RENAS VERSPRECHEN (German Edition)
Tag Sand sieben. Das Wissen, dass unser Gott nahe ist, stimmt uns froh, und wir arbeiten mit neuer Hoffnung im Herzen, denken nicht an das Brot, das tief in unseren Taschen ruht, und verweigern die Mittagssuppe. Am Abend, als die Sonne untergegangen ist, essen wir das Brot vom Tag zuvor und heben uns das von heute für das Frühstück auf. Auf diese Weise fasten wir, aber wir sind so hungrig, dass für unsere Mägen das Fasten kaum einen Unterschied darstellt. Wir tun einfach, was wir alljährlich an diesem Tag gemacht haben, seit wir alt genug waren, an diesem heiligen Tag zu fasten.
Danka steht hinter mir und war tet a uf ihre Suppe , als die Aufseherin sie beschuldigt, sich einen Nachschlag holen zu wollen, und sie mit der Eisenschöpfkelle auf den Kopf schlägt.
„Nie stelle ich mich wieder für Suppe an.“ Weinen d steht sie mit ihrem leeren Becher vor mir.
„Du musst dir Suppe holen, Danka. Sie geben uns nicht genug zu essen, um auf eine Mahlzeit verzichten zu können.“
„Nie wieder werde ich mich in diese Schlange stellen.“
„Hier, iss von meiner.“
„Nein, das darfst du nicht.“
„Warum nicht? Ebensogut hätte sie mich schlagen können. Sie hat nur dich ausgewählt, weil sie grausam und selbstsüchtig ist und deine Mahlzeit für sich selbst haben will.“
„Ich will deine nicht.“
„ Das solltest du aber , denn solange du nichts nimmst, nehme ich auch nichts, und damit ist alles vergeudet. Komm schon, iss ein bisschen.“ Wir nehmen unsere Löffel und löffeln gemeinsam aus einem Becher. Sie schlürft zögernd.
„ Du has t den Löffel nicht so voll gemacht wie ich meinen. Nimm mehr. “ Sie nimmt ein wenig mehr und lächelt schwach. Ein winziges Stückchen Steckrü be schwimmt herum. Ich schie be es Danka hin. Sie schiebt es zurück. Und so essen wir meine Suppenportion mit zwei L öffeln gleichzeitig und teilen das Stückchen Steckrübe ehrlich zwischen uns.
Am nächsten Tag weigert sie sich, sich mittags an z ustellen, und ich muss sie immer wieder daz u überreden, etwa s von meiner Suppe zu nehmen , und so geht es wei ter; wir zählen, was wir löffeln, und teilen uns meine Suppe. Ich wünschte, sie würde sich wieder in der Suppenschlange anstellen, sage aber nichts.
E s ist Sonntag. Wir haben Herbst. Wir stehen von unseren Re galbrettern auf. Bekommen unseren Tee. Essen die Hälfte vom Bro t, Es geht das Gerücht um, da ss e s eine Selektion geben wird.
„ Was ist eine Selekti on?“, fragen wir uns.
Wir verbringen den ganzen Tag mi t Körperpflege, ziehen uns die Läuse aus den Achselhöhlen und Kleidern. Dieser Kreaturen wird man nicht Herr; s ie sind überall. Ich spucke auf meine Schuhe und mache die Falte meiner Hose feucht. Gut aussehen i st wich tig, wenn es z u einer Selektion kommt - was immer das auch sein mag. Ich möchte einen guten Eindruck machen. Der Sonntag verabschiedet sich mit dem Licht einer blassen Sonne.
Vier Uhr morgens.
„Raus! Raus!“
Beim Hin ausge hen nehmen wir u ns un s eren Tee. Ich merke sofort, da ss etwas anders ist als sonst. Die W ä rterinnen zäh len uns nicht s ofort. Sie s tehen auf der anderen Lagerse ite und achten gar nicht auf uns ere ordentli chen und perfekten Rei hen. Wir war ten und warten. Wir warten bis weit nach Son nenaufgang. Da s eine Ende der Reihe bewegt sich langsam vorwärts. An gestrengt s chauen wir nach vorne, um zu sehen, was da vor sich geht, aber sie sind zu weit weg. „Sie selektieren uns.“ Das Geflüster huscht die Reihen entlang, um uns, die wir uns n och nicht auf die SS zubewegen, zu informieren.
„Was bedeutet das?“, will Danka wissen.
„ Ich wei ss es nicht “ , schwindle ich. Ich ahne etwas, aber das will ich mit keinem teilen, der mir etwas bedeutet. Wir stehen in unseren Reihen, gezwungen uns damit zu befassen, was das für ein neuer Trick der Nazis sein mag.
„ Sie befinden darüber, wer leben und wer ster ben wird“, bestätigt das Geflüster. I n unseren Reihen wird es schweigsam und still. Wie ist das möglich? Wie können sie so etwas tun? Wir haben gesehen, wie sie uns wie Küchenschaben zertreten — w a rum überrascht uns dieser nächste Schritt so sehr? Wir be wegen uns vorwärts. Ich nehme Dankas Ha nd und drücke sie aufmunternd. „ Ich werde vor dir gehen “ , flüstere ich.
Am Anfang unserer Reihe sind zwei Schwestern. Ich kenne sie vom ersten Transport her. Wie ich, sind sie von Anfang an hier. Sie steigen hoch zu dem Tisc h mit den SS-Offizieren. Ein SS- Mann
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