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RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

Titel: RENAS VERSPRECHEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Kornreich Gelissen , Heather Dune Macadam
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darunter und ziehe sie glatt, bis ke in Knitter mehr zu sehen ist. Ich lege die Matratze auf ihren Pl atz zurück und la ss Danka wieder ins Bett steigen. S ie schüttelt den Kopf, sagt aber nichts mehr.
    Morg ens rollen wir unsere Strohsäcke auf. Ich hebe die Ma tratze an und siehe meine ordentlich gepre ss te Hose her vor Mich friert ein wenig, als ich sie anziehe, mein Hemd hin ein stecke und sie mi t meinem Strick zubinde. Beim Gl attstreiche n meiner Hose mu ss ich lächeln; der Lederrie men glä nzt selbst im Dunkeln. Was würde ich nicht für So cken und einen Bü stenhalter geben.
    „ Du siehst hübsch aus, Rena “ , stellt Danka fest. Wir treten aus der Tür. Wegen ständigen Flüssigkeitsentzugs benütze n wir die Toilette kaum öfter als einmal am Tag, aber ich versuche mich morgens und abends zu waschen. Doch ich benutze die sanitären Einrichtungen lieber am Abend als mich in die Mor gen s chlange einzureihen und zu riskieren, beim Anwe senheits appell Prügel z u bekommen.
     
    Wir graben ein Feld um. Schaufel um Schaufel heben wir die feuchte Erde und die Steine in die Luft und lassen sie wieder z urück auf den Boden fallen. Frühlingsgras spro ss t durch den Boden. Wenn keiner zusieht, stecken wir uns heimlich die klei nen Blätter in den Mund. Die wei ss en Teile des Grases sind sü ss und fleischig. So winzig sie auch sind, sie beruhigen unsere trockenen Kehlen.
    Die SS-Frau, die heute unserer Einheit vorsteht, ist hin rei ss end. Ihr rabenschwarzes Haar glänzt in der Sonne. Sie mu ss eine Dauerwelle haben . Mir fällt die letzte Dauerwell e ein, die ich bekommen habe, ehe ich nach Auschwitz kam. Sie ist in Grau gekleidet. Si e trägt einen Rock, der ihre Tail le betont, und ihre Stie fel glänzen wie Obsidian. Ihre Haut hat die Farbe von Alabaster und hebt sich von den rosigen Wangen ab, und trotz des Windes glänzen ihre Lippen vor Gesundheit.
    Es ist ein grausamer Tag. Der Wind ist feucht und bei ss t uns durch die Löcher unserer Kleider. Ihr schwarzes Cape knattert im Wind als wolle es uns neckisch zu rufen : Seht mich an! Seht mich an! Bin ich nicht hinrei ss end? Seht nur, wie überlegen ich euch bin. Sie hält einen grossen Abstand zu uns . Wir haben Läuse. Wir sind Gift für ihre v erfeinerten Sinne. ich kann nicht umhin, ihr ein paar kostbare Blicke zuzuwerfen. Ihre Schönheit bannt mich. Ich habe Ehrfurch vor ihr. Wie erbärmlich sind wir doch im Vergleich zu ihr.
    Sie ist eine Reichsdeutsche. Auch ihr deutscher Schäferhund ist guter Abstammung; sein Kopf ist nicht zu spitz, und seine Ohre n stehen aufrecht, achten auf ihre Stimme, ihre Befehle. Er ist grau and schwarz. Er passt zu ihrem Äusseren. Ge mein sam stolzieren sie die Postenkette a b , die Arbeit sg renze, die sie von ihren Sklaven trennt. Ihre Peitsche knallt gegen den Stiefel. Der Wind lässt ihr Cape knattern. Wir schaufeln.
    Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich, wie sie ihr Militär- käppi abnimmt. Ihr Haar tanzt im Wind, umspielt ihre Wan-gen. Herausfordernd blickt sie Emma an, die ihr nicht eben-bürtig ist, nie sein wird. Sie wirft ihr Käppi über die Grenzlinie, dir wir nicht überschreiten dürfen. Rasch senke ich meinen Blick wieder auf die Arbeit. Es windet nicht mehr.
    „Du da!“, schreit die SS-Frau. „Hol mir meine Kappe.“
    Ein Mädchen sieht von ihrer Arbeit auf, wirft uns einen Blick zu, aber wir sind beschäftigt. Wir sind unsichtbar. Sie ist es nicht. Sie legt ihre Schaufel nieder und läuft rasch über das Feld, um dem Befehl zu gehorchen. Sie denkt nicht darüber nach. Sie stellt ihn nicht in Frage. Sie ist eine Sklavin, wie wir alle Sklavinnen sind. Ehe sie die Grenze überschreitet, um die Kappe der Aufseherin zu holen, zögert sie und wirft einen Bück zurück auf die SS-Frau.
    „Schnell!“ Die Aufseherin lässt die Peitsche knallen. Gebückt bewegt sich das Mädchen vorsichtig auf die Arierin zu, um ihr die Kappe zurückzugeben. Ihr zarter; dünner Arm hält ihr furchtsam die Kappe hin.
    „Fass!“ Der Wind nimmt den Befehl mit einem Zischen auf. Das Mädchen erstarrt, ist gelähmt zwischen Angst und Verwirrung.
    Der Hund rast knurrend an uns vorbei. Die Hände des Mädchens fliegen an ihr Geeicht. Ich stelle mich vor Danka. „Sieh nicht hin.“
    Er landet auf der Brust des Mädchens, stösst sie zu Boden.
    Ihre Schreie zerschneiden die Luft, nehmen uns den Atem, reissen unsere Herzen entzwei. Wir können uns nicht die Ohren zuhalten. Wir können nicht atmen.
    Diese Schreie, mein Gott,

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