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RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

Titel: RENAS VERSPRECHEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Kornreich Gelissen , Heather Dune Macadam
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ss . Unsere Blocks sind die von Fünf bis Zehn. Emma, Erika, sämtliche Aufseherinnen wohnen in anderen Gebäuden, aber sie sind im Lager wie wir. Nur die SS lebt au ss er halb der elektrischen Zäune.
    Ich habe Tolek einige Zeit nicht gesehen und mache mir Sorgen um ihn. Es dämmert, Zeit, in die Blocks zu gehen, Zeit, bald schlafen zu gehen, so da ss wir Kraft für morgen haben. Doch ich lasse meinen Blick auf der Suche nach dem Gesicht unseres Freundes über das Männerlager schweifen.
    Erika geht vorbei und kommt dann zurück. „Möchtest du unser Haus sehen?“, fragt sie mich. Ich bin verblüfft, zeige es aber nicht. Dies scheint ein sehr merkwürdiges Angebot zu sein. „D a s darf ich nicht. Ich bin Jüdin“ , erkläre ich ihr.
    „J a, natürlich bist du Jüdin, sonst würdest du ja bei mir im Block wohnen, aber du kannst ihn dir doch trotzdem an schau en. I ch übernehme die Verantwortung.“
    Sicher, denke ich, du übernimmst die Verantwortung, aber ich werde die Schläge bekommen, wenn wir erwischt werden. Als ich ihrem langen Schatten folge, glüht uns die Sonne rot ins Gesicht.
    Sie macht mir die Tür auf, und ich trete in eine Welt ordentlich gemachter Betten und Zimmer, in denen es Laken und Kissen gibt. Da liegt eine Decke, die dick und warm aussieht. Wie gerne hätte ich so eine Decke wie Erika.
    „ Ha st du jemals eine Frau geliebt?“, fragt sie mich.
    Ich tauche aus meinen Träumen auf. „ Natürlich. Ich liebe meine Mama und meine S chwester, die hier bei mir ist.“
    Erika lächelt mild. „Würdest du gerne heute N acht hier schlafen? “
    „ Ach, nein. Ich hätte Angst. Meine Schwester würde sich auch ängstigen. Es wäre nicht fair, da ss ich mich in Baum wol ll aken schlafen lege, während sie auf Stroh schläft.“ Weil ich fürchte, zu schroff gewesen zu sein , entschuldige ich mich rasch: „ Doch dankeschön für das Angebot. Ich kann meine Schwester nicht verlassen, selbst wenn das Hierbleiben einen gut en Schlaf und Wärme verspricht.“
    Erika lacht. „ Du gehst jetzt zurück in deinen Block. Du bist noch nicht bereit für so etwas.“ Sie führt mich zur Tür. „Hier.“ Sie steckt mir noch ein Stück Brot zu. Rasch nehme ich es und verstehe weder, warum sie mir diese Freundlichkeit entgegenbringt, noch etwas von dem, was gerade passiert ist. Das Licht aus dem Gebäude der Aufseherinnen erleuchtet den Boden, wird aber abgeschnitten, als Erika die Tür schlie ss t. Ich verschwinde in der dichter werdenden Nacht.
    Bei uns im Block teile ich das zusätzliche Stück Brot mit Danka. Das frische, saubere Wei ss der Laken im Block der Aufseherinnen verfolgt mich. Ich kann den Gedanken an den Schmutz, den ich an mir habe, an die Umstände, denen wir ausgesetzt sind, nicht ertragen. Wo unsere Hände einmal von Blasen überzogen waren, haben wir jetzt riesige Schwielen.
    Meine Brust und meine Beine sind immer rot von den Bis sen und der Wolle, die mir die Haut aufreibt. Meinen schmut zigen Körper möchte ich kratzen und kratzen, bis die Wanzen nichts mehr zu nagen haben. Plötzlich fällt mir etwas ein, und ich ziehe meine Hose aus.
    „Was machst du, Rena?“ Danka klingt besorgt.
    „I ch werde diese entsetzliche Hose z usammenlegen und nachts unter unsere Matratze legen, damit ich Falten in die Hosenbeine be komme.“
    „ Mac h das nicht, Rena. Es ist kalt.“
    „ Ich möchte ordentlich aussehen, und wir können diese Kleider nirgends wa schen und bügeln.“ Ich spucke auf die Fal te und fahre mit zusammenged rückten Fingern am Stoff entlang. „ Wenn ich schon nicht sauber sein kann, will ich wenigstens ordentlich auss ehen.“ Mein Blick fällt auf den Boden. Meine Schuhe sind schmutzig.
    Unsere armen Fü sse sehen zu elend aus, um lange h in schau en zu können. Sie haben ihr gesundes rosiges Ausse hen verlo ren, sind bla ss und tragen rotbraune Farbstreifen von den Le derriemen. Bald kommt der Somme r, und da werden unsere Fü ss e wenigstens nicht mehr kalt sein, aber jetzt ist Frühling, und das Wetter ist schlech t wie schon lange nicht mehr. Ich spucke auf den Lederriemen und poliere ihn mit dem Saum meiner Hose. „ Ich kann meine Schuhe säubern, ohne mein e Hose zu sehr zu verschmutzen!“ Ich ha lte Danka den ersten Riemen hin, damit sie ihn bewundern kann.
    „Du bist verrückt.“
    Ich beschäftige mich wiede r mit der Bügelfalte meiner Uni form und lasse Danka dan n aufstehen. Nachdem ich die Ma tratze hochgehoben habe, lege ich meine Hose der Länge nach

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