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Renate Hoffmann

Renate Hoffmann

Titel: Renate Hoffmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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herausstellten.
    Drei Wochen später zogen Henning und Renate an einem Samstag in ihre gemütliche Altbauwohnung in der Metzstraße. Sie brauchten keine Hilfe bei ihrem Umzug, weil sie nichts hatten, was von Wert gewesen wäre, und doch fühlten sie sich unbeschreiblich reich, als sie die erste Nacht in ihrem neuen Zuhause verbrachten.
    Sie aßen Pizza vom Bringdienst direkt aus dem Karton, jagten sich gegenseitig nackt durch die Zimmer, setzten sich auf ihre kleine Terrasse und schauten über die Dächer Münchens, sie tranken billigen Weißwein, lachten und redeten. Als sie sich nachts um zwei auf den Holzfußboden legten, wussten sie, dass dies die wohl ungemütlichste Nacht ihres Lebens werden würde, und doch wussten sie auch, dass es bestimmt auch eine der bedeutendsten sein würde. Sie waren allein, sie waren glücklich und sie genossen jeden einzelnen Augenblick.
     
Kapitel 67  
    Das gesamte Wochenende erschien unwirklich. Henning führte ein Spiel ein, bei dem sich jeder der beiden sonntags etwas wünschen durfte, was der andere umsetzen musste. Zumindest sofern das möglich war. Selbstverständlich war es dem anderen gestattet, ein Mal ein Veto einzulegen. Renate dachte eine Weile nach, dann wünschte sie sich, auf der Terrasse mit ihm zu schlafen, Henning bestand darauf, dass es sonntags verboten war sich anzuziehen, außer es ließe sich wirklich nicht vermeiden.
    Und weil es Sonntag war und er es sich gewünscht hatte, zogen sie sich aus und verbrachten den Tag damit auf der Terrasse miteinander zu schlafen. Als abends der Pizzabote klingelte, wickelte sich Renate in ein Handtuch und öffnete die Tür. Der Bote starrte sie dermaßen gierig an, dass Henning völlig nackt die Tür aufriss und ihn fragte, ob er nicht reinkommen wolle, woraufhin der Pizzabote fluchtartig das Haus verließ.
    Die darauf folgende Woche machte sich Renate auf die Suche nach einem Nebenjob. Henning hatte bereits zwei Wochen zuvor die Zusage für eine Stelle als Mechatroniker erhalten und die Woche darauf angefangen. Renate bog von der Sendlingerstraße in die Hackenstraße ab und bemerkte im Fenster eines Restaurants ein Stellenangebot, woraufhin sie sich spontan bei der Filialleitung vorstellte. Eine dreiviertel Stunde später stieg Renate beschwingt die Stufen zur S-Bahn hinunter. Sie würde am nächsten Tag wieder hier sein. Sie hatte Arbeit gefunden.
    Am selben Tag noch erhielt Renate ein Schreiben von der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass sie sich darüber freuen würden, ihr zum kommenden Wintersemester einen Studienplatz im Fachbereich Medizin anbieten zu können. Diese Nachricht schien die letzte Bestätigung dafür zu sein, dass sie sich richtig entschieden hatte.
    Vier Stunden später sperrte Henning die Wohnungstür auf und rief nach Renate, die ihm freudestrahlend von ihrem Tag erzählte. Und weil auch Henning der Meinung war, dass diese Neuigkeiten Anlass zum feiern boten, erlaubte er Renate ausnahmsweise angezogen zu bleiben, und führte sie spontan zum Essen aus.
    Als sie wieder zurückkamen, war es bereits dunkel. Renate und Henning setzten sich auf die Terrasse und schauten schweigend in die Ferne. Die laue Sommernacht legte sich um sie, wie eine weiche warme Decke. „Du, Nati?“, sagte Henning leise. Renate schaute zu ihm hinüber. „Hast du schon einmal zu jemandem gesagt, dass du ihn liebst?“
    „Na, zu dir...“, sagte Renate.
    „Außer zu mir...“, sagte Henning und streichelte mit dem Daumen über ihren Handrücken.
    Renate dachte nach. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr... Ich glaube nicht...“, sagte sie nach einer Weile.
    „Du hast es doch bestimmt zu Herbert gesagt...“, sagte Henning angespannt.
    „Du weißt, dass ich Herbert nicht geliebt habe...“
    „Ja schon, aber hast du es zu ihm gesagt?“
    Renate dachte wieder nach. „Irgendwann werde ich es wohl gesagt haben, ja.“, sagte sie schließlich. „Warum willst du das wissen?“
    „Nur so...“, brummte Henning.
    „Du wirst doch einen Grund gehabt haben, mich das zu fragen.“ Lange schaute Henning sie an.
    „Ich hasse es, dass du mit ihm geschlafen hast...“, sagte er nach einer Weile.
    „Ja, aber hast du nicht mit vier Frauen geschlafen?“, fragte Renate in einem eifersüchtigen Unterton.
    „Das war was vollkommen anderes...“
     
Kapitel 68  
    Als Frau Hoffmann aufwachte, war es noch dunkel, ihr Schlafzimmer schien von einem pechschwarzen Schleier bedeckt. Doch

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