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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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entschieden. „Hier, kommen Sie mit." Sie bedeutete Nettie, ihnen zu folgen, nahm Annabel am Arm und führte sie ein paar Schritte zurück. „Hier wohne ich", sagte sie. „Sie können sich hier ein wenig ausruhen."
    Annabel widersprach nicht. Sie war dankbar, irgendwo hinzukönnen, dankbar, dass ihr jemand sagte, was sie tun sollte.
    „Sie brauchen Tee", erklärte Olivia, als sie den Salon betraten. „Und ich brauche Tee, wenn ich Sie nur ansehe." Sie klingelte nach einem Dienstmädchen und bat um Tee. Dann setzte sie sich zu Annabel und nahm eine ihrer Hände zwischen ihre. „Annabel", sagte sie. „Darf ich Annabel sagen?"
    Annabel nickte.
    „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?"
    Annabel schüttelte den Kopf. „Ich wünschte, Sie könnten es."
    Olivia kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum und fragte dann vorsichtig: „Hat es mit meinem Vetter zu tun? Hat Sebastian irgendetwas getan?"
    „Nein!", rief Annabel aus. „Nein. Nein. Nein, bitte, er hat nichts damit zu tun. Er war so freundlich und großzügig.
    Wenn er nicht gewesen wäre ..." Sie schüttelte noch einmal den Kopf, diesmal jedoch so schnell, dass sie ganz benommen wurde und sich die Hand auf die Stirn legen musste.
    „Wenn Mr Grey nicht gewesen wäre", sagte sie, sobald sie sich kräftig genug zum Weiterreden fühlte, „wäre ich jetzt gesellschaftlich ausgestoßen."
    Olivia nickte langsam. „Dann kann ich nur annehmen, dass es mit Lord Newbury zu tun hat."

    Annabel nickte kaum merklich. Sie starrte auf ihren Schoß, auf ihre Hände, von denen eine noch immer von Olivias Händen umschlossen wurde. Die andere war zur Faust geballt. „Ich benehme mich sehr albern und selbstsüchtig."
    Sie atmete tief durch und versuchte sich zu räuspern, aber sie brachte nur einen schrecklichen erstickten Laut zustande.
    Ein Laut, den man machte, kurz bevor man in Tränen ausbrach. „Ich will... einfach nicht..."
    Sie vollendete den Satz nicht. Das war nicht nötig. Sie sah das Mitgefühl in Olivias Blick. „Er hat Ihnen also einen Antrag gemacht", sagte Olivia sanft.
    „Nein. Noch nicht. Aber er ist jetzt im Haus meiner Großeltern." Sie sah auf. Sie wollte nicht darüber nachdenken, was Olivia vielleicht in ihrer Miene, ihrem Blick sehen konnte, aber sie wusste auch, dass sie nicht ewig in ihren Schoß sprechen konnte. „Ich bin ein Feigling. Ich habe ihn gesehen und bin davongerannt. Ich dachte einfach ... wenn ich nicht nach Hause gehe, kann er mir auch keinen Heiratsantrag machen, und ich kann nicht Ja sagen."
    „Können Sie nicht Nein sagen?"
    Gebrochen schüttelte Annabel den Kopf. „Nein", sagte sie und fragte sich, warum sie so erschöpft klang. „Meine Familie ... wir brauchen ..." Sie schluckte und schloss die Augen, weil es so wehtat. „Nach dem Tod meines Vaters war alles sehr schwierig, und ..."
    „Schon gut", sagte Olivia und brachte sie mit einem sanften Händedruck zum Schweigen. „Ich verstehe schon."
    Annabel lächelte unter Tränen, weil sie dieser Frau so dankbar für ihre Freundlichkeit war. Dennoch wurde sie den Gedanken nicht los, dass sie sie bestimmt nicht verstand.
    Nicht Olivia Valentine mit ihrem liebevollen Ehemann und den reichen, vornehmen Eltern. Sie konnte unmöglich wissen, welcher Druck auf ihren Schultern lastete - das Wissen, dass sie ihre Familie retten konnte. Alles, was sie dazu tun musste, war, sich selbst aufzugeben.
    Olivia stieß die Luft aus. „Nun", sagte sie tüchtig, „wir können es um mindestens einen Tag hinauszögern. Sie können heute Nachmittag hier bleiben. Ich würde mich über die Gesellschaft freuen."

    „Danke", sagte Annabel.
    Olivia tätschelte ihr die Hand und stand dann auf. Sie ging zum Fenster und blickte hinaus.
    „Von hier aus kann man das Haus meiner Großeltern nicht sehen", sagte Annabel.
    Lächelnd drehte sich Olivia zu ihr um. „Ich weiß. Ich habe nur nachgedacht. Am Fenster kann ich immer besonders gut nachdenken. Vielleicht mache ich in einer Stunde oder so einen Spaziergang. Um nachzusehen, ob die Kutsche des Earls noch vor Vickers House steht."
    „Das sollten Sie lieber nicht tun", wehrte Annabel ab.
    „Ihr Zustand ..."
    „Hält mich nicht von einem Spaziergang ab", unterbrach Olivia sie mit amüsierter Miene. „Im Gegenteil, die frische Luft wird mir guttun. In den ersten drei Monaten war mir ziemlich elend, und wenn ich meiner Mutter glaube, werden die letzten drei Monate auch wieder unangenehm, also sollte ich die Zeit dazwischen genießen."
    „Das ist die

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