Rendezvous in Kentucky
schliefen? Ich war eine solche Närrin, daß ich sogar mit dir zusammengelebt hätte! Du hättest nur mit dem Finger schnippen müssen, und ich wäre zu dir gekommen! Du kannst nicht einmal erahnen, was ich an dem Tag fühlte, als du mich verlassen hast. Nun ja, das ist jetzt vorbei. Ich habe meine fünf Sinne wieder beisammen. Was ich einst für dich empfand, ist gestorben — Stück für Stück in mir gestorben — durch deine Zweifel, deine ewigen Anklagen, deinen immerwährenden Zorn! Jetzt möchte ich nur noch, daß du aus meinem Leben verschwindest! Ich will dich nie Wiedersehen. Und ich kann dir eines versichern: Es wird nicht länger als zehn Minuten dauern, bis ich mich von der unerfreulichen Erinnerung an dich befreit haben werde!«
Sie wollte hochmütig an ihm Vorbeigehen. Er packte ihren Arm und zwang sie, ihn anzusehen.
»Ich war ein verdammter Idiot, nicht wahr?« murmelte er. Aus seinen Augen leuchtete ihr etwas völlig Neues entgegen.
»Ja, das warst du wohl«, erwiderte sie mit müder, aber immer noch eisiger Stimme.
»Alles lief von Anfang an schief. Ich liebte dich und wußte es nicht einmal. Ich hatte Angst davor, wieder verletzt zu werden. Nach dem, was mit Amy passiert war, hatte ich einfach Angst! Du wußtest das, und wahrscheinlich jeder andere in Sweetbriar auch! Ich liebte dich immer schon. Nur — ich war so verblendet, daß ich es nicht gemerkt habe.«
Sie wand sich aus seinem Griff. »Und jetzt soll ich dir wohl in die Arme fallen und alles vergeben und vergessen. So geht es nicht! Siehst du denn immer noch nicht, was du mir angetan hast? Es ist noch keine Stunde her, da hast du mich beschuldigt, ich würde den Richter wegen seines Geldes heiraten! Ist dir je der Gedanke gekommen, daß ich mir vielleicht ein friedliches normales Leben wünschen könnte? Daß ich mir jemanden zum Mann nehmen möchte, der freundlich guten Morgen zu mir sagt, und zwar ohne irgendwelche Hintergedanken zu haben? Jemand, der mich nicht verdächtigt, ein Straßenmädchen zu sein? Du hast mich beschuldigt, mit jedem Mann, den ich nur angesehen habe, ins Bett zu gehen. Dazu kann ich dir nur eines sagen: Du bist der einzige Mann gewesen, der mich je berührt hat!«
»Linnet, ich...«
»Sieh mich nicht so an! Ich kann dir das alles nur sagen, weil es mir verdammt egal ist, was du von mir denkst! Es ist mir gleichgültig!«
»Aber ich liebe dich! Eben erst habe ich es dir gesagt!«
»Ach, und dieses Geständnis löscht die Vergangenheit aus? Warum hast du das nicht in dem Augenblick gesagt, als Miranda gezeugt wurde? Warum nicht an dem Tag, als du mich fandest, nachdem Cord mich entführt hatte?«
»Ich habe es doch damals noch nicht gewußt! Bitte, vergib mir!«
»Oh — ich soll dir also vergeben!« gab sie mit beißendem Spott zurück. »Du hast mir damals immer vorgeworfen, ich wäre hinter Cord her. Jetzt, nachdem Jahre vergangen sind, spazierst du in mein Leben und beschuldigst mich, ich hätte ein Verhältnis mit dem Richter. Mit dem Richter!« zischte sie wütend.
»Linnet, bitte!« Devon streichelte schüchtern ihren Arm. »Miranda ist doch meine Tochter...«
Sie wandte sich ab. »Welches Recht hast du denn auf deine Tochter? Warst du etwa da, als ich sie nach sechzehn Stunden Wehen zur Welt brachte? Warst du bei mir, als ich fast am Kindbettfieber gestorben bin und zwei Wochen zwischen Leben und Tod schwebte? Oder wolltest du nur beweisen, was ich für eine unmoralische Frau bin?«
Ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Moment. Devon wußte, daß sie die Wahrheit gesagt hatte. Seine Stimme klang gepreßt, als er gestand: »Noch nie hat mir jemand so deutlich gesagt, was für ein mieser Kerl ich bin und wie ekelhaft ich dich behandelt habe. Es ist eigentlich noch schlimmer für mich, weil ich so schlecht über dich gedacht habe. Du hast so recht! Ich weiß, daß es wenig Zweck hätte, dich um Verzeihung zu bitten. Aber vielleicht könnten wir ja von vorne anfangen? Ich würde dir das Leben leicht machen ...«
Linnet blitzte ihn an, ihr Mund war nur noch ein schmaler Strich. »Was für nette kleine Ideen du doch manchmal hast! Wir fangen neu an, die Vergangenheit wird ausgelöscht ... O nein, so einfach ist das nicht! Ich könnte dir niemals wieder vertrauen, dich niemals wieder lieben! Denn du wirst dich nie ändern. Sobald ich einen Mann nur freundlich begrüße, wirst du sofort mich gleich all der Dinge beschuldigen, die nur du dir ausdenken kannst! Ich bin mir auch sicher, daß dir eines
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