinte, du würdest dich heute schwach fühlen, aber morgen würde es dir schon besser gehen, und in ein paar Tagen wird deine Stimme wieder normal sein.“ Sie gibt mir einen Becher Wasser. Durstig stürze ich es hinunter.
„Danke dir.“ Ich versuche wieder zu
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