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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Monatelang hatte sie jede Stellung angenommen, die sie kriegen konnte. Sie war Zofe bei einer faulen, verwöhnten Frau. Aber nachdem sie in Boston angekommen war, hatte ihre fortschreitende Schwangerschaft es nahezu unmöglich gemacht, solche Stellungen zu finden.
    Ihre Tochter Miranda wurde in einem katholischen Krankenhaus für ledige Mütter geboren. Dort hatte man Linnet dazu gedrängt, das Baby zur Adoption freizugeben. Aber ein einziger Blick in die blauen Augen ihres Kindes, die sie schmerzlich an Devons Augen erinnerten, hatte genügt. Sie würde lieber sterben, als sich von ihrem Kind zu trennen.
    Im Krankenhaus las sie eine Annonce, daß ein Mann in Boston eine Lehrerin für eine Schule in Kentucky suchte. Linnet wünschte sich nichts sehnlicher, als in die
    Wildnis zurückzukehren. Dort wollte sie ihr Kind großziehen.
    So bewarb sich Linnet bei Friedensrichter Talbot. Nach sechs Tagen des Wartens, die sie sehr zermürbten, bekam Linnet die Zusage.
    Es dauerte nicht lange, bis sie feststellte, daß sie einen Fehler begangen hatte. Talbot fand nämlich heraus, daß Linnet mitnichten eine Witwe war, wie sie ihm erzählt hatte, sondern eine ledige Mutter. Nun dachte der Friedensrichter, sie sei ein leichtes Mädchen. Auf dem Treck nach Kentucky hatte er einmal versucht, sie zu verführen. Linnet hatte ihm einen großen Tonkrug auf dem Kopf zertrümmert. Der Mann hatte die Botschaft verstanden.
    Aber Linnet besaß jetzt einen unversöhnlichen Feind.
    Der Friedensrichter hatte sie zwar seitdem in Ruhe gelassen, aber sein Stolz war verletzt, und er sann auf Rache. So stellte er Linnet zwar den Einwohnern von Spring Lick als Mrs. Tyler vor, doch innerhalb von ein paar Tagen wußte jeder, daß Miranda ein uneheliches Kind war. Linnet war klar, daß nur Talbot die Wahrheit verbreitet haben konnte.
    Die Bewohner von Spring Lick waren durch die Bank engherzige, klatschsüchtige Spießbürger, die heuchlerisch ihre Frömmigkeit dazu benutzten, jede ihrer Handlungen zu rechtfertigen. Zuerst hatten die Männer der Stadt anscheinend gewisse Gunstbezeigungen von Linnet erwartet. Linnet war es gelungen, sie in Schach zu halten, doch damit hatte sie sich nur noch mehr Feinde gemacht. Die Frauen haßten sie, weil sie ihre Männer in Versuchung führte. So stand Linnet zwischen allen Fronten.
    Deshalb sparte sie jeden Pfennig, den sie erübrigen konnte, um mit Miranda möglichst bald diese Stadt verlassen zu können. Nur eine Frau war in diesem Ort anständig zu ihr: Nettie Waters, Linnets einzige Freundin.
    »Wie groß Miranda geworden ist«, säuselte Jule Yarnall.
    »Erzähl mal — wem gleicht sie eigentlich — deiner Familie oder der deines, hmm, Mannes?«
    Linnet sah nicht auf. »Sie sieht meinem Mann ähnlich. Zumindest die Augen... Obwohl ich sagen muß, daß mein Mann dunkle Haare hatte.«
    Die Tür öffnete sich mit einem lauten Knall, und eine hübsche Frau in einem ausgewaschenen, aber sauberen Kleid trat ein. »Linnet, ich habe ein bißchen Wachs ergattert. Es müßte für ein paar Kerzen reichen. Könntest du mir vielleicht beim Gießen helfen?«
    Jule protestierte: »Vaida oder Rebecca könnten dir doch helfen. So große Mädchen — und nicht in der Lage, ihrer Mutter zur Hand zu gehen! Ich kann es kaum glauben! Aber vielleicht haben sie ja Wichtigeres zu tun, nicht wahr?«
    Nettie schenkte Jule ein eisiges Lächeln und sah fragend zu Linnet hinüber.
    Linnet lächelte dankbar. »Ich würde dir sehr gern helfen, Nettie.«
    Hastig packte sie die Wolle und das Schiffchen in den kleinen Korb und zog Miranda den Mantel über. »Ich kann dir gar nicht genug danken«, meinte sie, als sie draußen standen.
    »Och, ich habe mir nur gedacht, es wäre ein guter Zeitpunkt, um dich zu erlösen, weil sie ja genug Zeit hatten, meine Familie und mich zu betratschen. Jetzt müssen sie endlich Gelegenheit haben, über dich und Miranda herzuziehen!«
    Linnet mußte über die Bemerkung der Freundin herzlich lachen. Miranda drängte vom Arm ihrer Mutter, sie wollte laufen. Linnet nahm sie an die Hand, und die beiden Frauen paßten ihr Tempo dem des Kindes an.
    »Ein herrlicher Frühling dieses Jahr, findest du nicht auch?« meinte Nettie. »Die richtige Jahreszeit zum Heiraten.« Nettie warf einen neckenden Blick zu Linnet hinüber. »Wann kommt eigentlich der Richter zurück?«
    »Ich weiß es nicht genau.« Linnet wich dem forschenden Blick der Freundin aus.
    »Weißt du eigentlich, daß er das Gerücht verbreitet, daß

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