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RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

Titel: RENAS VERSPRECHEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Kornreich Gelissen , Heather Dune Macadam
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Haus der Silbers, blicke ein let ztes Mal zurück, um es meinem Gedächtnis einzuprägen. Ich werde wiederkommen, sage ich mir; das wird nicht für immer sein.
    „Guten Morgen“ , grü ss e ich unsere freundliche christliche Nachbarin.
    „ Guten Morgen, Rena. Wie geht es Ihnen, meine Lie be?“
    „ Ich mu ss weg und möchte Sie um einen Gefallen bit ten.“
    So fort werden ihre Augen schmal. „ U m was geht es?“ Jeder scheint auf der Hut zu sein. Ich ziehe mir den Diamantring vom Finger, den Mama mir gab, lege ihn in ihren Handteller und schlie ss e ihre Finger darüber. „ Ich möchte, da ss Sie auf die sen Ring achtgeben. Er hat meiner Mama gehört... Würden Sie auch diese n Mantel bitte für mich nehmen?“
    Ihr Blick schwankt zwischen Nicht-glauben-können und dem Verlangen nach diesen wunderschönen Dingen. „ Das sind wertvolle Dinge. Werden Sie die nicht brau chen?“
    Plötzlich wird mir bewu ss t, da ss ich diese Dinge nie mehr Wiedersehen werde. Ich kann nicht sprechen. Ehe ich meine Meinung ändern kann, lege ich ihr rasch den Mantel in den Arm und versuche mich abzuwenden, ehe sie mich weinen sieht.
    „ Wer den für Sie gemacht hat, mu ss sie sehr geliebt haben. “ Bewundernd streicht sie über den Biberbesatz.
    „ Das ist leider wahr. Ich mu ss gehen.“ Nie mehr will ich mich von unseren Nachbarn, meinen Freundinnen, meiner Schwester oder sonst jemandem verabschieden. Es ist schon schmerzlich genug, mich vom Diamantring meiner Mutter zu trennen. Wenn ich in diesem Leben nie mehr einem Menschen zum Abschied zuwinken mu ss , wird das eine Gnade sein. Ich blicke zu Boden, weigere mich, zurückzuschauen, eile der Stadt zu.
    Als ich für einen Augenblick im Stadtkern von Hummene stehenbleibe, fällt mir ein, was für ein schöner Ort dies ist und wie freundlich die Mensche n zu mir gewesen sind. Die Slowakei war gar nicht so übel zum Leben; und obwohl das ver gan gene Jahr mit Prüfungen und Heimweh gespickt gewesen war, hatte ich mich auch manchmal glücklich gefühlt. Ich werde annehmen, was die Nazis mir vorsetzen, aber ich habe Angst vor der Zukunft. Ich hole tief Luft, stecke meine Briefe ein und gehe entschlossen auf die Kasernen zu. Es bildet sich bereits eine Warteschlange.
     
    „Name?“
    „ Rena Kornreich.“
    „Nationalität?“
    „Polnisch.“
    Er grinst, als wü ss ten er und der Offizier neben ihm einen heimlichen Scherz.
    „ Gibt es noch andere Familienmitglieder, die sich hier in der Slowakei versteckt halten?“
    „ Ich bin mit einem Bürger der Slowakei verlobt, ändert das meinen Status?“
    „ Nicht, solange Sie nicht wollen, da ss er mit Ihnen kommt.“ Seine Augen werden gefährlich schmal.
    Ich schü ttle eine plötzliche Kälte ab. „ Ich möchte nicht, da ss er mit mir kommt.“
    „ Warten Sie die Nacht über drau ss en.“ Ich bin entlassen.
    „Was ist mit meinen Sachen?“
    „ Morgen wird sie jemand wegen Ihres Gepäcks beglei ten.“
    Einen Augenblick lang wünschte ich, ich hätte meinen Mantel. Sein warmer Pelz würde meinem Nacken die Kälte fernhalten. Ich frage mich, ob mein Ring und mein Mantel in Sicherheit sind. Ich frage mich, ob ich selbst es bin. Was ist das für ein Gefühl, sicher zu sein? Ich kann mich nicht mehr daran erinnern.
    Andere Juden sind neben mir. Nur mit meiner Wollja cke be kleidet, zittere ich vor der Kasernenmauer und halte die Arme fest an den Körper gepre ss t. D ie Lichter vor der Kaserne sind brutal hell und strahlen keine Wärme auf uns ab. Es wird eine unwirtliche Nacht werden.
    Die Ereignisse, die mich diesem Ort hier preisgegeben haben, quälen meine Gedanken. Alles bewegt sich schneller als üblich, als machte ich eine Bestandsaufnahme dessen, was in der Erinnerung bewahrt oder verworfen sein soll. Der grösse ren Wärme wegen schiebe ich meine Knie hoch unter den Rock. Mein Magen grummelt - wie gern hätte ich jetzt ein Stück Challah. Der volle Duft von Ei drängt sich in meine Wahrnehmung. Der Geruch frisch gebackenen Brotes hat so etwas Tröstliches. Ich schnüffle die Luft, kann aber nicht sa gen, ob mein Eindruck real oder eingebildet ist, es ist auch egal. Ich drehe einen eingebildeten Bissen auf meiner Zunge hin und her, rieche ihn aus dem Innern meines Mundes und lasse zu, da ss sein Nährgehalt mich langsam von innen heraus wärmt. Ich stelle mir Mama vor, die den Teig knetet und am Freitag unser Sabbat-Gericht vorbereitet. Morgen ist Freitag; ich frage mich, ob Mama irgendwo in Polen Teig knetet.
    Auf der

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