Rendezvous in Kentucky
preisgab.
Die Tür öffnete sich. Gaylon schlurfte mit hängenden Schultern herein. Er sah viel älter aus, als Zeke ihn in Erinnerung hatte. »Morgen, Gaylon!« rief Zeke.
Gaylon stutzte. »Was bist du denn für ein Vogel?«
»Komm schon, du kennst mich doch! Zeke Hawkins! Ich habe euch ein paar Felle mitgebracht.«
»Hmph!« Der alte Mann gönnte dem Stapel kaum einen Blick.
»Sag mal, was ist hier eigentlich los?« fragte Zeke. »Wo steckt Mac? Und wo ist der alte Mann, der sonst immer am Kamin gesessen hat?«
Gaylon sah überrascht hoch. »Warst eben ’ne Zeitlang nicht hier. Es läuft alles anders jetzt. Jetzt führt nämlich ein wahrer Teufel den Laden. Läßt einen nur noch schuften!« Verächtlich spuckte er eine Ladung Kautabak auf den Boden.
Die Tür flog auf, und Mac betrat geschäftig den Raum. Zeke blieb der Mund offenstehen, als er ihn sah. Devon war mager geworden. Die Augen lagen tief in den Höhlen, sein Haar und seine Kleidung starrten vor Schmutz. »Mac.« Der Trapper stand auf und streckte seine Hand aus: »Ist lange her seit unserem letzten Treffen, glaub’ ich.«
Aber der junge Mann beachtete ihn gar nicht, sondern eilte sofort zum Ladentisch. »Hast du diese Felle gebracht?«
»Ja«, erwiderte Zeke zögernd.
Mac drehte sich zu Gaylon um: »Wie kommt es, daß du sie noch nicht gezählt hast?«
Gaylon spuckte erneut aus. Diesmal wäre der Tabaksaft fast auf Macs Füßen gelandet. »Hatte keine Zeit. Wenn du es damit so verdammt eilig hast, dann mach’s doch selbst! Ich hatte was anderes zu tun.«
»Es war wahrscheinlich wahnsinnig wichtig«, knurrte Mac, als Gaylon die Tür hinter sich zuschlug.
Zeke trat ein paar Schritte zurück. Was immer Mac auch in den letzten zwei Jahren zugestoßen sein mochte — so wie er sich jetzt benahm, gefiel ihm der Junge gar nicht. »Hast du was dagegen, wenn ich einige Tage hierbleibe?«
»Tu, was du nicht lassen kannst«, antwortete Mac finster. »Bist ja nicht mein Eigentum.«
»Das weiß ich«, meinte Zeke friedfertig.
Die Tür öffnete sich, und eine große Frau betrat den Laden.
»Was willst du denn hier, Agnes?« fragte Mac barsch.
»Auf jeden Fall nichts von deiner schlechten Laune«, konterte die Frau schlagfertig. »Ich bin bloß hergekommen, um mir die Stoffballen anzuschauen, die du bekommen hast.«
»Du weißt ja, wo sie liegen«, entgegnete Mac desinteressiert.
Agnes beachtete ihn gar nicht, als sie den Trapper erblickte. »Ja, wenn das nicht Zeke Hawkins ist! Wir haben Sie in Sweetbriar aber schon lange nicht mehr gesehen!«
Er lüftete seine Pelzmütze und lächelte: »Wie schön, daß
Sie sich an mich erinnern. War wirklich seit zwei Jahren nicht mehr in dieser Gegend, Ma’am. Hab’ mich weiter nördlich rumgetrieben. In der Gegend um Spring Lick.«
»Spring Lick? Ist das nicht der Ort, in dem sie sich immer treffen und darüber reden, daß Kentucky ein Bundesstaat werden soll?«
»So was in der Art geht da vor, Ma’am. Da gibt es einen Mann, der heißt Talbot, Friedensrichter Talbot, und man sagt, daß er der erste Gouverneur des neuen Staates wird.«
»Ein Gouverneur! Hast du das gehört, Mac? Kentucky wird seinen eigenen Gouverneur kriegen!«
Mac achtete nicht auf sie.
»Nun, Mr. Hawkins —«
»Für Sie nur Zeke, Ma’am.«
Sie lächelte: »Also — Zeke, ich bin ziemlich neugierig darauf, was Sie mir noch alles berichten werden. Warum kommen Sie nicht einfach zum Abendessen zu uns?«
Zeke sah sie ehrlich erfreut an. »Das ist das beste Angebot, das ich seit langem bekommen habe. Ich finde, es geht nichts über ’ne Mahlzeit, die von einer Frau gekocht wurde! Ob Sie es glauben oder nicht — ich wollte gerade Mac nach so was fragen.«
Mac hob träge den Kopf. »Ich habe keine Garküche für durchreisende Trapper.«
»Ach was, darum geht es nicht. Es geht um mein Gliederreißen. Diese verdammten Frühlingsregen machen es nur noch schlimmer, und auf der Erde schlafen tut mir auch nicht mehr besonders gut«, erklärte Zeke.
Mac knallte sein Kontobuch zu. »Es steht dir frei, hier auf dem Fußboden zu schlafen.«
»Ich möchte dir keine Umstände machen. Aber als ich eben in den Ort kam, habe ich gesehen, daß diese Blockhütte noch immer leersteht, und ich habe mich gefragt, ob ich dort nicht übernachten könnte...«
»Nein!« schrie Mac.
Verwundert warf Zeke einen Blick auf Agnes. Sie musterte Mac aufmerksam, als sie sagte: »Es tut mir leid, aber in dieser Hütte lassen wir alles so, wie es ist. So
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