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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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mich festgestellt, dass ich die Augen schließen muss", sagte sie.
    Das weckte seine Aufmerksamkeit.
    „Wenn ich einzuschlafen versuche", spezifizierte sie. „Ich muss die Augen schließen. Wenn ich daliege und an die Decke starre, kann ich mich genauso gut gleich geschlagen geben. Mit offenen Augen werde ich wohl kaum einschlafen."
    Sebastian überlegte einen Moment und lächelte ironisch.
    „Ich starre an die Decke", räumte er dann ein.
    „Na also, da hast du dein Problem."
    Er drehte sich zu ihr. Sie sah ihn an, mit offener Miene und klaren Augen. Und während er so dasaß und sich wünschte, dass dies tatsächlich sein Problem wäre, dachte er plötzlich: Aber vielleicht ist es genau das. Vielleicht gibt es auf die kompliziertesten Fragen auch einfache Antworten.
    Vielleicht war sie seine einfache Antwort.
    Er wollte sie küssen. Dieser Wunsch überfiel ihn plötzlich und mit drängender Macht. Allerdings wollte er nur ihre Lippen mit den seinen berühren. Mehr nicht. Nur ein einfacher Kuss der Dankbarkeit, der Freundschaft, vielleicht auch der Liebe.
    Aber er würde sie nicht küssen. Noch nicht. Sie hatte den Kopf schief gelegt und sah ihn an, und als er ihren Blick sah, hätte er gern gewusst, was sie gerade dachte. Er wollte sie kennenlernen. Er wollte ihre Gedanken kennenlernen, ihre Hoffnungen und ihre Ängste. Er wollte wissen, worüber sie nachdachte, wenn sie nachts nicht schlafen konnte, und wovon sie träumte, wenn sie dann doch einschlief.
    „Ich denke an den Krieg", sagte er leise. Davon hatte er noch niemandem erzählt.
    Sie nickte. Ganz leicht, eine so winzige Bewegung, dass er sie kaum wahrnahm. „Das muss schrecklich gewesen sein."
    „Nicht immer. Aber das, woran ich nachts denke ..." Er schloss einen Moment lang die Augen, konnte den beißenden Geruch des Schießpulvers, das Blut und, das Allerschlimmste, den Lärm einfach nicht wegdrängen.
    Sie legte ihre Hand auf die seine. „Tut mir leid."
    „Es ist nicht mehr so schlimm, wie es schon einmal war."
    „Das ist gut." Sie lächelte aufmunternd. „Was, meinst du, hat sich verändert?"
    „Ich ..." Aber er sprach es nicht aus. Er konnte es ihr nicht sagen. Noch nicht. Wie konnte er ihr von seinen Romanen erzählen, wenn er noch nicht einmal wusste, ob sie ihr gefielen? Dass Harry und Olivia die Gorely-Romane so schrecklich fanden, hatte ihn nie weiter gestört - nun ja, nicht sehr zumindest -, aber wenn Annabel sie nicht mochte ...
    Das würde er nicht ertragen können.
    „Das bringt die Zeit wohl mit sich", meinte er. „Angeblich heilt sie ja alle Wunden."
    Sie nickte noch einmal, diese winzige Bewegung, die, wie er gern dachte, nur er sehen konnte. Dann sah sie ihn neugierig an, den Kopf ein wenig schief gelegt.
    „Ich glaube fast, deine Augen haben genau dieselbe Farbe wie meine", sagte sie staunend.
    „Was für schöne grauäugige Kinder wir haben werden", sagte er, ohne nachzudenken.
    Der unbeschwerte Ausdruck in ihren Augen verschwand, und sie wandte den Blick ab. Verdammt. Er hatte sie nicht drängen wollen. Noch nicht. Jetzt war er einfach so glücklich. Er fühlte sich absolut und ganz und gar wohl. Er hatte einem anderen Menschen eines seiner Geheimnisse verraten und der Himmel war dennoch nicht eingestürzt. Wie wunderbar sich das anfühlte - es überwältigte ihn beinah.
    Nein, das war nicht das richtige Wort. Sebastian runzelte die Stirn. Die richtigen Worte zu finden war von Berufs wegen seine Aufgabe, und er wusste nun nicht, wie er sich ausdrücken sollte. Er fühlte sich ... Erleichtert. Schwerelos.
    Ausgeruht. Und gleichzeitig hätte er am liebsten die Augen geschlossen, den Kopf auf ein Kissen neben ihr gelegt und geschlafen. So etwas hatte er noch nie erlebt.
    Und nun hatte er alles zerstört. Sie starrte auf den Boden, und ihre Wangen wirkten eingefallen, als wäre alle Farbe daraus gewichen. Sie sah nicht viel anders aus als vorher, sie war weder bleich noch errötet, doch sie wirkte irgendwie farblos.
    Es kam von innen. Es brach ihm das Herz.
    Nun sah er es vor sich - ihr Leben an der Seite seines Onkels. Es würde sie brechen, sie einfach langsam vertrocknen lassen.
    Das konnte er nicht zulassen. Auf gar keinen Fall.
    „Ich habe dich gestern gefragt, ob du mich heiraten willst", sagte er.
    Sie wandte den Blick ab. Diesmal sah sie nicht zu Boden, sondern einfach weg.
    Offenbar hatte sie keine Antwort. Benommen registrierte er, wie sehr ihn das schmerzte. Dabei hatte sie ihm nicht einmal einen Korb gegeben,

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