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RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

Titel: RENAS VERSPRECHEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Kornreich Gelissen , Heather Dune Macadam
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der Welt zusam men. Meine Eltern waren mir immer alterslos erschienen, aber über Nacht waren sie sichtlich gealtert. Mamas Zer brechlich keit und Papas wei ss es Haar bewegten mich zutiefst.
    „ Vielleicht wirst du Schani ja doch noch heiraten.“ Mama versucht uns aufzuheitern, und einen kurzen Momen t lang blitzen ihre Augen auf. „ Ihr seid gute Mädchen. Wir sind s o stolz auf euch.“
    Während sie die Decken fe ststeckt, als wären wir noch im mer kleine Mädchen, die sie zudecken mu ss , spricht sie sanft von Vertrauen und Hoffnung und davon, da ss wir füreinander da sind. Ihre Augen sind traurig und weich. Papa kü ss t Danka und mich auf die Stirn. Er spr icht ein hebräisches Gebet, seg net die Töchter, die er nicht beschützen kann.
    Tolek redet den Pony s gut zu, sich für den Marsch zur Grenze in Bewegung zu setzen, und wieder einmal brechen wir auf in die Slowakei und lassen unsere Ei tern zurück. Sie stol pern durch den tiefen Dezemberschnee und winken uns zum Abschied. Mama rutscht die Babuschka vom Kopf. Mit einer Hand hält sie die Perücke f est, während die andere wie ver rückt durch die Luft jagt, als versuchte sie eine letzte schwache Spur von uns festzuhalten.
    „Auf Wiedersehen, Papa!“
    „Auf Wiedersehen, Mama!“
    Immer wieder schreien unsere Stimmen im Einklang, bis uns nur noch ein heiseres Flüstern bleibt.
    Als wir schon längst winzige Punkte am Horizont geworden sind, winken wir noch immer und hoffen, da ss sie uns sehen können. Ich wei ss , da ss auch sie winken und die gleiche Hoffnung haben. Mamas und Papas in den Schnee geätzte schwarze Umrisse sind in meinem Gedächtnis eingegraben, als warteten sie dort noch immer auf unsere Rück kehr, als wür den sie immer dort sein und warten. Tränen schmecken normalerweise salzig, aber meine sind bitter, festgefroren auf meinen Wangen, festgefroren in der Zeit. ‘
     
     
    Ich schreibe langsam, verweil e über jedem Wort, als würde al le in schon der Federhalter auf dem Papier mir meine jüngste Schwester näherbringen.
     
    Hummene in der Slowakei,
    18.März 1942
    Liebe Danka,
    ich vermisse dich sehr. Ich würde dich gerne selbst sprechen, aber das geht ja nicht. Ich wei ss , wie aufregend du es fandest, da ss Schani und ich heiraten, aber es wird keine Hochzeit ge ben. Jetzt, wo über die Slowakei das Kriegsrecht verhängt wurde, sehe ich keinen anderen Ausweg für mich, als mich an die Behörden zu wenden und in ein Arbeitslager zu gehen. Die Silbers finden, ich würde übertreiben, wenn ich ihnen sage, da ss man sie erschie ss en wird, weil sie mich beherbergen, aber du und ich wissen es besser. Und sie sind in diesen letzten paar Monaten so freundlich zu mir gewesen, da ss ich es nicht ertra ge, sie in Gefahr zu bringen.
    Ich fürchte, es wird fast wieder so sein wie beim Verlassen Polens, und diesmal wird es mir das Herz brechen. Werden die Deutschen denn nie aufhören, unser Leben zu zerstören? Ich will dich nicht allein lassen, aber ich kann niemandes Leben aufs Spiel setzen, und ich glaube nicht, da ss die slowakischen Juden verstehen, wie ernst es den Deutschen ist. Bitte sei vor sichtig. Ich werde dafür beten, da ss du in Bratislava in Sicher heit bist. Grü ss e Zosia von mir ganz lieb und sage Herschel und Ester, da ss ihre Tante Rena ihnen einen dicken Ku ss und eine Umarmung schickt. Du fehlst mir.
    Deine dich liebende
    Schwester Rena
     
    Ich stecke den Brief in einen Umschlag und wünsche mir, es gäbe noch etwas andere s, das ich zu Dankas Schutz mit schicken könnte, aber sie ist am anderen Ende der Slowakei und unerreichbar für mich. Die Kräfte, die unser aller Leben kontrollieren, sind wie eine Lawine, die sich über den Bergpa ss schiebt, immer schneller geworden, und alles, was wir kennen und lieben, wurde in ihrer Spur mitgerissen. Mehr kann ich nicht mehr tun, ich mu ss Gott vertrauen, da ss er sich derer an nimmt, die ich zurücklasse.
    Noch ein Brief mu ss geschrieben werden. Gerne würde ich mich davor drücken, aber es führt kein Weg daran vorbei:
     
    Lieber Schani,
    es tut mir leid, dir das gerade einmal zwei Wochen vor der Hochzeit zu sagen, aber ich wei ss wirklich nicht mehr ein noch aus. ich beuge mich dem herrschenden Gesetz und stelle mich den Behörden, um in ein deutsches Arbeitslager zu gehen. Bitte verstehe, warum ich dies tun mu ss , und versuche, mir zu verzeihen. Ich habe dir erzählt, wie es in Polen war, ehe ich in die Slowakei floh, und du mu ss t m ir glauben, wenn ich dir

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