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RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

Titel: RENAS VERSPRECHEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Kornreich Gelissen , Heather Dune Macadam
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gro ss e Heldentat, mein Schicksal ist, dies hier zu überleben und mit meiner Schwester im Triumph ins Eltern haus zurückzu kehren. Meinem Traum können deutsche Peitschen, Ketten oder Vorschriften nichts anhaben. Der Gedanke an ein Mi ss lingen kommt mir gar nicht. Mag sein, da ss wir sterben - der Tod lä ss t sich hier nicht umgehen , doch selbst das wird mich vom einzigen Zweck meines Lebens nicht abbringen. Es zählt nichts anderes als diese vier Dinge: B leib bei Danka, sei unsichtbar, sei wachsam, sei fühllos.
    Ich frage mich, ob ich jemals wieder aufwachen werde, um mich in einem richtigen Bert umzudrehen. Werde ich meine Augen je ohne den deutschen Befehl dazu öffnen und beschlie ss en, weiterzuschlafen, weil es drau ss en regnet oder noch nicht Zeit ist zum Aufstehen? Werde ich jemals wieder träumen? Die Tage sind lang und hart, aber die Nächte sind bar aller erleichternden Träume, aller schmerzenden Alpträume. Ich krieche auf mein Brett und ziehe mir einen Wollfetzen fest um die Schultern. Ich rede mir ein, da ss er mich wärmt. Ich versinke in der Bewu ss tlosigkeit, werde geweckt von Gebell, von Schüssen, von gar nichts … um vier Uhr morgens...
     
    ...“Raus! Raus!“
    Die Raumältesten schlagen die Mädchen, die noch schlafen, und auch die, die nicht schn ell genug von den Brettern klet tern, auf denen wir liegen. Ist es hier so anders als in Ausch witz? Die Raumältesten, die Blockältesten haben alle eine Schärfe in der Stimme, die ich vorher nicht kannte. Trotz all ihrer Privilegien, dem zusätzlichen Essen, das sie uns weniger glücklichen Sklaven klauen, haben auch sie einen schmutzigen Boden unter den Fü ss en. Sie schlafen nicht auf Holz, sondern auf Feldbetten, aber sie sind genauso in einem umgewandelten Stall wie wir.
    „ Mach schon, Danka. “ Ich rüttle sie sanft. „ Wir müs sen aufstehen und zur Toilette.“ I m Block gibt es keine Toilette, wie wir sie in Auschwitz hatt en; es gibt einen Kübel. Der Ka nonenofen steht am Ende einer Regalreihe und am Ende des Blocks, gleich neben dem Raum der Blockältesten. Ein Vor hang trennt den Bereich der Block- und Raumältesten vom Rest.
    „ Wo ist die Toilette? “, frage ich und ducke mich, als der Stock sich meinem Kopf nähert. Dies hier ist kein Ort für Fra gen. Wir rennen hinaus. D er Teekessel steht an seinem ge wohnten Platz neben der Tür. Wir strecken unsere Be cher hin; die Schöpfkelle spritzt lauwarmen Tee über unsere Hände.
    Wir stehen in ordentlichen Fünferreihen in der Dunkelheit und essen unseren Rest Brot und warten auf die SS. Wir sind dahintergekommen, da ss der Tag besser herumgeht, wenn wir etwas essen, bevor wir arbeiten, deshalb verzehren Danka und ich auch immer nur die Hä lfte unserer Abendration und be wahren den Rest bis zum Morgen auf.
    Die SS-Männer Stibitz und Taube laufen unsere Reihen ab und zählen unsere Kopfe. Die Wärterin Drexler, Leiterin des
    Frauenlagers, sieht zu. Ihr Schneidezahn ist selbst bei geschlossenem Mund zu sehen. Am ersten Tag in Birkenau dauert der Anwesenheitsappell mindestens zwei Stunden. Wir sind es nicht gewohnt, so lange stillzustehen. Weil wir gegen Drang ankämpfen, unsere Fü ss e zu bewegen, müssen wir nicht einmal gähnen. Alle paar Minuten schlägt Taube eine von uns, weil sie nicht aufmerksam genug ist, sich von der Stelle bewegt hat oder auch grundlos.
    „Wegtreten!“ Der Befehl peitscht durch das Dämmerlicht. Ich nehme Dankas Hand und stelle mich schnell zu Emma. Ich habe sie nicht aus den Augen gelassen, seit sie zum Anwesenheitsappell erschienen ist. Nach all den Veränderungen in den letzten vierundzwanzig Stunden bin ich entschlossen, wenigstens etwas beizubehalten, und das einzige, was halbwegs in meiner Macht liegt, ist, mich in Emmas Arbeitsgruppe einzuteilen. Sie schenkt uns ein kurzes Lächeln, als wir uns hinter ihr aufstellen. Es ist ein kleiner Trost, in einer derart schrecklichen Umgebung ein vertrautes Gesicht zu sehen. Dieses Gesicht ist Emma.
    Wir arbeiten den ganzen Tag und gehen zurück zu den Ställen. „Wir sollten versuchen, hier zu schlafen.“ Ich zeige auf einen Bereich, der weit genug vom Raum der Blockältesten entfernt ist, um uns am Morgen mehr Zeit zum Aufstehen zu geben, ohne von ihrem Stock geschlagen zu werden. Unser Brot an uns gedrückt, kriechen wir auf das Regalbrett und halten dabei unsere Decke fest umklammert. Schweigend kauen wir die Hälfte unserer Brotration und verstecken den Rest in den Taschen. Im Laufe des

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