Rendezvous im Hyde Park
einen letzten Schluck Tee und legte sich dann wieder aufs Sofa. Es war kaum Mittag, er hatte noch Stunden, ehe er nach Hause zurückkehren musste, um sich für die Damen Trowbridge und Cellars zurechtzumachen.
Edward nickte und ging hinaus. Sebastian schloss die Augen und versuchte ein wenig zu schlafen, doch nach zehn Minuten gab er auf und griff nach der Zeitung.
Ein Schläfchen zu halten, wenn er allein war, war einfach zu schwierig.
Später an diesem Abend
Sie konnte ihn nicht heiraten. Lieber Gott, sie konnte es einfach nicht.
Annabel eilte blindlings durch den düsteren Korridor. Sie hatte versucht, ihre Pflicht zu erfüllen: sich so zu verhalten, wie es von ihr erwartet wurde. Doch nun war ihr übel, ihr Magen brannte, und vor allem brauchte sie frische Luft.
Ihre Großmutter hatte darauf bestanden, dass sie Lady Trowbridges alljährlichen Ball besuchten, und nachdem Louisa erklärt hatte, dass die Trowbridges ein ganzes Stück außerhalb Londons wohnten, auf der Heide bei Hampstead, hatte Annabel sich auch darauf gefreut. Lady Trowbridge hatte einen herrlichen Garten, der direkt auf die berühmte Heide von Hampstead hinausging, und bei schönem Wetter würde sie vermutlich Fackeln und Lampions aufhängen, damit sich die Gesellschaft nach draußen begeben konnte.
Doch bevor Annabel sich außerhalb des Ballsaals um-sehen konnte, hatte Lord Newbury sie gefunden. Sie hatte geknickst und gelächelt und sich benommen, als fühlte sie sich von seinen Aufmerksamkeiten geschmeichelt. Sie hatte mit ihm getanzt - zweimal - und auch nichts gesagt, als er ihr auf den Fuß getreten war.
Selbst dann nicht, als seine Hand zu ihrem Hinterteil gewandert war.
In einer Ecke des Raums hatte sie Limonade mit ihm getrunken, versucht, mit ihm zu plaudern, und gehofft und gebetet, dass sich etwas - irgendetwas - finden würde, was sich als interessanter erwies als ihre Brüste.
Aber schließlich hatte er sie irgendwie hinaus auf den Flur bugsiert. Annabel konnte sich gar nicht recht erklären, wie es passiert war. Es hatte mit einem Freund zu tun und einer Nachricht, die er weitergeben müsse, und bevor sie es sich versah, hatte er sie in einen dunklen Winkel manövriert und drückte sie an die Wand.
„Lieber Himmel", stöhnte er und grapschte mit einer fleischigen Hand nach ihrer Brust. „Ich krieg nicht mal die Hand darum."
„Lord Newbury", rief Annabel und versuchte, sich aus seinem Griff zu winden. „Hören Sie auf, bitte ..."
„Leg die Beine um mich", befahl er und presste seine Lippen auf ihren Mund.
„Was?", versuchte sie zu sagen, versuchte zu schreien, aber sie konnte ihre Lippen kaum bewegen.
Er grunzte und drückte sich an sie, und seine Männlichkeit drängte sich hart und begehrlich an ihren Bauch. Mit einer Hand packte er sie am Hinterteil und versuchte, ihr Bein in die gewünschte Lage zu bringen. „Heb den Rock, wenn es nötig ist. Ich will sehen, wie weit du kommst."
„Nein", keuchte sie. „Bitte. Ich kann nicht."
„Die Moralvorstellungen einer Dame und der Körper einer Hure." Kichernd zwickte er sie durch den dünnen Stoff in die Brustspitze. „Die perfekte Kombination."
Panik stieg in Annabel auf. Mit unwillkommenen Aufmerksamkeiten hatte sie schon öfter fertig werden müssen, aber noch nie von einem Mitglied des Hochadels. Und nie von einem Mann, der ihr Ehemann werden sollte.
Hieß das, dass er von ihr gewisse Freizügigkeiten erwartete? Noch bevor er um ihre Hand anhielt? Nein, unmöglich. Er mochte ein Earl sein und daran gewohnt, dass seine Befehle prompt ausgeführt wurden, aber das konnte doch nicht heißen, dass er eine ehrbare junge Dame kompromittieren durfte.
„Lord Newbury", sagte sie, um einen strengen Ton bemüht. „Lassen Sie mich los. Sofort."
Doch er lächelte nur und versuchte sie noch einmal zu küssen. Er roch nach Fisch, seine Hände waren große, schwammige Dinger, und sie ertrug es einfach nicht. So sollte es nicht sein. Mit Romantik oder wahrer Liebe hatte sie ja gar nicht gerechnet, aber ... lieber Gott, sie wusste nicht, womit sie gerechnet hatte. Jedenfalls nicht damit, dass dieser schreckliche Mann sie in einem fremden Haus an eine Wand drückte.
So konnte ihr zukünftiges Leben doch nicht aussehen. Doch nicht so!
Sie wusste nicht, woher sie die Kraft nahm; er wog sicher an die zweihundertfünfzig Pfund. Aber es gelang ihr, die Hände zwischen sich und ihn zu schieben, und dann stieß sie ihn von sich weg, so fest sie konnte.
Er taumelte
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