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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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mußte noch satteln«, antwortete Linnet kurz. »Ich muß jetzt los. Leb wohl, meine Freundin.«
    Sie umarmten sich innig.
    »Viel Glück, Linnet. Ich wünsch’ dir alles Glück der Welt. Bitte, sei vorsichtig, ja?«
    Linnet schwang sich in den Sattel des großen Rappen.
    »Kannst du wirklich mit Pferden umgehen?« fragte Nettie besorgt, als sie ihr Miranda reichte.
    »Aber sicher.«
    »Ich werde deinen feinen, englischen Akzent vermissen«, rief Nettie und wischte sich die Tränen aus den Augen. Aber Linnet hörte sie nicht mehr. Sie hatte die Zügel aufgenommen und war mit ihren Gedanken bereits auf dem gefahrvollen Ritt, der vor ihr lag.
    »Wo ist der Junge?« lauteten Phetnas Begrüßungsworte, als sie Linnet und die schlafende Miranda erblickte.
    »Der Richter —«, Linnet schluckte, »er hat Devon an Crazy Bear ausgeliefert.«
    »Crazy Bear — ist das nicht der, der Ihre ganze Familie umgebracht hat?«
    »Genau der. Aber er wird niemanden mehr aus meiner Familie töten.« Linnet hob Miranda vom Pferd und reichte sie Phetna hinunter.
    »Sie denken doch nicht etwa dran, sie zu suchen?«
    »Genau das habe ich vor.«
    »Allein? Ich habe Sie immer für ein kluges Mädchen gehalten! Anscheinend habe ich mich geirrt.« »Bitte, Phetna. Fangen Sie nicht auch noch an. Ich habe das schon mit Nettie durchgesprochen.«
    Phetna schwieg einen Moment, ehe sie sagte: »In Ordnung. Sie sollen Sie suchen! Aber Sie gehen nicht allein!«
    »Sie können nicht mit mir kommen, Phetna. Sie sind zu —«
    »Sie brauchen es nicht auszusprechen! Ich weiß, daß ich Ihnen keine Hilfe wäre... Aber Gelbe Hand kann’s!«
    »Gelbe Hand? Ist er etwa hier?«
    »Nein, aber er wird gleich kommen. Ich hab’ nämlich mit ihm eine Art Notsignal vereinbart. Kommen Sie ins Haus. Gelbe Hand wird in ein paar Minuten hier sein.«
    In der Hütte nahm Phetna ein Horn von der Wand, ging damit hinaus und blies ein Signal in jede Himmelsrichtung. Dann begann das Warten. Phetna packte die Satteltaschen voller Maismehl und Trockenfleisch. Währenddessen schrieb Linnet ihren Letzten Willen auf den Einband von Phetnas Bibel. Im Falle ihres Todes sollte Phetna der Vormund von Miranda werden.
    »Wenn ich in zwei Wochen nicht zurück bin, dann können Sie —«
    »Still!« unterbrach Phetna sie. »Ich werde für die Kleine sorgen, bis Sie zurückkommen. An eine andere Möglichkeit denke ich gar nicht erst. Hier, essen Sie lieber was, und reden Sie nicht soviel dummes Zeug!«
    Linnet packte vorsichtig Devons vier Schnitzereien aus. »Ich habe sie mitgebracht, weil —«
    »Weil Sie nie mehr nach Spring Lick zurückkommen werden! Jetzt seien Sie still, und essen Sie! Ich habe da noch was, das sie brauchen könnten. Ich geb’s Ihnen gleich.«
    Keine der beiden Frauen bemerkte die Ankunft von Gelbe Hand. Wie ein Geist stand er auf einmal in der Hütte. »Ich bin hier«, raunte er leise.
    Linnet erzählte ihm in kurzen Worten, was Devon zugestoßen war. Der junge Mann hörte ihr aufmerksam zu.
    »Du brauchst nicht mit mir zu gehen«, sagte sie schließlich. »Ich schaffe es auch allein.«
    Der Indianer warf sich stolz in die Brust. »Wie willst du ihn finden? Kannst du Spuren lesen?«
    »Ich...«
    »Frauen können das nicht. Kannst du reiten?«
    »Ja.«
    »Dann reiten wir gleich los. Es ist schon zuviel Zeit vergeudet worden.« Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als Linnet auch schon hinauslief und auf ihr Pferd stieg.
    Phetna kam ihnen nach und reichte Linnet ein Gewehr, Pulver und Kugeln. »Können Sie damit umgehen?«
    »Ja.«
    »Dann gehen Sie mit Gottes Segen. Kommen Sie gesund wieder! Alle!«
    Als der letzte Hufschlag vom Dunkel der Nacht verschluckt worden war, ging die alte Frau ins Haus, setzte sich in ihren Schaukelstuhl und betrachtete die schlafende Miranda. Es schien ein hoffnungsloses Unterfangen zu sein, jemanden so Gerissenen wie Crazy Bear aufspüren zu wollen. Phetna seufzte und erinnerte sich daran, daß sie eigentlich heute nach Sweetbriar reiten wollten.
    Sie schloß die Augen und legte den Kopf zurück. Sie erinnerte sich an die Tage ihrer Jugend in Sweetbriar. Das war vor dem schrecklichen Feuer gewesen... Noch heute erinnerte sie sich deutlich, wie jeder einzelne dort aussah.
    »Ob Doll wohl immer noch so häßlich ist?« murmelte sie. Doll hätte bestimmt mitgeholfen, nach Slades Jungen zu suchen. Doll, Gaylon und Lyttle — sie alle hätten helfen können. Sie lächelte, als sie an den imposanten Anblick dachte, den Agnes Emerson mit ihrer

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