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Renate Hoffmann

Renate Hoffmann

Titel: Renate Hoffmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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setzte sich auf die Bettkante. Renate setzte sich zu ihm. „Herbert...“, sagte sie seufzend, „... du hast mich gestern gefragt, ob ich dich noch liebe...“ Herbert schloss die Augen. Sie wusste, dass er bereits wusste, was sie sagen würde. Sie wusste, dass sie ihn verletzten würde, und sie wusste, dass sie nichts daran hätte ändern können.
    „Geht es um einen anderen Mann?“, fragte Herbert gefasst und öffnete die Augen. Renate nickte. „Doch nicht etwa der Typ mit den Tätowierungen...“ Renate schaute ihn lange an. „Renate...“ Renate nickte und schaute zu Boden. „Das ist nicht dein Ernst...“, sagte Herbert und stand auf. „Das kann nicht dein Ernst sein...“
    „Es ist mein voller Ernst“, sagte Renate ruhig.
    „Wegen diesem Neandertaler verlässt du mich?“
    Renate beschloss darüber hinweg zu sehen, dass er Henning einen Neandertaler nannte. „Es tut mir Leid.“
    „Es tut dir Leid?“, fragte Herbert fassungslos.
    „Ja, Herbert, es tut mir Leid...“, antwortete sie gefasst.
    Voller Verachtung starrte Herbert sie an. Nie im Leben hätte Renate gedacht, dass Herbert sie jemals so ansehen würde. „Barbara hatte vollkommen recht, was dich betrifft...“, sagte er kalt.
    Renate schaute ihn an. „Wieso, was hat sie denn gesagt?“ „Sie hat gesagt, dass du es nicht wert bist, so von mir geliebt zu werden.“ Renate sagte nichts dazu. „Sie hat gesagt, dass du mich nicht so liebst, wie ich dich, und sie hat gesagt, dass es ihr unbeschreiblich wehtut dabei zuzusehen, wie du mein Leben zerstörst.“
    Renate stand auf, ging zur Tür und öffnete sie. „Ich denke, wir haben uns nichts mehr zu sagen...“, sagte sie nüchtern.
    Herbert starrte sie an. „Das war es also?“, fragte er zitternd.
    „Ja, das war’s...“
     
Kapitel 63  
    „Du wirst dich bei Herbert entschuldigen...“, sagte Renates Mutter beschwörend. „Du wirst sofort zu ihm gehen und ihn um Verzeihung bitten...“ Renate schüttelte den Kopf, woraufhin Günther energisch mit der Faust auf die Tischplatte schlug, was die Wassergläser sanft klirren ließ.
    „Du wirst dich bei ihm entschuldigen“, sagte ihr Vater drohend. Renate schüttelte wieder den Kopf. „Du tust, was ich sage!“, plärrte Günther nun völlig außer sich, wobei sich seine Stimme überschlug. Helga reichte ihm ein Glas Wasser. „Wenn du dich nicht auf der Stelle entschuldigst, dann brauchst du dich nie wieder hier blicken lassen!“
    Zitternd und weinend packte Renate ihre Sachen. Sie hatte gewusst, dass wenn sie sich für Henning entscheiden würde, dass sie sich damit automatisch gegen ihre Familie entscheiden müsste. Und auch, wenn sie wusste, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, schmerzte sie die Tatsache, dass ihre Eltern nur dann zu ihr stehen konnten, wenn sie genau das tat, was sie von ihr erwarteten, auch wenn dies zur Folge hätte, dass sie bis zum Ende ihres Lebens darunter leiden würde.
    Eine halbe Stunde später, Renate hatte gerade ihren Koffer zugeklappt, klopfte es an der Tür. Für einen wahnwitzigen Moment glaubte Renate, dass ihre Eltern sie bitten würden zu bleiben. Als dann jedoch Barbara in ihr Zimmer trat, wusste sie, dass es nichts geben würde, das ihre Eltern dazu bewogen hätte, ihre Entscheidung zu ändern, außer sie würde sich doch dazu entschließen Herbert um Verzeihung zu bitten, was Renate wiederrum nie im Leben getan hätte. Es gab nichts zu entschuldigen.
    „Wie konntest du ihm das nur antun?“, fragte Barbara kalt.
    „Ich bin mir sicher, du wirst ihn gerne trösten“, sagte Renate abschätzig.
    Eine Weile schauten sich die beiden Schwestern lediglich an, dann sagte Barbara, „Du bist echt das Letzte...“
    „Das mag sein...“, sagte Renate lächelnd, „aber wenigstens schmeiße ich mich nicht an die Männer anderer Frauen.“
    „Nein...“, sagte Barbara von oben herab, „...du schläfst lieber mit völlig fremden am Weiher...“
    Völlig entgeistert schaute Renate in Barbaras Augen. „Wer weiß davon?“, fragte sie fassungslos.
    „Inzwischen wahrscheinlich jeder...“
    Als Renate wenig später die Stufen hinunter ging, wusste sie nicht, dass sie sie das letzte Mal hinuntergehen würde. Sie wusste auch nicht, dass sie nie wieder auch nur ein Wort mit ihren Eltern sprechen würde. Und sie wusste auch nicht, dass es ihre Entscheidung sein würde, es nicht zu tun. Doch sie wusste mit Sicherheit, dass Henning auf sie wartete und sie wusste, dass sie diese Entscheidung nicht

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