RENAS VERSPRECHEN (German Edition)
schrei be, da ss du den Deutschen keinen Glauben schenken darfst. Vielleicht mu ss ich ja nur ein paar Monate arbeiten. Doch ich wei ss noch nicht, wohin ich komme und für wie lange. Ich bete darum, da ss du meine Entscheidung respektierst. Ich werde dir und Danka schreiben, sobald ich im Lager ankomme und mehr wei ss .
Wir sind noch jung genug für einen Neuanfang, wenn ich aus diesem Arbeitslager entlassen werde; schlie ss lich bin ich erst einundzwanzig Jahre alt - das ist doch nicht zu alt für dich, oder? (Da s soll dich aufheitern, Schani. I ch möchte nicht, da ss du darüber weinst.) Eines Tages werden wir ein schönes Leben haben, und du wirst mir ein guter Ehemann sein, aber noch nicht jetzt. Ich hoffe, du kannst noch ein letztes M al auf mich warten. Ich wei ss nicht , was auf mich zukommt, aber ich wei ss , da ss das Arbeitslager hart sein wird. Bete, da ss ich nicht zu lange dortbleiben mu ss . Dank dir, da ss du mir in all meinen Prüfungen und Schwierigkeiten mir deiner Liebe beistehst. Grü ss mir Tante Regina, Onkel Jakob, Cili und Gizzy.
Gott segne dich.
In Liebe, Rena.
Während ich mein Hochzeitsnachthemd zusammenlege und ohne jede Zuversicht in einer Kommode verstaue, frage ich mich, wie mein Verlobter diese Nachricht aufnehmen wird. Die neuen Schuhe, die der S chuster mir für die Hochzeit ge macht hat, das Kleid, das der Schneider genäht hat, alles, was mir gehört, ist gepackt un d wird zusammen mit meinen Träu men weggeräumt.
Die Briefe lasse ich auf dem Tisch liegen, und ich wei ss ge nau, was ich anziehen wer de, als ich mich dem Schrank zu wende. Mein grün-wei ss -kariertes Kostüm ist warm und sieht gut aus. Selbst wenn ich ins Arbeitslager gehe, möchte ich den besten Eindruck machen, und das hier ist das Schönste, was ich zum Anziehen habe. Danka hat das gleiche Kostüm wie ich, gekauft von einem freundlichen Schneider, als wir letztes Jahr in die Slowakei kamen. Ich mu ss ein wenig lächeln, wenn ich daran denke, wie er uns in ein echtes Kaufhaus mitnahm und jeder von uns beiden ein brandneues Kostüm und tolle wei ss e Filzschuhe mit roter Verzierung kaufte. Ich ziehe sie mir über meine dicken Socken an. Sie sind schön warm und be quem; genau richtig für die Reise.
Ich frage mich, wie es wohl Mama und Papa gehen mag. Wo sind sie? Was tun sie? Sie wissen noch nicht einmal, da ss Schani und ich heiraten. Warum konnte ich sie an Rosch-ha- Schana nicht erreichen?
Zum Passah-Fest hatten Danka und ich ihnen Rosinen, Matzen und ein bi ss chen Geld geschickt, aber die Grenze nach Polen ist jetzt vollkommen dicht. Der Schneider, der mir das
Kostüm gekauft hat, das ich jetzt anhabe, wu ss te von meiner Sorge. Er bat deshalb einen seiner Kunden, einen deutschen Offizier, im Tausch gegen einen Ledermantel für mich in Polen anzurufen.
Auf der Post stellte der Offizier die Verbindung für mich her und überreichte mir dann den Hörer.
„ Ich möchte Sa ra und Chaim Kornreich sprechen“ , sagte ich dem Postbeamten in Florynka.
„ Es gibt niem and dieses Namens in der Stadt.“
„Sind Sie sicher?“ bettelte ich. „Ist da Florynka?“
„ Ich bin mir sicher. Es gibt niemand in der Stadt, der Korn reich hei ss t.“ Benommen legte ich den H örer auf.
„Vielleicht sind sie umgezogen“ , meinte der Offizier.
„Wohin?“
Er zuckte die Achseln.
Wo sind Mama und Papa? Wie gerne möchte ich ihnen alles erzählen, was passiert ist.
Als ich ganz beiläufig mein Aussehen im Spiegel überprüfe, nicke ich mir aufmunternd zu, ehe ich die Briefe und den Mantel nehme, den Schani mir zur Verlobung geschenkt hat.
Frau Silber ist zum Markt gegangen. Ich werde unbemerkt aufbrechen. Sie soll nicht wissen, da ss ich zu den Kasernen gehe, obwohl sie und ihr Ehemann gesagt haben, sie würden mich trotz der Konsequenzen verstecken. Ich kann nicht ihr Leben aufs Spiel setzen und auch nicht das ihrer kleinen Toch ter, mei nem Schützling. Ich tue, was ich tun mu ss . Ohne Frage ist das die richtige Entscheidung; ich habe nur den einen Wunsch, die se freundlichen Leute zu schüt zen, die mich in ihr Heim aufge nommen und wie ein Familienmitglied behandelt haben. Ein Arbeitslager kann gar nicht so schlimm sein, vor allem nicht, wenn dadurch ihr Leben gerette t wird. Arbeit macht mir keine A ngst. Ich wei ss , was die Deutschen erwarten: Sauberkeit, Promptheit, Ordnung, alles mu ss fleckenlos sein. Es wird nicht anders sein als die Arbeit in den Kasernen von Tylicz.
Ich gehe aus dem
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