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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Miranda sein Kind ist?« fragte Nettie ruhig.
    »O nein!« rief Linnet. »Sogar wenn...«
    »Ich kann es ihm noch nicht mal übelnehmen. Schließlich hast du seinen Stolz verletzt... Ach — sieh mal dort drüben. Wenn man vom Teufel spricht!«
    Ein großer, grauhaariger Mann ritt ihnen entgegen. Er wirkte viel jünger als die fünfzig Jahre, die er zählte. Die Schultern waren gerade, der Bauch flach. Er hatte immer das bekommen, was er sich wünschte. Linnet hegte den unbestimmten Verdacht, daß ihr Widerstreben, ihn zu heiraten, seine Bemühungen nur noch verstärkte.
    Der Richter zügelte sein Pferd vor den beiden Frauen, seine braunen Augen lächelten Linnet liebevoll zu, ehe sein Blick zu Nettie und Miranda schweifte. Mit einer nachlässigen Gebärde berührte er seinen Hut: »Hallo, Nettie. Na, alles in Ordnung bei euch?«
    »Aber sicher, Richter«, antwortete Nettie. »Ottis möchte, daß Sie mal vorbeikommen und sich die neue Maissaat anschauen, die er irgendeinem Trapper abgekauft hat. Ich glaub’ ja nicht, daß der Mais viel wert ist — aber Sie kennen ja Ottis! Der denkt immer, daß seine Aussaat besonders gut ist.«
    Der Richter verbiß sich ein Grinsen: »Ich komme heute noch vorbei.« Talbot wandte sich lächelnd an Linnet: »Findet heute keine Schule statt, Linnet?«
    »Doch, doch. Heute nachmittag. Alle haben mich gebeten, diesen Morgen die Schule ausfallen zu lassen. Ich muß zugeben, daß ich dem Gedanken an einen schulfreien Morgen auch nicht widerstehen konnte.«
    »Sie lassen den Kindern zuviel durchgehen, Linnet«, mahnte der Richter ernst.
    Nettie hüstelte. »Also — wie Linnet überhaupt mit solchen Rangen wie den Gather-Kindern zurechtkommen kann, geht über meinen Verstand! Sie wissen ja, Richter, daß Sie dringend einmal mit Butch Gather reden müssen! Wenn er sich ein bißchen weniger um seinen Laden und etwas mehr um seine Gören kümmern würde, wäre schon viel gewonnen!«
    Talbot stieg von seinem Pferd und stellte sich neben Linnet. »Nettie, Sie hören sich schon an wie Jule, die mir dauernd damit in den Ohren liegt, ich müßte was wegen deiner Ältesten unternehmen...«
    »Vaida ist ein liebes Mädchen, wie Sie sehr wohl wissen! Die sind doch nur neidisch, weil meine Kinder viel hübscher sind als ihre Satansbraten!«
    »Sei es, wie es sei — ich habe die Pflicht, jedem, der eine Klage vorbringt, Gehör zu schenken. Wenn Linnet sich über die Disziplin ihrer Schüler beschweren würde, müßte ich sofort einschreiten. Aber solange das nicht der Fall ist...« Er brach den Satz abrupt ab und sah Linnet fragend an.
    »Nein«, erklärte sie kurz, »ich habe keine Klagen. Aber... oh, ich muß mich jetzt leider sputen, weil ich vor Unterrichtsbeginn noch einiges vorzubereiten habe.« Linnet kniete nieder und drückte ihre Tochter an sich. Die Kleine lächelte ihrer Mutter zu. »Ich muß jetzt zur Schule, Miranda. Sei mein liebes kleines Mädchen und geh brav mit Tante Nettie. Willst du?«
    Miranda krähte eine Antwort, die wohl niemand außer der Mutter verstand, und ging willig zu Nettie.
    Der Richter nahm Linnets Arm und sagte: »Ich begleite Sie ein Stück, Linnet.«
    »War Ihre Reise erfolgreich?« fragte sie, als sie allein waren.
    »O ja.« Talbot sah ihr tief in die Augen. »Aber ich habe mich beeilt, um möglichst schnell wieder hier zu sein. Haben Jule und Ova Sie wieder geärgert?«
    »Nicht der Rede wert«, lächelte sie. »Ich muß jetzt leider gehen«, sagte sie, als sie an der Tür der kleinen Schule anlangten.
    »Ich komme nur für einen Augenblick mit hinein und...«
    »Nein«, unterbrach sie ihn.
    Er senkte betreten den Kopf. »Wie immer haben Sie recht, Linnet. Wissen Sie, daß Sie eine sehr kluge Frau sind? Natürlich schulden Sie mir nichts, weil ich ihr Kind und Sie aus Boston hergeholt habe. Nun ja«, lenkte er ein, als sie nicht antwortete, »das ist Vergangenheit... Ich habe noch eine Menge zu tun. Sehe ich Sie heute abend?«
    Linnet drehte sich um und lief in das Schulgebäude. Dieser Richter! Alle verehrten ihn und gingen zu ihm, um seine Erlaubnis für jedes neue Vorhaben einzuholen! Spring Lick hatte sogar den Beinamen »Die Stadt des Richters«. Gut, Sweetbriar wurde auch als »Macs Stadt« bezeichnet, aber welch ein Unterschied bestand zwischen den beiden Orten! Devon liebte die Einwohner von Sweetbriar — der Richter machte jeden von sich abhängig. Immer sorgte er für die anderen und weigerte sich stets, Bezahlung für seine Dienste anzunehmen. Er

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