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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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nicht wahr, Devon?«
    »O nein, ganz und gar nicht! Du wirst es schon wieder gutmachen. Warte nur — es wird dich ganz schön viel Arbeit kosten, Buchstaben in diesen Holzschädel hineinzuprügeln!«
    »Oh!« Sie setzte sich auf. »Deine Lesestunde!«
    »Ich kann auf eine Lehrerin, die vor Müdigkeit bald umfällt, gut verzichten.«
    »Nein, sieh dir mal dieses Holz genauer an.«
    Er stand auf und betrachtete das Stück Holz, auf das sie mit Kohle einige Buchstaben geschrieben hatte.
    »Das bedeutet Devon. Ich glaube, so schreibt man deinen Namen richtig.«
    »Du weißt es nicht genau?« Ungläubigkeit und Enttäuschung spiegelten sich in seinem Gesicht.
    »Man kann manchmal einen Namen auf verschiedene Arten buchstabieren. Deinen Vornamen kannte ich nicht, also mußte ich raten. Hast du vielleicht eine Geburtsurkunde? Da könnten wir nachsehen.«
    »Eine was?« Vorsichtig steckte er das Holzstück in seine Tasche.
    »Eine Geburtsurkunde! Das ist ein Stück Papier, auf dem der Arzt deine Geburt beglaubigt.«
    Er stach mit einer Gabel in die auf dem Feuer schmorenden Kaninchen. Der Fleischsaft spritzte zischend in die Glut. »Als ich geboren wurde, war kein Arzt dabei. Nur meine Ma und eine Nachbarin. Aber ich habe eine Bibel, da steht was drin.«
    »Das ist genau das Richtige für uns! Könntest du sie morgen mitbringen? Und wir verschieben dann die erste Stunde. Natürlich nur, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Aber nein. Du schläfst mir sonst noch beim Buchstabieren ein. Komm, laß uns diese Karnickel essen.«
    Linnet stand auf, gähnte und streckte sich. Devon schaute rasch weg, weil ihr Kleid über der Brust aufzuplatzen drohte. Manchmal fragte er sich, ob sie überhaupt wußte, daß sie eine erwachsene Frau war... »Was hältst du von Sweetbriar?« fragte er.
    »Die Leute hier sind wirklich nett zu mir. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich das je wieder gutmachen kann. Kennst du Worth Jamieson?«
    »Sicher«, antwortete er und biß in einen Kaninchenschlegel.
    »Was weißt du über ihn?«
    »Er ist gern für sich. Ruhig. Arbeitet hart, sehr hart. Vor etwa zwei Jahren zog er hierher, steckte sich ein Stück Land ab und fing an, wie ein Wahnsinniger zu schuften. Er lebt allein. Einmal im Monat erscheint er bei mir im Laden und kauft das ein, was er so braucht.« Devon runzelte die Stirn. »Aber warum willst du das eigentlich wissen?«
    »Weil er mir einen Heiratsantrag gemacht hat.«
    Devon verschluckte sich fast. »Was?« rief er und hustete.
    »Ich habe gesagt, daß ich mich für Worth Jamieson interessiere, weil er mir einen Heiratsantrag gemacht hat.«
    Devon knirschte mit den Zähnen. »Du — du sitzt da, kalt wie eine Hundeschnauze, leckst dir den Fleischsaft von den Fingern und erzählst mir so ganz nebenbei, daß dich ein Junge gefragt hat, ob du ihn heiraten willst. Hast du schon so viele Anträge bekommen, daß das gar nichts Besonderes für dich ist?«
    »Aber nein!« erwiderte sie ernsthaft. »So viele waren es nun wirklich nicht.«
    »So viele! Bitte, was bezeichnest du mit >so viele    »Eigentlich nur zwei. Da gab es einen Mann in England, aber der war schon ziemlich alt. Und einer an Bord des Schiffes, auf dem wir nach Amerika gesegelt sind. Ich glaube, er lebt jetzt in Boston.«
    »Verdammt. Was bist du nur für eine Frau?«
    »Die ungewöhnlichste Frau vielleicht?« fragte sie in unschuldigem Ton. Sie starrten sich an und brachen dann in Gelächter aus.
    »Weißt du, in Kentucky gibt’s nicht viele Frauen — in der nächsten Zeit werden es viele Männer bei dir versuchen.« Er taxierte sie mit einem Blick. »So, wie du aussiehst, wirst du diesen Ort ganz schön durcheinander bringen. Hast du fertig gegessen? Dann werde ich die Knochen raustragen. Wird sowieso Zeit, daß ich gehe.« An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Was hast du Worth denn geantwortet?«
    »Danke.«
    Sein Gesichtsausdruck wurde wieder ärgerlich. »Danke? War das alles?«
    »Es ist eine Ehre, wenn ein Mann eine Frau fragt, ob sie ihn heiraten will. Schließlich fragt er ein Mädchen, ob sie ein ganzes Leben lang mit ihm zusammen sein möchte.«
    »Ich will von dir nicht hören, was ein Heiratsantrag be-deutet! Was hast du außer >Danke< noch zu Jamieson gesagt?«
    »Willst du vielleicht wissen, ob ich ja oder nein gesagt habe?«
    Er starrte sie wortlos an.
    Langsam strich sie ihr Haar glatt. »Ich habe ihm erklärt, daß ich ihm noch keine Antwort geben kann. Schließlich kenne ich ihn erst seit ein paar Stunden.«

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