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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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du Glück hast", erwiderte ihre Großmutter scharf.
    Annabel warf Sebastian einen panischen Blick zu. Er sah sie bereits an, und seine Miene besagte deutlich: Du hast nicht nachgesehen?
    Sie versuchte mit Handsignalen und weit aufgerissenen Augen zu antworten, doch sie hatte das Gefühl, dass Sebastian nicht recht schlau wurde aus dem Gehampel.
    Schließlich fragte er geradeheraus: „Was willst du mir eigentlich sagen?"
    „Ich weiß nicht", stöhnte sie.
    „Ihr beide seid nicht zu gebrauchen", schimpfte Lady Vickers. Sie ging neben dem Earl in die Hocke. „Newbury!", bellte sie. „Wach auf!"
    Annabel kaute auf ihrer Unterlippe herum und sah nervös zur Tür. Sie hatten es längst aufgegeben, leise sein zu wollen.
    „Wach auf!"
    Newbury begann zu stöhnen und vor sich hin zu murmeln.
    „Robert", fuhr Lady Vickers ihn an, „wach auf." Dann schlug sie ihm ins Gesicht. Fest.
    Annabel sah zu Sebastian hoch. Er wirkte ebenso benommen wie sie und ebenso bereit, ihrer Großmutter die Führung zu überlassen.
    Lord Newbury schlug noch einmal die Augen auf, seine Lider flatterten wie eine kranke Kreuzimg aus Schmetterling und Qualle. Er hustete und keuchte, versuchte sich auf die Ellbogen zu stützen. Dann sah er Lady Vickers an, blinzelte noch ein paar Mal ungläubig und sagte schließlich:
    „Margaret?"
    Sie schlug ihn noch einmal ins Gesicht. „Idiot!"
    Er ging erneut zu Boden. „Was zum Teufel?"
    „Sie ist meine Enkelin, Robert", zischte sie. „Meine Enkelin! Wie kannst du es nur wagen!"
    Hin und wieder, dachte Annabel, kam die Liebe ihrer Großmutter dann doch zum Vorschein. Meist auf höchst seltsame Weise.
    „Sie sollte mich heiraten", erklärte Lord Newbury empört.
    „Und jetzt heiratet sie dich eben nicht. Das gibt dir doch nicht das Recht, sie anzugreifen."
    Annabel spürte, wie Sebastian ihre Hand nahm, warm und tröstlich. Sie drückte sie.
    „Sie hat versucht, mich umzubringen", behauptete Newbury.
    „Das habe ich nicht!", fuhr Annabel auf, doch Sebastian fasste ihre Hand noch fester und hielt sie zurück.

    „Überlass das deiner Großmutter", murmelte er.
    Doch Annabel konnte die Beleidigung nicht so im Raum stehen lassen. „Ich habe mich nur verteidigt", erklärte sie empört.
    „Mit einem Schürhaken?", konterte Newbury.
    Ungläubig wandte Annabel sich an ihre Großmutter. „Wie hätte ich mich denn sonst verteidigen sollen?"
    „Also wirklich, Robert", sagte Lady Vickers. Ihre Stimme troff vor Sarkasmus.
    Schließlich gelang es ihm, sich aufzusetzen, allerdings nur unter lautem und fortwährendem Stöhnen. „Du liebe Güte", stieß er schließlich hervor, „will mir denn keiner helfen?"
    Niemand meldete sich.
    „Ich bin nicht kräftig genug", erklärte Lady Vickers achselzuckend.
    „Was hat der hier eigentlich zu suchen?", fragte Lord Newbury und nickte zu Sebastian hinüber.
    Sebastian verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn wütend an. „Ich glaube nicht, dass du dich in einer Position befindest, in der du dir erlauben kannst, derartige Fragen zu stellen."
    „Ich muss hier anscheinend mal die Führung übernehmen" , verkündete Lady Vickers, als hätte sie das nicht schon die ganze Zeit getan. „Newbury", bellte sie, „du gehst jetzt auf dein Zimmer, und morgen früh reist du ab."
    „Fällt mir nicht ein", antwortete er beleidigt.
    „Hast du Angst, alle sagen, du wärst mit eingeklemmtem Schwanz davongeschlichen?", fragte sie schlau. „Dann denk mal über die Alternative nach. Wenn du immer noch hier bist, wenn ich aufwache, erzähle ich allen, dass du die Nacht mit mir verbracht hast."
    Lord Newbury erbleichte.
    „Sie schläft normalerweise ziemlich lange", sagte Annabel hilfreich. Allmählich kehrten ihre Lebensgeister zurück, und nach allem, was Lord Newbury ihr angetan hatte, konnte sie sich eine kleine Spitze nicht verkneifen. Sie hörte, wie Sebastian neben ihr sich das Lachen verbiss, und fügte hinzu: „Ich aber nicht."
    „Außerdem", fuhr Lady Vickers fort und warf Annabel einen wütenden Blick zu, weil sie gewagt hatte, sie zu unterbrechen, „wirst du aufhören mit dieser albernen Suche nach einer Frau. Meine Enkelin heiratet deinen Neffen, und du wirst ihn erben lassen."
    „O nein ...", begann Lord Newbury zu toben.
    „Ruhe", fuhr Lady Vickers ihn an. „Robert, du bist älter als ich. Das schickt sich doch nicht."
    „Sie wolltest du mir schließlich auch zur Frau geben."
    „ Aber doch nur, weil ich dachte, du würdest bald sterben."
    Das

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