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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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über ihren Kopf hinweg zur Tür blickte. Und grimmig dreinschaute.
    Nervös leckte sie sich die Lippen und schluckte. Und drehte sich um. Lord Newbury hatte den Saal betreten.
    „Er sieht wütend aus", flüsterte sie.
    „Er hat keinerlei Anrecht auf Sie", stieß Mr Grey hervor.
    „Sie auch nicht", erwiderte sie leise. Sie sah zu einer Seitentür, die zum Waschraum der Damen führte. Doch Mr Grey legte die Hand auf ihr Handgelenk und hielt sie fest.
    „Sie können nicht davonlaufen", sagte er. „Wenn Sie das tun, wird jeder annehmen, dass Sie etwas falsch gemacht haben."
    „ Oder", erwiderte sie, und sie hasste das Gefühl der Panik, das sie fest in ihrem Griff hielt, „die Leute werfen einen Blick auf ihn und kommen zu dem Schluss, dass jede vernünftige junge Dame um ihn einen weiten Bogen machen würde."
    Aber natürlich kämen sie nicht zu diesem Schluss. Das wusste sie. Lord Newbury schritt mit stählerner Entschlossenheit auf sie zu, und die Menge teilte sich, um ihn passieren zu lassen. Danach floss sie natürlich wieder ineinander, die meisten mit Blick auf Annabel. Falls es zu einer Szene kommen sollte, wollte keiner sie verpassen.
    „Ich bin hier, direkt neben Ihnen", sagte Mr Grey leise.
    Annabel nickte. Es war erstaunlich - und erschreckend -, wie sehr sie das tröstete.

    Onkel", sagte Sebastian jovial, nachdem er aus langer Erfahrung wusste, dass dies der effektivste Tonfall war, „wie reizend, dich wiederzusehen.
    Obwohl ich sagen muss, durch ein einzelnes Auge sieht alles ganz anders aus." Er lächelte nichtssagend. „Sogar du."
    Newbury starrte ihn empört an und wandte sich dann an Annabel. „Miss Winslow."
    „Mylord." Sie knickste.
    „Ich hole Sie zum nächsten Tanz."
    Es war ein Befehl, keine Bitte. Sebastian erstarrte, wartete darauf, dass Annabel eine schneidende Antwort gab, doch sie schluckte nur und nickte. Aber es war wohl verständlich. Gegen einen Earl war sie ziemlich machtlos, und Newbury war schon immer eine eindrucksvolle, herrische Gestalt gewesen. Vermutlich musste sie auch gegenüber ihren Großeltern, die mit Newbury recht gut bekannt waren, Rechenschaft ablegen. Wenn sie sich weigerte, mit Newbury zu tanzen, würde sie sie in ziemliche Verlegenheit bringen.
    „Sieh zu, dass du sie mir wiederbringst", sagte Sebastian und schenkte seinem Onkel ein gänzlich unaufrichtiges, schmallippiges Lächeln.
    Newbury warf ihm nur einen eisigen Blick zu, und in diesem Augenblick wurde Sebastian klar, dass er einen schrecklichen Fehler begangen hatte. Er hätte nie versuchen dürfen, Annabel in ihre alte Stellung zurückzubrin-gen. Als Ausgestoßene wäre sie weitaus besser dran gewesen. Sie hätte zu ihrem Landleben zurückkehren und sich einen Squire suchen können, der sich genauso freimütig ausdrückte wie sie, und danach hätte sie glücklich und in Frieden leben können.
    Die Ironie war kaum zu ertragen. Jeder nahm an, dass Sebastian ihr nachlief, weil ihr Onkel sich für sie interessierte, dabei war es in Wirklichkeit genau umgekehrt.
    Newbury hatte ihr bereits den Rücken gekehrt. Bis er glaubte, dass es Sebastian tatsächlich ernst sein könnte.
    Und nun wollte er sie mehr denn je.
    Sebastian hatte gedacht, dem Hass, den sein Onkel für ihn empfand, seien Grenzen gesetzt, doch anscheinend war das nicht der Fall.
    „Miss Winslow und ich sind uns einig", sagte Newbury zu ihm.
    „Meinst du nicht, dass Miss Winslow diese Entscheidung treffen sollte?", sagte Sebastian leichthin.
    Der Blick seines Onkels loderte auf, einen Moment dachte Sebastian schon, er würde noch einmal versuchen, ihn zu schlagen, doch diesmal war Newbury auf die Begegnung vorbereitet und hatte sein Temperament besser im Griff.
    Er fuhr ihn nur an: „Du bist impertinent."
    „Ich bemühe mich nur, sie an den Busen der Gesellschaft zurückzuführen", sagte Sebastian sanft. Vorwurfsvoll. Wenn Newbury sich tatsächlich mit ihr einig gewesen wäre, hätte er sie niemals den Wölfen überlassen dürfen.
    Newburys Blick senkte sich auf Annabels Busen.
    Sebastian wurde übel.
    Newbury schaute wieder auf, und in seinen Augen glänzte etwas, was man nur als Besitzerstolz bezeichnen konnte.
    „Sie brauchen nicht mit ihm zu tanzen", sagte Sebastian ruhig. Zum Teufel mit ihren Großeltern, zum Teufel mit den Erwartungen der Gesellschaft. Keine Dame sollte mit einem Mann tanzen müssen, der sie in der Öffentlichkeit so begaffte.
    Doch Annabel warf ihm nur einen tieftraurigen Blick zu und sagte: „Ich glaube

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