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Renate Hoffmann

Renate Hoffmann

Titel: Renate Hoffmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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dieses kurze Aufblitzen offensichtlich auch bemerkt hatte, worauf Frau Hoffmann ohne weiter darüber nachzudenken, nickte. „Und was ist passiert?“, fragte Frau Kleinschmidt vorsichtig.
    „Er ist tödlich verunglückt...“
     
Kapitel 33  
    Herbert kniete vor ihr. In diesem Augenblick hätte sie sich am liebsten in Luft aufgelöst. Es erschien ihr nicht nur albern, wie er vor ihr kniete, noch mehr fürchtete sie sich vor dem, was diesem Niederknien folgen würde. „Renate...“, sagte Herbert in einem Tonfall, der offiziell klingen sollte. „Renate, wir sind nun seit drei Jahren ein Paar...“ Renate konnte kaum atmen. „Ich will den Rest meines Lebens mit dir teilen, will für dich da sein und dich lieben...“ Renate fragte sich, wie Herbert nur denken konnte, dass sie ihn heiraten wolle. Sie fragte sich, ob sie ihm irgendwelche Zeichen gegeben hatte, die er falsch aufgefasst haben könnte. „Ich werde alles, was ich habe mit dir teilen, und ich werde dich mein Leben lang lieben...“ Als er das sagte, fragte sich Renate, wie man jemandem ein solches Versprechen geben konnte. Woher sollte man denn wissen, was in ein paar Jahren passieren würde. Herbert jedoch schien sich seiner Worte sicher zu sein. Er schien nicht den winzigsten Zweifel zu haben. Und in diesem Moment wurde Renate klar, dass sie sich nicht sicher war. Eigentlich stimmte das so nicht. Im tiefsten Inneren war sie sich nämlich sicher, dass sie ihn nicht wollte. Vielleicht konnte man einem Menschen durchaus versprechen ihn für immer zu lieben. Das setzte jedoch voraus, dass man ihn in dem Moment, in dem man diesen Schwur ausspricht, von ganzem Herzen lieben musste. „Liebe Renate...“, Herbert griff in seine Tasche und zog eine kleine Schatulle hervor. Nein, Renate liebte Herbert definitiv nicht genug, um ihm ein solches Versprechen geben zu können. Sie war sich in diesem Moment nicht einmal sicher, ob sie ihn überhaupt jemals geliebt hatte. Herbert öffnete die kleine Schatulle. „Renate, willst du meine Frau werden?“ Renate spürte, wie die Blicke ihrer Eltern und ihrer Schwester auf ihr ruhten. Neben ihr glitzerte der übertriebene Osterschmuck auf dem üppig gedeckten Tisch. Noch immer kniete Herbert vor ihr. Eigentlich wusste Renate, was sie sagen wollte. Doch sie wusste auch, dass sie das, was sie sagen wollte, nicht sagen konnte. Sie zwang sich zu einem überglücklichen Lächeln und nahm den zierlichen Diamantring aus der Schatulle. „Ich wäre dir ein guter Mann...“, sagte Herbert, sichtlich nervös, was zweifelsohne an der Tatsache lag, dass seine Renate ihn seit mehreren Minuten mit schrecken geweiteten Augen anstarrte. Er nahm ihr den Ring aus der Hand. „Nimmst du mich zum Mann?“, fragte er noch einmal. Renate konnte es nicht laut sagen. Sie brachte es nicht über sich, eine solche Lüge auszusprechen. Doch, weil der Druck ihrer Eltern so schwer auf ihr lag, dass sie ihn fast sehen konnte, nickte sie mit geschlossenen Augen. „Du willst mich?“, fragte Herbert überschäumend vor Glück. Renate nickte ein zweites Mal. Dann steckte er ihr den Ring an, stand auf und schloss sie fest in seine Arme. Renates Eltern sprangen von ihren Stühlen und klatschten begeistert in die Hände. Die Begeisterung ihrer Schwester hielt sich im Gegensatz dazu in Grenzen. Auch sie stand auf und auch sie klatschte. Ihre Lippen mochten lächeln, ihre Augen hingegen nicht. Sie lagen leblos und fahl in ihren Höhlen.
    Die kommenden fünfzehn Minuten wurden Glückwünsche ausgesprochen und Sektgläser geleert. In dieser gesamten Zeit hielt Herbert sie in den Armen, so als hätte sie dieser kleine unschuldig dreinblickende Ring an ihrem Finger nun endgültig zu seinem rechtmäßigen Eigentum gemacht. Renates Mutter Helga weinte vor Rührung, ihr Vater Günther schien stolz, dass seine Renate sich eine so gute Partie hatte an Land ziehen können, Renates Schwester Barbara begutachtete neidisch den funkelnden Stein an Renates linker Hand. Die einzige, die an diesem Abend sicher nicht vor Freude weinte, war Renate. Doch ihre Tränen wurden zweifelsohne als genau das gedeutet. Als Tränen ihres unfassbaren Glücks.
     
Kapitel 34  
    Noch am selben Abend, fragte Herbert, ob er bei seiner zukünftigen Frau schlafen dürfe, was Renates Mutter jedoch nicht erlaubte. Für dieses Verbot war Renate ihr unendlich dankbar gewesen.
    Als sie in ihrem Zimmer saß, nahm sie den Ring ab und legte ihn auf ihr Nachtkästchen. Auch, wenn er tatsächlich

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