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Renate Hoffmann

Renate Hoffmann

Titel: Renate Hoffmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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haben Sie schon einmal gehört, Frau Hoffmann, dass man seinen Vorgesetzten allein schon ihrer Stellung wegen den gebührenden Respekt zu zollen hat?“, fragte Caitlin.
    „Ja, das habe ich einmal irgendwo gelesen...“, sagte Frau Hoffmann freundlich. „In der Theorie gebe ich Ihnen auch recht, meine Liebe, doch in der realen Welt greift die Theorie leider nicht immer...“
    „Jetzt reicht es!“, schrie Caitlin, sichtlich verzweifelt. „Genug!“ Sie griff nach den Ausdrucken, die Frau Hoffmann noch immer in der Hand hielt.
    Caitlin steuerte auf ihr Büro zu, dann jedoch blieb sie abrupt stehen und wandte sich erneut Frau Hoffmann zu. „Ich kann wirklich verstehen, dass Sie frustriert sind...“, sagte sie laut, „...doch Sie haben nicht das Recht das an mir auszulassen...“
    Frau Hoffmann verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Wie kommen Sie darauf, dass ich frustriert bin?“, fragte Frau Hoffmann mit hochgezogenen Brauen.
    „Ja, sehen Sie sich doch nur einmal an!“, plärrte Caitlin hysterisch. Frau Seizinger hielt die Luft an. Frau Hoffmann schwieg und Caitlin schien zu verarbeiten, dass sie das, was eigentlich nur hatte denken wollen, tatsächlich laut ausgesprochen hatte. „Was ich eigentlich sagen wollte, war, dass es für Sie sicher schwer sein muss eine so viel jüngere Frau als Vorgesetzte anerkennen zu müssen.“
    „Wohl eher eine so viel weniger erfahrene“, sagte Frau Hoffmann gefasst. Ihr kleines Biest triumphierte.
    Wenige Minuten später, stieg Frau Hoffmann wieder in den Aufzug. Es schien ihr so, als wäre da plötzlich eine neue Stimme in ihr, die nicht ihr gehörte. Diese mutige und schlagfertige Stimme schien ihr fremd und doch dunkel vertraut. Sie hatte sie schon öfter gehört, nur dass das schon viele Jahre zurück lag. Frau Hoffmann schmunzelte verlegen. Mit dieser Stimme hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte geglaubt, sie wäre vor langer Zeit an einem verhangegen Novembertag für immer verstummt.
     
Kapitel 32  
    Drei Minuten vor Beginn der Mittagspause klopfte Frau Kleinschmidt aus der Finanzabteilung an der Tür. Frau Hoffmann schaute auf die Uhr, stand auf und griff nach ihrer Handtasche. Gemeinsam gingen die beiden Frauen den Flur hinunter und warteten auf den Fahrstuhl. Außer der Begrüßung hatten beide noch kein Wort gesprochen. Frau Hoffmann war es schlichtweg nicht gewohnt in der Mittagspause begleitet zu werden, was sie im Laufe der Zeit ein wenig mundfaul gemacht hatte. Für einen kurzen Moment fragte sich Frau Hoffmann, welche plausible Begründung Frau Kleinschmidt hatte so schweigsam zu sein, als diese schüchtern fragte, „Wo möchten Sie denn gerne hingehen?“
    Die Aufzugtüren öffneten sich und sie stiegen ein. „Kennen Sie den kleinen Italiener an der Ecke?“, fragte Frau Hoffmann freundlich.
    Frau Kleinschmidt schaute kurz nachdenklich, dann sagte sie, „Gesehen habe ich ihn schon, aber ich habe noch nie dort gegessen...“
    „Stört es Sie, wenn wir dort hin gehen?“, fragte Frau Hoffmann mit einem leicht ängstlichen Unterton. Es störte sie nicht, mit Frau Kleinschmidt zu essen, was, nebenbei bemerkt schon eine große Veränderung war. Der Gedanke jedoch mit Frau Kleinschmidt in einem anderen Restaurant zu essen, noch dazu in einem, das Frau Hoffmann nicht kannte, verschreckte sie. Der Aufzug setzte sich in Bewegung.
    „Wenn Sie gerne dort essen möchten, können wir gerne dort hingehen.“ Frau Hoffmann nickte erleichtert.
    Frau Kleinschmidt zog die schwere Holztür auf, und ließ Frau Hoffmann eintreten. Frau Hoffmann bedankte sich und steuerte zielsicher zu ihrem Platz am Fenster. „Das ist ein sehr schönes Lokal“, sagte Frau Kleinschmidt nachdem sie sich umgeschaut hatte. Und in der Tat, das Restaurant war wirklich schön. Es verströmte eine gemütliche und freundliche Atmosphäre. Alle Tische und Stühle waren aus dunklem, schweren Holz, genauso wie die Tür, auf den Tischen lagen rot weiß karierte Tischdecken, und auf jedem Tisch stand eine kleine bauchige grüne Flasche, an der dicke Wachstropfen hingen. Die Kerzen waren alle schon ein Stück herunter gebrannt. An den rostroten Wänden hingen Bilder in dunkeln Holzrahmen. Und auf den Holzfensterbrettern standen leere, ettikettlose Weinflaschen in den verschiedensten Farben, in deren schmalen Hälsen nun einzelne Blumenstile steckten. „Kommen Sie immer hierher?“, fragte Frau Kleinschmidt neugierig.
    Frau Hoffmann nickte. „Seit sieben Jahren...“
    „Seit sieben Jahren

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