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RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

Titel: RENAS VERSPRECHEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Kornreich Gelissen , Heather Dune Macadam
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Brin gen sie uns ins Gas? Die Lastwagen fahren durch die Tore von Ravensbrück und biegen in we stlicher Richtung ab; sie verle gen uns schon wieder. Wir lehnen uns an die hölzernen Seitenwände des Lasters, drängeln einander. Die Stra ss e ist voller Schlaglöcher und Unebenheiten. Danka und ich vermeiden den Blickkontakt zu den mitfahrenden Mädchen. Wir sind zu müde, uns darum zu kümmern, wohin sie uns bringen und warum; wir wollen nur ausruhen und essen.
    Wir kommen in Neustadt-Glewe an, werden gezählt und bekommen ein Stück Brot. [33] Wenigstens müssen wir hier nicht auf dem Boden schlafen. Am Morgen stehen wir zum Anwesenheitsappell an und stellen schnell fest, da ss es in diesem Lager kein Krematorium gibt. Doch es gibt einen riesigen Leichenberg, fast zwei Meter hoch. Anstatt nach verbranntem Fleisch riecht es hier im Lager nach Verwesung.
    Zur Arbeit werden wir mitten durch die Stadt geführt. Die Stadtbewohner kommen aus ihren Geschäften und Wohnun gen und spucken uns an, wenn wir vorbeigehen. Der Ha ss in ihren Augen ist bestürzend; für sie sind wir keine Menschen, wir sind weniger wert als Hunde. Am Stadtrand zwingt man uns, Gräben auszuheben, dazu gedacht, die Alliierten aufzu halten. Man hätte meinen können, die Be wohner der Stadt wären uns dankbar für die Arbeit, die wir zu ihrem Schutz verrichten, aber sie spucken uns auch am Abend wieder an. An diesem Abend bekommen wir wieder eine Kante Brot und einen halben Becher Tee; das ist alles. Die Rationen werden sichtlich kleiner. Die Deutschen verlieren den Krieg.
    Einen Monat lang werden wir aus traumlosem Schlaf ge hetzt und durch die Stadt geführt, und jeden Morgen, jeden Abend spuckt man uns an, wenn wir vorbeigehen. Wir wachen auf. Wir werden gezählt. Wir marschieren. Wir graben. Wir essen. Wir hungern. Wir f ragen uns, ob es je ein Ende ha ben wird.
     
    Vier Uhr morgens.
    „Raus! Raus!“ Wir stellen uns zum Appell auf, können dann aber abtreten.
    „Es ist doch nicht Sonntag, oder?“
    „Ich denke nicht.“ Ein Teil des Lagers arbeitet weiterhin in einer Flugzeugfabrik; der Rest von uns hat nichts zu tun. Es geht das Gerücht um, da ss wir nicht mehr arbeiten müssen.
    „Die Alliierten müssen in der Nähe sein“, spekulieren wir im Flüsterton. „Vielleicht ist der Krieg schon fast vorbei.“ Wir hoffen, da ss dies stimmt, doch nach unserem Todesmarsch sind wir klüger und setzen unsere Hoffnung nicht mehr auf diesen Wunsch. Wenn es ihnen gefällt, können sie uns in ein anderes Gefängnis verbrachten. Sie könnten uns auch nach Madagaskar marschieren lassen.
    Nicht mehr zu arbeiten und den ganzen Tag hinter den Zäunen zu verbringen reicht aus, mich wahnsinnig zu machen. Mir fällt auf, da ss der Leichenhaufen hinter den Barracken immer grö ss er wird, und ich erfahre von anderen Gefangenen, da ss viele dieser Frauen nach dem Aufstand im Warschauer Getto verhaftet worden sind. Es sind Jüdinnen und Polinnen, die man drau ss en gemeinsam verrotten lä ss t, ohne sie wenig stens in einem Graben zu beerdigen.
    Ich gehe zur Lagerältesten und sage: „Nachdem es sonst im Lager nichts zu tun gibt, habe ich mich gefragt, ob wir wohl die Erlaubnis bekommen könnten, die Leichen dieser paar hundert Frauen zu begraben?“
    „Jawohl“, sagt sie. „Ich werde euch einen Handwagen ge ben. Suche dir neun Mädchen, die dir helfen. Ihr fangt morgen früh an. Ich werde zwei SS-Männer abstellen, um euch zu be gleiten.“ Ich halte fest: Sie hat ein grünes Dreieck an ihrer Uni form, sie ist eine Mörderin.
    Ich frage nach Freiwilligen für dieses Leichenkommando. Danka und Dina melden sich, ebenso sieben weitere Mädchen. Wir bedecken unsere Nasen und fahren mit dem Handwagen zu dem Leichenhaufen. „Wir haben keine Handschuhe, also müssen wir vorsichtig sein“, warne ich die Mädchen. „Fa ss t sie nur an den Armen und Beinen an, und gebt Acht auf offene Wunden. Wir können unsere Hände vor dem Essen nicht wa schen und müssen deshalb sehr achtsam sein, um nicht krank zu werden.“ Ich nehme die Arme, während ein anderes Mädchen die Beine nimmt, und wir werfen eine Leiche auf den Wagen. Sie seufzt, als die letzte Luft aus ihren Lungen ent weicht.
    Wir zögern. „Macht weiter, schnell!“, schreit die Wache. Wir beladen den Wagen so schnell es geht, an die fünfzehn Leichen. Dann beginnt unser Weg zum Begräbnisplatz. Auf der anderen Stra ss enseite ist ein Männerlager mit politischen Gefangenen aus Italien.
    „Nicht mehr

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